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Kritik: Blade Runner 2049 von MobyDick

MobyDick | 13.10.2017

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3 Kommentare
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MD02GEIST : : Godzilla Fan #1
13.10.2017 16:16 Uhr
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Dabei seit: 01.01.13 | Posts: 2.557 | Reviews: 29 | Hüte: 218

@ MobyDick
Vielen Dank für diese Kritik. Nun ergibt sich ein Bild.

Ich finde es sehr gut, wie du es für dich aufgeschlüsselt hast. Deine Kritikpunkte sind nachvollziehbar, aber es zeigt sich doch: wir haben eine unterschiedliche Herangehensweise bezüglich dem Sinn vom BLADE RUNNER 2049.

Nochmals vielen Dank! Ich kann mich wiederholen, wenn ich mal schaffe den ersten Teil wieder zu schauen, schreibe ich eine Kritik so schnell wie möglich und erläutere meine Position. Du bist herzlichst eingeladen diese dann zu lesen.

Monsters are born too tall, too strong, too heavy—that is their tragedy - Ishiro Honda
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Sully : : Elvis Balboa
13.10.2017 18:54 Uhr
0
Dabei seit: 29.08.09 | Posts: 10.557 | Reviews: 30 | Hüte: 555

@Moby

Ich möchte weder Deinen Schreibstil (bezüglich der beiden Blade Runner Kritiken) kritisieren, noch Dir Deine Meinung irgendwie absprechen. Ich persönlich finde nur die gesamte Bewertung etwas konfus. In der Kritik zu Teil 1 zerreißt Du den Film in einem Maße, wie ich ich es selten erlebt habe (völlig legitim, wenn Du es so siehst) und ich habe nach Deinen Ausführungen deshalb maximal 1/5 Hüten bzw. 2/10 Punkten erwartet. Stattdessen bekam er 4/5 bzw. 8/10. Da musste ich mir glatt die Augen reiben.

In der Kritik zum 2.Teil betonst Du, dass es für Dich ein "richtig, RICHTIG guter" Film ist. Du vergibst am Ende 4,5/5 Hüten, was der Kritik entspricht. Dann kommst Du aber zum Fazit, dass Teil 1 für Dich besser sei.

Das überraschte mich dann doch sehr, weil es trotz der ausführlichen Erklärungen, jedenfalls für mich, keinen richtigen Sinn ergeben mag.

Ich persönlich bin mit Blade Runner übrigens auch nie richtig warm geworden, kann seine Bedeutung jedoch ebenfalls nachempfinden. Den 2.Teil werde ich deshalb aber erst im Heimkino schauen.

Es kommt im Leben nicht darauf an wie viel Du austeilst, sondern darauf wie viel Du einstecken kannst und trotzdem weiter machst!

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MobyDick : : Moviejones-Fan
14.10.2017 14:35 Uhr | Editiert am 14.10.2017 - 19:46 Uhr
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Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Sully (das wird jetzt wirklich ein bißchen länger, aber ich hoffe, damit alle Fragen endgültig geklärt zu haben):

Es ist irgendwie ein bißchen wie verhext mit der BR Kritik: Mal wird mir nicht genügend Mühe oder Kenntniss unterstellt, dann wird da Vulgarität und Anfeindung gegenüber Scott herausgelesen, dann werden einzelne Passagen und Wörter auf die Waagschale gelegt und über verschiedene Posts diskutiert und schließlich kommst du und liest es komplett anders. Fast wirkt es mir so, als hätte mein Text genau so viele Deutungsebenen wie der Film selbst :-(

Fakt ist, dass ich tatsächlich, einen provokativen, mal leicht - mal gewichtiger gering wertschätzenden Ton im gesamten Review anschlage, das fängt ja schon in der sehr reißerischen Überschrift an. Dann beschreibe ich die Handlung in groben Zügen, und auch hier sage ich, dass es prinzipiell von der Aufmachung her auf dem ersten Blick nichts großartig anderes als eine Noir Story ist. Außerdem kritisiere ich den Schnitt und die zu aufdringliche Musik, sowie Scotts Inszenierungsstil, sowie die ach so schlaue Inszenierung. Insofern kann man es in der Tat wie einen Verriss interpretieren.

Auf der anderen Seite schreibe ich aber auch meines Erachtens ganz deutlich, dass es sich bei der Story um eine grundsolide Story handelt. Auch wenn ich das auf den ersten Blick herabwertend formuliere, dachte ich schon, dass ich deutlich mache, dass es an der Grundstory nichts auszusetzen gibt - lieber eine halbwegs abgedroschene Story sehr kompetent umgesetzt als eine völlig neuartige komplett in den Sand gesetzt. Und obwohl vom Grundgerüst eine typische Noir Story, ist die Handlung auch noch recht komplex, was aufwertend hinzu kommt.

Ich versuche auch im gesamten Review deutlich zu machen, dass ich den Ansatz des Films und die Durchführung durchaus für seiner Zeit um Jahre voraus halte und auch sehr gut, denn hier wird versucht, Kunst und Kommerz zu vereinen. Und er schafft es auch fast. Aber es gibt halt die paar gewichtigen Punkte, weshalb ich den Film zwar wertschätze, daher auch wirklich hoch bewerte, aber nicht so hoch, wie er es objektiver betrachtet evtl. verdienen würde, da er mir in seiner Inszenierung einfach nicht so sehr zusagt.

Zu den Kritikpunkten zählen die den Grundton des Filmes enorm unerstützenden Elemente wie die eigentlich überragende akkustische Untermalung, die aber an und zu übers Ziel hinaus schießt sowie der sehr abrupte Schnitt. Aber all dies fällt deutlich weniger ins Gewicht als die bewußt offen gelassenen Interpretationsmöglichkeiten seitens Scott, der das so weit treibt, dass ich es eher als ermüdend und von herab empfinde als reizvoll. Und da gehe ich auch hart mit ihm ins Gewicht und behaupte mal, dass er sich bildlich gesprochen einen auf seine Intelligenz runter holt, was zwar als vulgär empfunden wird, aber eigentlich will ich damit nur sagen, dass er sich selbst irgendwie seit Jahren für den Film beweihräuchert, gerade weil so viele verschiedene Deutungsmöglichkeiten vorhanden sind.

Ein Beispiel:

Fords Charakter wird angefordert, einen Test bzgl. der Funktionalität eines Gerätes durchzuführen, was zu seinem Kennenlernen mit Rachel führt. Hier die verschiedenen - in meinen Augen irgendwann immer abstruser werdenden - Deutungsmöglichkeiten, sowie meine Interpretation, natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

1. Er soll tatsächlich nur das Gerät testen. Unwahrscheinlich.

2. Er soll Rachel testen, da Rachel nicht weiss, dass sie ein Replikant ist, wobei Tyrell sehen möchte, wie sie es merkt. Ein Fünkchen Wahrheit ist hier drin.

3. Tyrell möchte sehen, ob die besten Blade Runner erkennen können, ob Rachel ein Replikant ist, da sie ein neues Modell ist. Und er ist stolz auf seine Kreation, die sehr nah am Menschen ist, zudem hat sie ja kein Ablaufdatum. Wird sogar so im Film gesagt, also auch ein großer Funken Wahrheit dran.

4. Tyrell möchte Fords Charakter mit Rachel zusammen bringen, da beides Replikanten sind, es beide nicht wissen und er sehen möchte, ob beide sich ineinander verlieben, mit dem Vorwand des Falles im Hintergrund. Auch möglich, da Ford explizit angefordert wird, setzt aber voraus, dass man die Replikantentheorie mit Ford akzeptiert. Hierfür sprechen immer wieder dezent eingestreute Hinweise, die man aber auch anders interpretieren kann...

5. Ford ist einer der Flüchtigen, dem man die Erinnerung geraubt hat, damit er für die Corporation die Replikanten tötet, gleichzeitig soll er mit Rachel die nächste Vorhut der Replikanten sein. meines Erachtens kompletter Humbug: Er wird erst aktiviert, als ein anderer Blade Runner getötet wird. Er ist deutlich schwächer als die gejagten Replikanten. Auch spricht gegen diese Theorie, weil niemals gesagt wird, dass es nur 6 Replikanten gibt, sondern 6 Replikanten der Serie 6 (wenn ich mich nicht irre) geflohen sind, die es zu jagen gilt. Es gibt auf der Erde auch andere Replikanten, die, solange sie sich unterordnen, leben dürfen. Außerdem sagt Hauer ganz klar zu Hannah, dass sie nur noch zu zweit sind.

Und so geht es in einem Schwall weiter. Immer wieder gibt es mal wirklich subtile Hinweise und Deutungsmöglichkeiten, um dann 10 Sekunden später mit dem Dampfhammer irgendwas überdeutlich zu machen. Für mich ist das alles sehr unausgegoren, und reicht von sehr gut und intelligent bis halt Stilwichserei und Angeberei. Warum muß unbeidngt so überdeutlich die Einhornsituation geklärt werden, wenn es auch subtil den ganzen Film über angedeutet wurde. Scott hat hier einfach nicht das richtige Augenmass in keinerlei Hinsicht. Er spricht Gedanken und Ideen nur an, nur am dann was anderes zu zeigen. Für mich beispielsweise war es nie sonderlich interessant, ob Fords Charakter ein Replikant ist, sondern eher seine Motivation, denn da bleibt der Film sehr steril und sagt nichts aus, als diese Drohung, die ihn dazu bringt, weiter zu morden. Aber die wirklich interessante Frage, wie er damit umgeht, dass er normale Leute auf Befehl tötet, wird nicht angegangen. Wie ich darauf komme: Da Replikanten für ihn augenscheinlich auch nur Personen sind, was man an seiner Reaktion an Rachel erkennt, er versucht sie sogar zu trösten, als sie sich noch nicht gut genug kennen. Also sind es solche Fragen, und solche nach dem freien Willen, die nur angedeutet werden, sehr subtil (zB die kleinen Puppen bei diesem Puppenmacher mit Alterungskrankheit haben teilweise verzerrte Gesichtsausdrücke, was nach einem Zwang und Angst schreit)

Und jetzt kommen wir zum eigentlichen Fazit, was anscheinend nicht deutlich genug geworden ist: Hätte er dieses Augenmass, sowhl stilistisch (Musik, Schnitt) als auch inhaltlich (anstrengend, mal überdeutlich, mal dezent, abrupte Entwicklungen, Metaphern, die man evtl nur versteht wenn man auch noch Philosophie oder Religionswissenschaften studiert hat), dann würde dieser an sich sehr gute und sperrige Film (ich spreche hier nur von mir) absolut als sehr gut angesehen werden können. So aber gibt es leider sehr viele kritikpunkte und deutlich mehr Deutungsebenen, als tatsächlich vorhanden, welche dann auch noch von vielen Anhängern des Films als Fakt weitergegeben werden (so zB auch Snake mit seiner Theorie, die ich erstens für falsch halte, aber auch zweitens nicht als Einzige Deutungsmöglichkeit akzeptieren kann, da es nunmal deutlich mehr gibt).

Um also meinen Unmut über diese verpassten Möglichkeiten kund zu tun, habe ich das Review so verfasst wie ich es verfasst habe, weil ich Scott für sehr intelligent halte, was er ja mit den umrissenen Ideen auch für mich beweist, aber er nicht in der Lage ist, diese Ideen ansprechend umzusetzen. An der Wertung von 8 Punkten habe ich von Anfang an nichts verändert und stehe auch nach wie vor dazu.

Wenn ich jetzt als BR 2049 sehe, und darin die in BR widergespiegelten Interpretationen sehe, und dann auch sehe, wie auf meine oben genannten Ideen in dem gleichen Zusammenhang eingegangen wird, dann sehe ich auch, dass diese Ideen bereits in BR vorhanden waren, nur halt zu sehr versteckt. Aber allein das Aufdecken dieser Ansätze wertet den Originalfilm erheblich auf - aber nur im Gesamtkontext. Alleine für sich betrachtet bleibt er bei 8 Punkten. Im Vergleich mit dem 9 Punkte-Film BR 2049 ist er der bessere Film, aber schafft es nicht, an den 9 Punkten zu kratzen.

Nachtrag: Anders ausgedrückt: BR hat alle Zutaten für ein 10 Punkte Film, leider gelingt es ihm nicht, das fast schon vorbestimmte Resultat abzurufen, sondern landet bei 8 Punkten. Erst duch BR 2049, welcher BR ergänzt und vervollkommnet, wird BR tatsächlich ein 9-10 Punkte-Film, aber aleine für sich betrachtet bleibt er bei 8 Punkten. BR 2049 ist vom Papier her eigentlich typischer 7-8 Punkte-Film (siehe beispielweise 2010 zu 2001), überbietet die Erwartungshaltung jedoch grandios. Was ihm jedoch zu 10 fehlt sind die klitzekleinen Nuancen: Er hat keinerlei Innovationen zu bieten, wärmt im Prinzip bekanntes nur perfekt wieder auf.

Und schließlich ein kleiner Tipp: BR 2049 ist ein FILM, den mE jeder Filmfan im Kino erleben sollte. Auch wer nichts mit BR anfangen konnte, wird BR 2049 gut finden können, denn dafür ist der Film wirklich sehr gut greifbar, und man braucht auch keine Vorkenntnisse - auch wenn diese halbwegs von Vorteil sein können.

Ich hoffe ich konnte jetzt alle Punkte abarbeiten?

Dünyayi Kurtaran Adam
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