Rectify
Veröffentlicht am 03.12.2014 - 2 Kommentare
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Wegen angeblicher Vergewaltigung und Ermordung einer Teenagerin saß Daniel Holden (Aden Young) 19 Jahre lang in der Todeszelle und wartete nur darauf, zu sterben. Doch als ein DNA-Test seine Unschuld beweist, kann er plötzlich in seine Heimatstadt Paulie, Georgia zurückkehren, wo sich der Mord ereignet hat und viele ihn immer noch für schuldig halten. Besonders die Familie des Opfers begegnet dem frisch Entlassenen mit einer gehörigen Portion Skepsis. Aber nicht nur Holdens Ruf ist dahin, er hat auch seine liebe Mühe, sich nach so langer Zeit wieder in der Freiheit zurechtzufinden. So sieht er sich mit ihm fremden Familienmitgliedern konfrontiert und muss feststellen, dass sich während seiner Abwesenheit auch sonst einiges verändert hat.
Ein Leben lang
Daniel Holden wurde in seiner Jugend wegen Mord und Vergewaltigung zu lebenslanger Haft verurteilt. Lediglich seine Schwester und deren idealistischer Anwalt haben stets an die Möglichkeit ihn freizubekommen geglaubt. Und tatsächlich: 2 Jahrzehnte nach der Tat lassen neue DNA-Spuren Zweifel an der rechtmässigen Verurteilung aufkommen. Zudem kann der Polizei nachgewiesen werden, in der Tatnacht sich zu schnell auf einen Verdächtigen festgelegt zu haben. Holden kommt frei und kann endlich zurück zu seiner Familie. Bzw. zu dem, was früher seine Familie war. Bzw. zu dem, was früher seine Heimat war.
Rectify gehört zu den Serien, die kein breites Publikum gefunden haben, aber dafür eine treue Fangemeinde. Die Mischung aus Kriminal-, Justiz- und Familiendrama entwickelt nach und nach einen Sog, dem man sich schwer entziehen kann. Hauptdarsteller Aden Young spielt die Hauptrolle so authentisch und in sich ruhend, als ob er tatsächlich 20 Jahre von der Außenwelt abgeschnitten gewesen wäre. Fremd im eigenen Bett, auf der Suche nach Identität und danach, ob er die ihm zur Last gelegte Tat wirklich begangen hat.
Wie sich herausstellt, stand Daniel Holden auch in Abwesenheit stets im Mittelpunkt. Und nun, nach seiner Rückkehr, steht er noch mehr im Mittelpunkt und bringt inner- wie außerfamiliäre Stukturen nach und nach zum Einsturz. Je mehr er versucht, dies zu verhindern, desto mehr geschieht es. Ein unaufhaltsamer Kreislauf, aus dem es nur einen Ausweg gibt.
Drehbuchautor und Oscarpreisträger Ray McKinnon bietet einen sorgfältigen Einblick in die amerikanische Mittelschicht und das amerikanische Justizsystem. In ruhiger Fahrt bekommen die Figuren Zeit zur Entwicklung, bis in Staffel 3 die Grenze zwischen Haupt- und Nebenrollen kaum noch zu erkennen ist. Ein herausragend gecastetes Ensemble und der Mut, nicht jede Frage zu beantworten, machen aus Rectify eine große Perle, von der so manche Szene in Erinnerung bleiben wird.
P.S.: Mit der 4. und letzten Staffel gelingt es dann, den längsten Epilog aller Zeiten als "Staffel" zu verkaufen. Verdient ist verdient.
