Hans Zimmer hat bei Man of Steel riesige Fußstapfen zu füllen. John Williams&39; Original-Score in den Donner-Filmen ist immer noch untrennbar mit Superman verbunden, weswegen Zimmer eigentlich auch schon dankend abgelehnt hatte, weil es für ihn so wäre, wie Beethovens Neunte neu schreiben zu müssen. Überraschend überlegte er es sich aber doch noch anders und übernahm den kniffligen Job, dem Reboot einen völlig neuen, eigenen Klang zu verpassen. Was für eine gewaltige Herausforderung er sich da aufgeladen hat, verriet er nun in einem Interview.
Es sei wirklich ganz schön Respekt einflößend, da Williams ohne jeden Zweifel der größte Filmkomponist da draußen und sein Superman-Thema eines seiner Meisterwerke sei, so Zimmer. Also habe er seine Aufgabe drei Monate lang vor sich her geschoben und einfach keinen Einstieg gefunden, zu einschüchternd sei der Gedanke gewesen, in Williams&39; Fußstapfen zu treten.
Als er dann soweit war, setzte sich Zimmer mit den Kernfragen von Man of Steel auseinander, um den richtigen Ton zu treffen: Was, wenn du außergewöhnlich bist, es aber dein einziger Wunsch ist, dich der Menschheit anzuschließen, menschlich zu werden? Was bedeutet es überhaupt, menschlich zu werden? Und was bedeutet es, ein Außenseiter zu sein, der mit aller Macht zur menschlichen Rasse gehören möchte? Heutzutage sei alles mit Ironie, Sarkasmus, Verbitterung und Dunkelheit getränkt, der Film feiere jedoch alles, was an Amerika gut und schön war, so wie kleine Städte, in denen die Leute ihre Türen nicht verriegeln, Nachbarn zusammenkommen und Familien noch Familien sind.
Auch das Man of Steel-Setting hat Zimmers Kompositionen stark beeinflusst. Kaum jemand achte auf den Mittleren Westen der USA, wo die ehrbaren, einfachen Menschen leben, die das Herz der Story ausmachen, ebenso wie der arglose Titelheld, der kein so komplizierter, mit Fehlern behafteter Charakter wie Batman und auch in keinster Weise politisch sei. Er bemühe sich nur, ein besserer Teil der Menschheit zu werden - für Zimmer ganz wichtige Aspekte.
Eine weitere Einschätzung des Films kommt von Joe Letteri, dem Direktor der vielfach ausgezeichneten Effektschmiede Weta Digital, der Man of Steel für eine tolle Neuinterpretation der Superman-Geschichte hält. Ihm zufolge haben Regisseur Zack Snyder und Co. viel von der Affektiertheit der Comics weggelassen und sich so weit wie möglich an den Realismus gehalten. Fantastische Elemente gibt es immer noch, ein Großteil davon wurde aber zurückgeschraubt, um den Eindruck zu erwecken, als ob das alles tatsächlich passiert sein könnte.
Ob der Plan aufgeht oder Comicfans sich vor den Kopf gestoßen fühlen, wird sich ab dem 20. Juni zeigen, wenn Man of Steel bei uns in den Kinos läuft.
Eine kleine Hommage an die alten Filme kann ruhig dabei sein. 
