du sprichst hier natürlich die gratwanderung bezüglich der kontroversen thematik an und ich stimme dir zu, dass sie tarantino gelingt. Eine interessante Frage wäre, wie der Film rezipiert würde, hätte ein schwarzer Regisseur den Film gedreht ;). Ob Tarantino ein ernsthaftes Statement gibt ... er hat sicher einen klaren Standpunkt ... und wie er sagte, ging es ihm primär darum das Thema überhaupt wieder aufleben zu lassen. Das hat er geschafft ...
Die Auswahl der Musik war wiederum hoch interessant, aber ich persönlich war ihrer Nutzung etwas enttäuscht. Da hätte er noch gezielter - gerade mit Leitmotiven und dergleichen - arbeiten können.
Am besten gefallen hat mir da der kontrastive Einsatz von "Für Elise". Meisterhafte Szene!
Trotz durchgehender Unterhaltung, ist der Film dennoch zu lang und dramaturgisch sehr undiszipliniert. Tarantino kann sich einfach nicht von seinen Ideen trennen, selbst wenn es dem Film gut getan hätte. Gerade dieser Zusatz am Ende, als er selbst (nochmal) auftritt, war meiner Meinung nach unnötig. Als Schauspieler ist er auch nicht annährend soviel Wert wie als Regisseur ...
Ich persönlich finde, die Basterds hatten hier, gerade was das Ende betrifft, mehr zu bieten. Was den Humor angeht, gehts hier natürlich etwas schneller und direkter zur Sache, aber die Story an sich gibt nicht ganz so viel her, um das so in die Länge zu ziehen.
Naja, für mich macht das wohl einen Großteil meiner Begeisterung für Tarantino aus, nämlich dass er manches auch einfach drin lässt, was so manch anderer rausgenommen hätte. Allein die komplette Diskussion um die Kapuzen mit dem Cameo von Jonah Hill ist für sich genommen völlig irrelevant für den Film. Aber ich mag diese Herangehensweise, weil sie ihn halt doch sehr von den meisten anderen Filmemachern abhebt. Und die Art wie sich Tarantino selbst wieder aus dem Film verschwinden lässt ist so selbstironisch und endgültig, dass ich nicht umhin kam, ihm da Absicht im Sinne eines "Was mach ich hier eigentlich als Darsteller, raus damit" zu unterstellen.
"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
naja, da muss man schon unterscheiden. Grundsätzlich stimm ich dir ja zu. Ich mag das auch, wenn Tarantino eine Szene sehr lange, lose oder unerwartet weiterlaufen lässt und dadurch einen stimmigen Stil kreiert.
aber hat ja nichts damit zu tun bzw. heißt nicht, dass man ganze Szenen (oder Sequenzen) unter Zwang in einen Plot stopft, wenn sie schlicht nicht gut reinpasst bzw. der Film ohne diese Szene/Sequenz sehr viel zielgerichteter und runderen Charakter hätte. Also wenn sie nur da ist, weil Quentin sie unbedingt im Film haben wollte. .. "Kill your Darlings" ist das Stichwort.
Und ich hatte gerade mit der letzten Sequenz da durchaus meine Probleme - vor allem weil sie eben auch als individuelles "Set piece" nicht allzu spannend war ...
Da geh ich schon mit dir konform, mitunter kann man streichen. Für mich persönlich war Django Unchained nach den letzten Tarantinos eine sehr positive Überraschung, allerdings kann das mit meiner Affinität für Spaghetti-Western zusammenhängen. Wie dem auch sei, ich stehe da voll zu meiner Einschätzung und denke mal, dass es hier wie so oft ne Empfindenssache ist, wie man den Film einschätzt. Ne Kritik deinerseits würde mich allerdings jetzt sehr reizen
"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
ja klar ist das wieder ne Sache, die man individuell verschieden auslegen kann. Ich wollte nicht sagen, dass deine da falsch sei, sondern schlicht, dass ich das etwas anders aufgefasst habe.
Eine Kritik werde ich nicht nochmal schreiben (bzw. übersetzen). Meinen größten Kritikpunkt kennst du ja jetzt schon - nochmal nachlesen kannst du es bei Interesse natürlich auf meinem Blog...
Grundsätzlich wollte ich natürlich auch keineswegs den Eindruck erwecken, dass mir der Film nicht gefallen hat. Im Gegenteil. Aber als "Geniestreich" würde ich ihn nicht bezeichnen. Die Basterds hatten mir besser gefallen. Wobei sich auch da die Begeisterung von mal zu mal noch gesteigert hat - könnte bei Django auch der Fall sein - wobei ich gerade weniger davon ausgehe.
Unabhängig von der Diskussion unterhalb finde ich die Kritik zum Film selbst sehr gut geschrieben und unterstreicht auch die Argumente, die ich selbst an dem Film gut heiße.
Ob der Film nun besser ist als Inglourious Basterds oder umgekehrt ist natürlich eine interessante Diskussion.
Ich persönlich bin von beiden ziemlich in den Bann gezogen worden. Da bereits bei dem Nazi-Klamauk Western-Attitüden eingebaut wurden wenn man teilweise an die hinterlegte Filmmusik denkt, ist dieser Film wahrscheinlich die logische Schlussfolgerung. Meiner Meinung nach sind beide Filme ziemlich genial, weil sie ja gerade so sind wie sie sind- einfach Tarantino-Style.
Wie immer eine sehr schöne Kritik, auch wenn ich die Höchswertung hier für unangebracht halte. Gerade in den letzten 45 min. gab es meiner Meinung nach etwas zu viele Längen und das Ende hat mir auch nicht zugesagt. Der Stoff bzw. die Story gibt einfach zu wenig her für 3 Stunden Laufzeit. Aber die erste Stunde finde ich persönlich ebenfalls sehr rund, dannach schwächelt der Film, wie gesagt, etwas. Aber insgesamt doch ein sehr guter Film mit guten Darstellen, allen voran natürlich Christoph Waltz, der hier wirklich eine Glanzleistung abliefert, einem netten Soundtrack (auch wenn er mir nicht hundertprozentig zugesagt hat^^) und sehr schöner "Atmosphäre". Ich persönlich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und köstlich amüsiert. Alles in allem würde ich dem Film wohl 8/10 Punkten geben.
Ich lobe dich für die grandiose Kritik und betrachte 5 Hüte als zutreffend. Ob der Film jetzt zu lang ist, darüber lässt sich streiten. Freilich geht er 160 Minuten, aber genau so ist Tarantino eben. Außer der Kapuzenszene hätte ich eigentlich nichts geschnitten. Mir persönlich gefällt Django besser als IB, aber das liegt daran, dass ich Western mag und in IB den langen und typischen Tarantino-Shootout vermisst habe. P.S.: Weiß jemand wie der letzte Trilogie-Teil aussehen wird?
Kritik: Django Unchained von ZSSnake
ZSSnake | 26.01.2013