Zunächst sind es nur Kleinigkeiten, die kaum jemandem auffallen. Bei einem Vortrag fällt Professorin Alice Howland plötzlich ein Wort nicht ein. Wenig später dann verliert sie beim Joggen die Orientierung, obwohl sie die Strecke fast jeden Tag läuft. Die 50-jährige, die an der Columbia University Linguistik lehrt, ahnt bald, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Aber die Diagnose ist trotzdem ebenso unerwartet wie erschütternd: Alice leidet an einem seltenen Fall von frühem Alzheimer. Ihre jüngste Tochter Lydia, die sich in Los Angeles als Schauspielerin versucht, ist die erste, die bemerkt, dass mit ihrer Mutter etwas nicht stimmt. Beim Familienbesuch an Thanksgiving scheint zwar alles wie immer, nur dass sich Alice der Freundin von Sohn Tom gleich zweimal vorstellt. Doch auch aus anderen Gründen können Alice und ihr Ehemann John es nicht länger vermeiden, den drei älteren Kindern die Wahrheit zu sagen. Denn weil diese Form der Krankheit vererbbar ist, könnten sie auch ganz direkt betroffen sein.
Die Thematik des Alzheimers wird hier sehr behutsam, aber auch sehr bewegend erzählt. Die Handlung ist sehr gut und man merkt den Abbau des Geistes über einen langen Zeitraum. Dies ist sehr gut umgesetzt worden und man hat einen sehr guten Zeitablauf. Man hat eine sehr gute Lösung gefunden, sich nicht über das Thema lustig zu machen, wie es streckenweise "Honig im Kopf" getan hat. Auch der familiäre Teil trägt einen sehr großen Teil dazu bei, wie es sein muss, wenn man einen angehörigen hat, der an Alzheimer erkrankt ist. Die hervorragende schauspielerische Umsetzung hat mir sehr gut gefallen und man sieht auch den nach und nach körperlichen Zerfall an. Die Musik ist sehr zurückhaltend und passt sehr gut zu diesen Thema.
Ich kann Ihnen nur empfehlen, sich "Still Alice - Mein Leben ohne gestern" anzuschauen, denn er hat es geschafft, das Thema Alzheimer sehr gut umzusetzen.
Großartige Produktion, großartige oscarprämierte Hauptdarstellerin. Ohne Holzhammer (Und morgen Mittag bin ich tot) oder Manipulation (Das Schicksal ist ein mieser Verräter) nähert sich der Film behutsam dem Schicksal einer Professorin, welcher durch eine Alzheimererkrankung im wahrsten Sinne des Wortes das Leben entgleitet. Unscheinbare Zeitsprünge dokumentieren präzise den schubweisen Zerfall der Protagonistin durch diese spezielle Form der Erkrankung. Jede Geste, jedes nicht (richtig) ausgesprochene Wort sagen etwas über das Seelenleben von Alice aus, die sich von ihrer Familie sowohl entfremdet als sich ihr auch annähert.
Der Film legt ein paar gängige Klischees über Mütter-Töchter-Beziehungen und Karrierefrauen auf, ohne aber diese Klischees als Roten Faden für die auf einer Romanvorlage basierenden Geschichte zu benutzen. Der zentrale Punkt, auf den alles zusteuert, wird früh eingeflochten und eröffnet eine emotionale Zwickmühle, die jeder einmal durchlaufen wird, der mit schwerer Krankheit in irgendeiner Form in Berührung kommt.
Kein mitleidsheischendes Krankheitsdrama, eine Ode an das Leben und den Respekt gegenüber Menschen. Gleich welcher Lebenslage. (8von10)