++ Update vom 26.01.2022: Mittlerweile hat man sich bei Disney zur Kritik von Peter Dinklage gemeldet. Ein Unternehmenssprecher verweist gegenüber dem Hollywood Reporter darauf, dass der Schneewittchen-Realfilm neue Wege beschreiten würde:
"Um die Stereotypen aus dem Original-Zeichentrickfilm nicht zu verstärken, verfolgen wir mit diesen sieben Figuren einen anderen Ansatz. Dafür haben wir uns mit Mitgliedern der kleinwüchsigen Gemeinschaft beraten. Wir freuen uns darauf, mehr darüber zu berichten, wenn der Film nach einer langen Entwicklungszeit in Produktion geht"
Ähnlich wie im Falle von Aladdin und Mulan stütze man sich auf intensive Beratungen mit Kulturexperten, damit die Live-Action-Version von Schneewittchen dem aktuellen Klima gerecht werde. Der Film befände sich seit drei Jahren in Entwicklung und man habe sich bereits in einem frühen Stadium der Produktion auf eine angemessene Umgestaltung der Zwerge eingeschlossen.
Trotz dieser wohklingenden Worte könnte man nun natürlich spitzzüngig fragen, warum man gerade einen vielseitig kritisch beäugten Film wie Mulan als leuchtendes Beispiel für Interkulturalität und Mitmenschlichkeit verkaufen musste. Der schwierige Vergleich hinterlässt für die Schneewittchen-Adaption jedenfalls einen bitteren Nachgeschmack...
++ News vom 25.01.2022: In Form des noblen und wortgewandten Kleinwüchsigen Tyrion Lennister hat sich Peter Dinklage in die Herzen von Millionen Game of Thrones-Fans gespielt. Eine Darbietung als einer der sieben Zwerge im Schneewittchen-Realfilm scheint für ihn aber definitiv nicht infrage zu kommen. In einem Gespräch mit dem Komiker und Joker-Darsteller Marc Maron sagte Dinklage in dessen WTF-Podcast, dass er "verblüfft" über Disneys Heuchelei bei der kommenden Live-Action-Neuverfilmung von Schneewittchen und die sieben Zwerge sei.
Stein des Anstoßes ist für ihn das Casting von Schauspielerin Rachel Zegler, die in einer für ihn durchweg antiquierten Geschichte die Rolle des Schneewittchen übernimmt: "Es ergibt für mich keinen Sinn, weil man sich auf der einen Seite fortschrittlich gibt und dann trotzdem diese verdammt rückständige Geschichte von sieben Zwergen inszeniert, die in einer Höhle leben. Wer zum Teufel segnet so etwas ab?"
Dinklage betont aber, dass er nicht gegen die Darstellerin hetzen wolle, sondern dass es ihm darauf ankäme, die verantwortlichen Studio-Bosse des Realfilms von Schneewittchen auf ihren kategorischen Denkfehler aufmerksam zu machen. Er denke, dass diese wohl mächtig stolz auf das Casting einer Schauspielerin mit kolumbianischen Wurzeln für eine nunmehr 85 Jahre alte Vorlage seien und wirft ihnen Heuchelei vor. Während des Interviews stellte er die rhetorische Frage, ob sein schauspielerisches Engagement denn nichts zum Diskurs beigetragen habe.
Wenn man stattdessen aber eine Variante von Schneewittchen mit dem "abgefucktesten, coolsten, progressivsten Spin" erzählen wolle, dann würde Peter Dinklage das definitiv befürworten. Sein Gesprächspartner Maron führte dann aus, wie das Schneewittchen-Reboot für die Produzenten wohl ein "no brainer" gewesen sein muss, weil das Studio durch die Besetzung mit einer Latina progressiv wirken könne und erneut mit massig potenziellen Einnahmen für eine im Kern angestaubte Geschichte rechnen dürfte.
Dinklage betonte außerdem, dass es nur wenig Solidarität mit den Belangen kleinwüchsiger Menschen gäbe und dass derartige Meldungen für gewöhnlich lediglich Schulterzucken hervorrufen würden. Bereits in der Vergangenheit betonte Dinklage, dass nach wie vor problematische Stereotype in Medien existierten und diese stetig reproduziert würden.
Im August 2018 teilte Dinklage gegenüber Entertainment Weekly beispielsweise folgendes mit: "Das Zwergenwerfen gibt es immer noch. Es gibt immer noch Menschen meiner Größe, die sich zur Weihnachtszeit als Elfen verkleiden. Und wenn alle so weitermachen, wird es auch nicht aufhören." Dementsprechend sei es "knifflig zu sondieren, welche kreative Ideen in die Welt gesetzt werden und wie man mit deren Erbe umgehe", so der Schauspieler damals.
Für einen überaus talentierten Charakterdarsteller, wie Peter Dinklage es zweifellos ist, muss es furchtbar ernüchternd anmuten, dass sich an den bestehenden Sichtweisen nur allmählich etwas ändert. Wie steht ihr zu den harschen Äußerungen zu den vorangegangenen Casting-Entscheidungen bei den Realverfilmungen zu Schneewittchen und Arielle: Ist die vorgebrachte Kritik überzogen oder legt sie den Finger in die richtige Wunde?