
Bewertung: 4 / 5
One Battle After Another zeigt Regisseur Paul Thomas Anderson von seiner kompromisslosesten Seite. Der Regisseur, der mit Filmen wie Boogie Nights, Magnolia oder There Will Be Blood schon oft bewiesen hat, dass er Größe mit Intimität verbinden kann, liefert hier ein Epos, das sich zwischen Action, politischem Kommentar und Familienmelodram entfaltet.
Im Zentrum steht Bob Ferguson, gespielt von Leonardo DiCaprio, ein desillusionierter Ex-Revolutionär, der nach Jahren der Stille von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Als seine Tochter entführt wird, muss er sich erneut in ein Netz aus Geheimorganisationen, Milizen und alten Feinden begeben.
Trailer zu One Battle After Another
DiCaprio spielt diesen innerlich zerrissenen Mann mit einer Mischung aus Müdigkeit und fiebriger Entschlossenheit, und sein Spiel verleiht der Geschichte ein emotionales Fundament. Doch es sind nicht nur DiCaprio, die Handlung und Andersons Handschrift, die überzeugen - besonders Sean Penn und Benicio Del Toro glänzen in ihren Rollen. Penn verkörpert Colonel Lockjaw als furchteinflößenden, beinahe wahnsinnigen Antagonisten, ein überaus starker Auftritt. Del Toro wiederum verleiht der Figur des Sensei Sergio eine fast mystische Gravitas, die Andersons Szenen noch mehr Tiefe gibt. Penn gibt seinem Antagonisten eine gefährliche Mischung aus Charisma und Wahnsinn, während Del Toro mit seiner stoischen Präsenz den Gegenpol bildet - und damit sind beide maßgeschneidert für diese ambivalente Welt.
Hinzu kommt Teyana Taylor, die in der Rolle der kämpferischen Perfidia eine elektrisierende Energie entfaltet: Sie verkörpert eine Frau, die zwischen Idealismus und Selbstzerstörung schwankt, ein ruheloser Geist, der jede Szene auflädt und dem Film eine zusätzliche Schärfe verleiht. Ihre Performance ist verstörend und begeistert, weil sie diese Figur nicht nur spielt, sondern beinahe verkörpert. Und es ist schön, Regina Hall hier wiederzusehen - diese bringt mit ihrer Präsenz Wärme und Entschlossenheit auf die Leinwand, eine Bodenhaftung, die inmitten all des Furors wohltuend wirkt und daran erinnert, welch vielseitige Schauspielerin sie ist.
Anderson inszeniert das alles mit einer Wucht, die bisweilen überwältigt. Schon der Auftakt, ein radikaler Anschlag auf ein Internierungslager, ist ein Paukenschlag - doch der Höhepunkt findet sich gegen Ende des Films: eine ausufernde Verfolgungsjagd durchs amerikanische Hinterland, die visuell atemberaubend ist und das Hirn fast überfordert. Staub, Licht, Kamerafahrten und die rohe Verzweiflung, die in den Szenen spürbar ist, steigern sich zu einem echten Kinoerlebnis.
Nicht jeder Moment ist makellos. Mit fast drei Stunden Laufzeit dehnt sich die Geschichte sehr aus, und die mitunter jazzig-aufgekratzte Musikspur über viele Augenblicke hinweg ist sehr enervierend. Doch gerade dieser nervöse Score, mit seinen schrillen Instrumenten und hektischen Rhythmen, passt zu der fiebrigen Atmosphäre des Films und verstärkt das Gefühl, dass man sich in einem ständigen Ausnahmezustand befindet.
Am Ende bleibt ein Werk, das groß denkt und groß spielt – manchmal überladen, oft brillant, manchmal lächerlich, immer intensiv. Ein Film, der nicht jedem gefallen will, aber genau deshalb so stark wirkt. One Battle After Another ist ein riskantes, überbordendes und gleichzeitig herausforderndes Stück Kino, getragen von einer Besetzung, die kaum besser gewählt sein könnte.
