Nach dem größten und erfolgreichsten Film aller Zeiten backen Anthony und Joe Russo kleinere Brötchen, dafür aber viele verschiedene. Sie haben alle Freiheiten und sind in der beneidenswerten Position, mit ihrer eigenen Produktionsfirma AGBO Projekte vorantreiben zu können, die ihnen besonders am Herzen liegen. Projekte wie Cherry, ihre erste Regiearbeit seit Avengers - Endgame, die laut Joe Russo am Ende des Sommers zur Veröffentlichung bereit sein wird. Die Frage ist nur, wann die Kinos bereit dafür sein werden...
In die Hauptrolle schlüpft Tom Holland, den die Russos als Spider-Man gefördert haben, und er liefert offenbar voll ab. Holland sei in dem Film außergewöhnlich, es sei eine oscarwürdige Performance von ihm, denkt Joe Russo. Er zerreiße sich förmlich, physisch und emotional. Cherry sei ein Film, der sich über Jahrzehnte erstrecke, und Holland spiele eine sehr komplizierte Person, die drogenabhängig sei, an einer posttraumatischen Belastungsstörung leide, Banken ausraube und sich in einer scheiternden Beziehung befinde - eine sehr komplizierte Rolle, in der er vorzüglich sei. Wenn man einen Charakter habe, der dieses Ausmaß von Verdorbenheit erreiche, sei es unbezahlbar, ihn von jemandem wie Holland spielen lassen zu können, der von Natur aus so sympathisch sei, dass man immer mit ihm mitfiebere, egal, welche schrecklichen Enscheidungen er treffe. Fürs Publikum verändere so etwas die ganze Präsentation eines Films, glaubt Russo. Er könne gar nicht genug darüber reden, Holland haue ihn in Cherry einfach um.
Und womit machen er und sein Bruder dann weiter? Auf einer persönlichen Ebene gehe es ihnen um Geschichten, die sie erzählen wollen, und darum, welchen Bezug sie zu diesen Geschichten haben, so Russo. Sie haben Projekte, an denen sie seit Jahren arbeiten, die sie auf die Leinwand bringen wollen. Große, geheime Projekte für neue Universen. Drei Projekte, die sie wahrscheinlich direkt nacheinander im Laufe der nächsten zwei oder zweieinhalb Jahre inszenieren werden, seien schon startklar. Man werde sie bekannt geben, wenn die Zeit reif sei, aber sie decken das gesamte (Genre-)Spektrum ab. Eines davon könnte sicher ein Actionfilm sein, teast Russo, und einige große Universumsgeschichten seien auch dabei.
Vielleicht meint er damit ja den geplanten Battle of the Planets-Realfilm, basierend auf der amerikanisierten Version der japanischen Anime-Serie Science Ninja Team Gatchaman (beides aus den 70er Jahren) über fünf Waisen, die von jungen Jahren an dafür trainiert wurden, ein intergalaktisches Elite-Team namens G-Force zu bilden, und geschworen haben, die Erde und deren Verbündete vor außerirdischen Bedrohungen zu beschützen. Es werde keine direkte Adaption der Serie sein, sagt Russo. Man werde eine eigene Geschichte rund um eine Gruppe genetisch veränderter Kids erzählen, die an einem Weltraumkrieg beteiligt seien, sei allerdings noch in einer relativ frühen Phase.