Disneys Übernahme von 21st Century Fox hängt nur noch an Kleinigkeiten, gemessen daran, welche Hürden (Comcast als hartnäckiger Mitbieter, die Genehmigung durchs US-Justizministerium...) bereits genommen wurden. Man wartet noch auf behördliche Genehmigungen größerer internationaler Märkte, bevor der Deal finalisiert werden kann. Beide Firmen haben ihre Aktionäre darüber informiert, dass dies - vom 20. Juni 2018 an gerechnet - innerhalb der nächsten sechs bis zwölf Monate geschehen soll. Was bedeutet, dass Disney noch vor Ablauf dieses Jahres die Kontrolle übers Fox-Filmstudio 20th Century Fox haben könnte, obwohl die meisten davon ausgehen, dass dies nicht vor Anfang nächsten Jahres der Fall sein wird.
Es ist also an der Zeit, sich zu fragen, welche Folgen die 71,3 Mrd. $-Transaktion für 20th Century Fox und die laufenden Projekte des Studios haben wird. Ein neuer Bericht des Wall Street Journal bringt Licht in diese Angelegenheit. So kann man erwarten, dass sich 20th Century Fox erheblich verkleinern wird, sobald der Deal abgeschlossen ist. Für die Arbeitsmoral der 2.300 Angestellten, die vor einer ungewissen Zukunft stehen und womöglich um ihre Jobs bangen müssen, dürfte das nicht gerade vorteilhaft sein. Zumal Fox dazu verpflichtet ist, so zu tun, als werde man überleben, und weiterhin neue Filme und Ideen entwickeln zu lassen, ohne sich sicher sein zu können, was Disney letztlich mit ihnen vorhat.
20th Century Fox, ein 83 Jahre altes Studio, könnte als solches sogar ganz aufgelöst werden, denn wie das Wall Street Journal schreibt, ist unklar, ob Disney die Marke Fox beibehalten und als eigenes Studio weiterverwenden wird. Relativ sicher dürfen sich allerdings die beiden prestigeträchtigen Tochterunternehmen Fox Searchlight Pictures, das Zuhause des Oscar-Abräumers Shape of Water - Das Flüstern des Wassers, und Fox 2000, die auf literarische Adaptionen wie zuletzt Love, Simon spezialisierte Zweigstelle, fühlen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit bestehen bleiben.
Und was wird nun aus den Fox-Filmen? Disney beabsichtigt, alle zu veröffentlichen, die schon fertiggestellt oder zum Zeitpunkt der Übernahme in Produktion sind, während diejenigen, die sich dann noch mitten in der Entwicklung befinden, bangen müssen. Um es am Beispiel der X-Men-Filme festzumachen: X-Men - Dark Phoenix und New Mutants, die zwar beide noch Nachdrehs vor sich, ihre Hauptdreharbeiten aber beendet haben, werden entgegen anderslautender Gerüchte sehr wohl erscheinen. Denn zumindest als "in Produktion befindlich" sollten sie doch gelten. X-Men - Dark Phoenix (mit Kinostart am 14. Februar 2019) wird vermutlich noch von Fox selbst ins Kino gebracht, New Mutants (am 22. August 2019) dürfte in Disneys Händen landen. Andere X-Men-Projekte wie Gambit oder die geplanten Filme über Doctor Doom, Kitty Pryde und Multiple Man hingegen sollten sich besser ranhalten, sonst ist Zittern angesagt. X-Force bzw. Deadpool 3 nehmen wir da mal aus, wir haben nämlich so das Gefühl, dass Deadpool auch bei Disney Narrenfreiheit genießen wird.
Die größten Fox-Franchises, also X-Men/Fantastic Four und Avatar, wird man erst einmal so übernehmen, wie sie sind. Jedoch soll die Produktion kostspieliger Filme, die nicht zum familienfreundlichen Image und Franchise-Fokus des Mauskonzerns passen, zurückgeschraubt werden. Call of the Wild, die Neuverfilmung von Jack Londons Abenteuerroman "Ruf der Wildnis", oder Mouse Guard eine als Game of Thrones mit Mäusen beschriebene Comicverfilmung, haben etwa gute Karten, den Disney/Fox-Deal unbeschadet zu überstehen, weil sie in Disneys Beuteschema fallen. Auch Filme wie Spione undercover - Eine wilde Verwandlung, The Woman in the Window oder Death on the Nile, die Fortsetzung vom Mord im Orient Express, könnten als Disney-Filme in die Kinos kommen. Ganz genau wissen wir das aber erst, wenn von Fall zu Fall darüber entschieden wurde.