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The Tree of Life

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The Tree of Life

"The Tree of Life": Unsere Filmkritik

"The Tree of Life": Unsere Filmkritik
19 Kommentare - Mo, 13.06.2011 von Moviejones
Unser Autor Robert B. verrät euch in seiner Filmkritik, ob sich der Kinobesuch von "The Tree of Life" lohnt.

Fünf Filme in 38 Jahren. So lautet die Bilanz von Terrence Malick. Doch wenn der ehemalige Philosophie-Lehrer einen neuen Film plant, reißen sich in Hollywood sämtliche Stars darum, eine Rolle zu ergattern. Dabei spielt es keine Rolle, ob als Hauptdarsteller, Nebenrolle oder Cameo. Hauptsache man darf mit dem Regie-Genie arbeiten. Denn es kann ja durchaus passieren, dass Malick zwischendurch eine 20-jährige (!) Pause macht, so geschehen zwischen In der Glut des Südens und Der schmale Grat. Daher kommt die Ankündigung eines neuen Projekts in der Traumfabrik fast schon einem Ereignis gleich.

Aber da der gute Herr ja auch nicht jünger wird, präsentiert der scheue Regisseur nur fünf Jahre nach The New World dem Publikum nun seinen nächsten Film. The Tree of Life nennt sich der kreative Erguss, der im Wettbewerb um die Goldene Palme von Cannes, dem wichtigsten Filmfestival der Welt, die Nase um den begehrten Hauptpreis vorne hatte und alle Konkurrenten in den Schatten stellte. Zu Recht? Nach 138 wunderbaren einzigartigen Minuten übertrifft The Tree of Life nicht nur alle Erwartungen: Dieses Glanzstück ist ohne Frage eines der Highlights der vergangenen Jahre. Wer sich darauf einlässt, erlebt eine visuell intensive und emotional wuchtige Reise, wie man sie schon lange nicht mehr im Kino erlebt hat. Ein Meisterwerk.

Der kleine Jack (Hunter McCracken) wächst in den 50er Jahren als ältester von drei Brüdern in einer gläubigen Familie auf und lebt ein strenges und diszipliniertes Leben. Eigentlich scheint alles in Ordnung, doch während seiner Erziehung und der Vorbereitung auf eine Zukunft in der harten, umkämpften Welt der Erwachsenen bilden sich nach und nach Risse im Kreis der Familie. Denn hinter der heilen Fassade landet Jack zwischen den grundverschiedenen Positionen seiner Eltern. Dank seiner Mutter (Jessica Chastain) besitzt der Junge die Fähigkeit, Liebe und Empathie zu entwickeln, sein Vater (Brad Pitt) hingegen möchte ihn auf die feindliche Umgebung und den Überlebenskampf in einer gnadenlosen Gesellschaft vorbereiten und stärken. Dadurch findet er sich zwischen den Fronten und den Idealen seiner Eltern wieder. Im Verlauf seiner Kindheit begegnet er viel Leid und muss sich mit dem Tod auseinandersetzen. In diesen dunklen Sog hineingezogen verändert sich seine Kindheit für immer und endet in einem düsteren Labyrinth, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Als erwachsener Mann (Sean Penn) in der modernen Gegenwart angekommen, scheinen sich die Prophezeiungen seines Vaters zu bewahrheiten und Jack hat jede Hoffnung verloren. Als verlorene Seele sucht er nach dem Sinn der menschlichen Existenz, seinem festen Platz im Leben. Bis ein entscheidendes Ereignis ihn zu einer überwältigenden Erkenntnis führt, ein Ereignis, das einem Wunder gleich kommt...

The Tree of Life ist ein Werk voll Rätsel und Tiefsinn, das die Geschichte einer texanischen Familie im gleichen Atemzug mit dem Beginn des irdischen Lebens und dem Ende des uns bekannten Universums erzählt. Eine Tour durch die Geschichte um das Mysterium des Daseins. Der Regisseur stößt dabei Schicht für Schicht in das Gedächtnis von Jack O'Brien vor, bis in das kleinste Detail entfalten sich hier die Sorgen und Qualen des jungen Protagonisten. Während der Erinnerung an die Kindheit eröffnen sich schleierhafte Welten, die den Zuschauer zum Mitfühlen einladen. Malick verwebt dabei hervorragend universelle und persönliche Themen miteinander. Das Leben und Leiden der Familie O'Brien findet sich in einem übergeordneten Rahmen wieder, währenddessen die unbegrenzte Macht der Erde und die gewaltige Dimension des Universums verarbeitet werden, ohne dass je die Emotionen der intimen Geschichte untergehen. In bildgewaltigen, magischen Sequenzen zeigt der Regisseur den Urknall und die Entstehung allen Lebens, welches unnachgiebig wächst, zerstört wird und sich wieder in neuen verschiedenen Formen aufbaut und weiterentwickelt. Wunderschön. Die Natur wird kraftvoll in ihrer reinen und unbändigen Pracht auf die große Leinwand gezaubert und begeistert ausnahmslos. Terrence Malick verfügt über eine unfassbare Bildsprache, die auch in längeren Passagen ohne Dialoge auskommt und doch alles aussagt. Der Score rundet das Ganze perfekt ab, bietet passende kirchlich-orchestrale Klänge und unterstützt die Wirkung der gezeigten Bilder eindrucksvoll. Doch auch gerade dann, wenn in einigen Momenten Stille herrscht, nimmt der Film ungemein an Kraft zu und steigert die Intensität eindrucksvoll.

Brad Pitt brilliert als strenger, aber liebender Familienvater während der gesamten Laufzeit. Der Mime, der für seine ungeheure Wandlungsfähigkeit bekannt ist, stemmt mühelos die vielseitigen Eigenschaften seiner Figur Mr. O'Brien und hebt die enormen Erwartungen, den Glauben und den Zorn auf das Gesellschaftssystem auf den Punkt genau vor. Nebenbei gesagt ist der Oscar für Herrn Pitt schon lange überfällig, es wird Zeit, dass sich daran mal etwas ändert. Pitts Interpretation ist äußerst subtil angelegt, präzise öffnet er sich dem Kinobesucher und lässt Empfindungen zu. Eine starke Vorstellung. Die unbekannte Jessica Chastain überzeugt ihm gegenüber als fürsorgliche, spirituelle Ehefrau und Mutter. Das Wesen ihrer Figur zeichnet sich durch Güte und Geduld aus, sie ist das Komplement ihres Mannes und zeigt Gefühle und Emotionen. Sie ist das Herz der Familie, der Zusammenhalt. Pitt symbolisiert in gewisser Weise die Natur in ihrer aggressiven, rauen und wilden Art, Chastain wiederum die göttliche Gnade und Vergebung. Das Zusammenspiel harmoniert dabei immer. Die Darsteller der drei O'Brien Geschwister, allesamt Laienschauspieler, zeigen ebenfalls eine großartige Performance. Hunter McCracken geniest als jüngere Version von Jack natürlich die meiste Aufmerksamkeit, jedoch erweisen sich alle drei Besetzungen als absoluter Volltreffer. Selten sah man eindrucksvollere Jungschauspieler in der letzten Zeit.

Zu Sean Penn lässt sich sagen, dass sein Auftritt leider nur kurz ausgefallen ist. Der vollgepackte Terminkalender ließ nur eine beschränkte Anzahl an Drehtagen zu, so dass man seinen Auftritt schon fast als Cameo verbuchen kann. Trotzdem gelingt es Penn dank seiner grandiosen Körpersprache ganz ohne große Worte die Tragik des erwachsenen Jack gekonnt darzustellen und zu transportieren. Dies passt somit auch optimal zu der eigentlichen Inszenierung von The Tree of Life.

Terrence Malick hat ein faszinierendes, geradezu kosmisches Epos geschaffen, das seinesgleichen sucht. Wer sich mit der Thematik und der Botschaft, die der Film vermitteln möchte, ernsthaft auseinandersetzt, bekommt eine mutige, einfühlsame Kinoperle präsentiert, kurzum mit das Beste, was es bis jetzt in diesem Jahr zu sehen gab. Wir vergeben 5 von 5 Hüten.

Der The Tree of Life Filmstart ist am 16. Juni.

Quelle: Moviejones
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19 Kommentare
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Petra82 : : Schneefeger
13.06.2011 22:13 Uhr
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Dabei seit: 07.10.08 | Posts: 2.030 | Reviews: 15 | Hüte: 82
@Rotschi: Bei deinem Kommentar eben hätte ich erwartet, du sagst sowas wie 3/5 oder so, auf jeden Fall viel weniger wink

Aber ich finde 4 und 5 spielen definitiv in einer hohen Liga - die marginalen Unterschiede sind wirklich subjektiv.

Warum bin ich nicht aus Stein wie du...?

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Rotschi : : M. Myers
13.06.2011 21:53 Uhr
0
Dabei seit: 17.12.09 | Posts: 1.534 | Reviews: 6 | Hüte: 53
Wahnsinn wieder 5 von 5 Hüten. Werde ich mir auch so definitiv im Kino anschauen, weil ich ein großer Malick-Fan bin. "Der schmale Grat" beispielsweise ist auch ein genialer Film gewesen.
Hinzu kommt noch Brad Pitt und eine Prise Sean Penn, besser kanns eigentlich nicht werde.
Ich hoffe diesmal nur, dass die Kritik von MJ diesmal auch bei mir so zündet. Bei "X-Men - Erste Entscheidung" war MJ leider auch vollends begeistert, woraufhin ich mit wahrscheinlich zu großen Erwartungen in den Film gegangen bin. Hätte X-Men höchstens 4 von 5 Hüten gegeben. Aber Geschmäcker sind nun mal verschieden.
Dennoch bin ich äußerst gespannt auf "The Tree of Life"

Und natürlich auch dieses Mal vielen Dank an MJ für die super Kritik ;)
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BlackSwan : : Moviejones-Fan
13.06.2011 19:40 Uhr
0
Dabei seit: 05.02.11 | Posts: 0 | Reviews: 22 | Hüte: 57
Wow - das klingt genau nach dem, was ich bisher von dem Film erwarte - ich kann nur hoffen, dass ich es genau so empfinden werde, wie es die gut geschriebene Kritik darstellt -  Ich bin sehr gespannt! Für mich: Kinopflicht!
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patertom : : Fieser Fatalist
13.06.2011 17:21 Uhr
0
Dabei seit: 20.01.10 | Posts: 4.401 | Reviews: 95 | Hüte: 23
gute kritik.


ich fand, als ich schon vor wochen die story las, dass das ein ganz interessanter film werden könnte und da brad pitt mitspielt gab es auch etwas, was vorab für den film sprach^^


ka, obs fürs kino reicht, aber anschauen werd ich den sehr wahrscheinlich dann auf dvd.
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