Denn als Ford einem der gestörten Hosts zu Diagnose-Zwecken gegenüber sitzt, muss er sich ein paar gruselige Wahrheiten ins Gesicht sagen lassen. Evolution kennt man bekanntlich als Mutation, und genau das machen die Androiden in Westworld durch. Man bekommt als Zuschauer reichlich zitierfähige philosophische Aussagen geliefert, die sich um die Themen Freier Wille, Evolution, Emotion, Leidenschaft, Träume, Sünden, Schöpfung und Schöpfer, die Realität drehen - Grundsatzfragen des Menschseins und der Existenz.
Anders als bei Lost ist schnell klar, dass und von wem diese Welt geschaffen wurde, und auch wozu. Doch dieses Wissen ändert nichts an der Dramatik oder Spannung des Ganzen, das Vorhersehbare wird schnell zum unvorhergesehenen Desaster. Zwar werden Hosts aussortiert, damit aber nicht die Anomalie vollständig rückgängig gemacht, die jeweiligen Auswirkungen werden also im Verlauf der Serie die Spannung ausmachen. Dazu der intellektuelle philosophische Unterbau, der vor Anspielungen nur so strotzt, auch so ziemlich jedes Buch, jeder Film zum Thema wird neben dem Michael Crichton-Klassiker spürbar. Keine leichte Unterhaltung, denn man muss gut aufpassen, was so gesagt wird, jede Kleinigkeit zählt.
Die Rollen sind top besetzt und visuell hat HBO wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Blutig wird die Western-Idylle sehr schnell und wartet im Verlauf auch mit einigen horriblen Szenen auf. Ein wirkungsvoller Kontrast. Wir werden wahrscheinlich kein Glas Milch mehr trinken können, ohne dabei an Westworld zu denken - auch wenn die Milch auf bereits zuvor Bekanntes in verschiedener Weise anspielt. Der Pilot "The Original" erfüllt schon einmal die hohen Erwartungen, nun darf man gespannt sein, ob sich das Level im Verlauf wird halten können.
Nächste Woche geht es bei HBO mit Westworld Episode 2 "Chestnut" weiter, unten ein neuer Trailer für euch, was in den kommenden Wochen ansteht, sowie die mal wieder coolen Opening Credits.