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Kritik: Robin Hood von ProfessorX

ProfessorX | 06.11.2021

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11 Kommentare
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DrStrange : : Moviejones-Fan
09.11.2021 12:10 Uhr
0
Dabei seit: 07.05.12 | Posts: 3.375 | Reviews: 56 | Hüte: 130

@ProfessorX:

Ein großes Lob und meinen Respekt für diese Kritik, der ich mich in so ziemlich allen Punkten anschließe. Aber ich hätte da noch ein paar Ergänzungen bzw. noch ein wenig meine Sichtweise.

Das Problem was der Film kreiert, ist die Abwendung der klassischen Eigenschaften und Charakterzüge, welche der fiktiven Figur "Robin Hood" seitens Hollywood auf den Leib geschrieben wurden. Auch die stoische Darstellung von Crowe, welcher eigentlich wenig sympathisch und vor allem kaum uneigennützig duch den Film stolpert, verschlimmert den Gesamteindruck auch noch. Geschuldet ist das Ganze der Tatsache, das Scott mit diesem Film ein realistisches und auch noch "relativ" historisch korrektes Mittelalter in England darstellen will. Daher bedient er sich auch dem Kernthema des Films, der Magna Carta.

Das Dilemma ist aber, das wenn man schon diesen Wert auf "historisch adäquat" legt, dies dann auch für die namensgebende Filmfigur gleichziehen hätte müssen. Man ist sich ja seit längerer Zeit sicher, das die Figur "Robin Hood" so nicht existiert hat und es sich vielmehr um eine Zusammenfassung vieler Gesetzloser aus dieser Zeit handelt. Wenn man nämlich den ganzen "Hollywood-Schmonz" von der Figur entfernt, sieht das "historischere" Ergebnis vollkommen anders aus, soweit man sich auf das beruft was aus wirklichen Texten des Mittelalters über die Figur nachweisbar bekannt ist. Dann hätten wir zum einen keinen Adligen, sondern höchstwahrscheinlich einen "Yeoman" als Titelfigur. Also ungefähr das was einem Freibauern oder Kleingrundbesitzer, aber noch unter dem Adel stehend, entspricht. Auch eine schnieke Marian würde in diesem Fall ebenso komplett wegfallen, wie der edle Geschellschaftskampf gegen die Normannen. Irgendein Bezug zur Magna Carta würde sowieso gar keinen Sinn ergeben.

So scheitert der Film an seinem Inhalt dank eines unglücklichen Spagats in ganzer Linie. Wie du auch schon schreibst, funktioniert die Figur nicht ohne eine gewisse naive Romantik, sofern man sich an die Darstellung der Legende hält, welche über die Jahrhunderte entstand. Eine realistischere Umsetzung ist aber nicht unmöglich, aber eben nicht wie Scott das hier „verwurschtelt“ hat. Hier empfehle ich den BBC Mehrteiler „The Legend of Robin Hood“ (1975), welcher sich viel näher an die eigentlichen Überliegerungen hält und sehr gut die „romantische Darstellung“ mit den historischen Umständen verwebt.

"The Wheel weaves as the Wheel wills"

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ProfessorX : : Moviejones-Fan
09.11.2021 16:34 Uhr
1
Dabei seit: 17.05.14 | Posts: 966 | Reviews: 1.215 | Hüte: 43

@DrStrange

Ich Danke Dir!

Interessant finde ich noch, daß Robin Hood einer der dieser Filme ist, die handwerklich großartig gemacht wurden. So stimmt die Inszenierung in den ruhigen Momenten und auch in den Actionsequenzen. Hier liegt das Problem meines Erachtens komplett im Drehbuch, was einerseits zu sehr von den Charakteren abweicht und anderseits einen eher realistischen/zynischen Blick auf das Mittelalter wirft.

Ich danke Dir aber für deine Ausführungen und deinen Anschautipp. ^^

Ich frage mich ja sowieso, warum man es seit etlichen Zeiten nicht gebacken bekommt eine vernünftige Robin Hood-Adaption auf die Beine zu stellen. Weil eigentlich sollte sich das doch von alleine schreiben. Ich persönlich habe viel gutes über die Errol Flynn-Version gehört, die habe ich tatsächlich aber auch noch nicht gesehen. Nur ist das über achtzig Jahre her, sofern mich meine Rechenkünste jetzt nicht komplett im Stich lassen.

Consider that a divorce!

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DrStrange : : Moviejones-Fan
09.11.2021 17:38 Uhr
0
Dabei seit: 07.05.12 | Posts: 3.375 | Reviews: 56 | Hüte: 130

@ProfessorX:

Da bin ich jetzt gar nicht konkret darauf eingegangen, aber sehe ich auch so. Handwerklich macht Scott natürlich niemand was vor. Der Film sieht richtig gut aus und überhaupt passt die Inszenierung "overall". Aber die Schlachtenszenen, wie du auch schreibst, hat man selbst bei Scott schon ein wenig besser gesehen und viele Charaktere bleiben bedeutungs- und gesichtlos. Auch Robin Hood fühlt sich nicht wie RH an und das ist schon ein derber Fehler. Insgesamt wäre es klüger gewesen einfach einen realistischen Mittelalter Film zu drehen, ihn Magna Carta zu nennen und den Hood-Bezug komplett rauszunehmen, weil es einfach nicht reinpasst.

Diese Frage stelle ich mir auch seit geraumer Zeit. Ich denke das Problem ist, das jeder versucht die Figur neu zu erfinden, wobei das eigentlich nicht nötig wäre. Wenn man Scotts Version mal ausblendet, wäre die letzte Version die 91er Version mit Costner. Da sollte es doch in 30 Jahren möglich sein, die Figur in einem Film zu präsentieren, der dem gegenwärtigen Stand der Filmtechnik entspricht, ohne sich zu sehr zu verbiegen.

Ich fand ja den Ansatz sehr interessant, der glaube ich eigentlich die ursprünglich geplante Idee von Scott war, das man den Film aus der Sicht des Sheriff von Nottingham sieht und Hood quasi sein "Alter Ego" wäre. Wurde meines Wissens nach aber wieder verworfen.

Empfehlen kann ich dir übrigens auch die Version mit Patrick Bergin und Uma Thurman, welche parallel zur Costner Version lief und entsprechend unterging... ungerechterweise. Der Film ist wesentlich geerdeter... eigentlich sogar eine echte Schlammschlacht und bleibt den bekannten Charakteren aber trotzdem treu.

Wenn du grundsätzlich mit alten Filmen kein Problem hast, solltest du den Streifen mit Errol Flynn wirklich mal nachholen. Das ist zurecht ein Klassiker des Abenteuerfilms, an dem sich Generationen von anderen Filmen immer wieder bedient haben. Und ja, der Film ist inzwischen 83 Jahre alt.

Achja, noch nen Hut für die Top-Kritik von mir.

"The Wheel weaves as the Wheel wills"

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ProfessorX : : Moviejones-Fan
09.11.2021 18:26 Uhr | Editiert am 09.11.2021 - 21:56 Uhr
0
Dabei seit: 17.05.14 | Posts: 966 | Reviews: 1.215 | Hüte: 43

@DrStrange

Denke auch, daß das vielleicht im Endeffekt klüger gewesen wäre. Denn solche Film kann er ja, wie The Last Duel dieses Jahr meines Eraqchtens komplett bewiesen hat.

Ohne jetzt die 2018er Version gesehen zu haben, hatte ich auch den Eindruck, - wie bei vielen dieser Monumentalversuche oder Ritterfilmchen - daß man das irgendwie immer auf "hipp" trimmt und dabei hecktisch erzählt, ohne die Bilder wirken zu lassen. Man muss zwar nicht ellenlange Filme drehen, dennoch finde ich diese Guy Ritchieeske Inszenierung, mit möglichst hecktischen Schnitten und diesem Pseudohippen Ansatz immer etwas peinlich. Das passt meines Erachtens auch so gar nicht zu dieser Art von Film. Wenn Scott zum Beispiel ein ordentliches Drehbuch zur Artussage verfilmen würde, daß wäre ein Traum...

Die klingt tatsächlich interessant, schätze aber mal, daß viele ihm dann die Tür eingetreten hätten.

Habe ich tatsächlich schon mal von gehört, aber mich noch nicht herangetraut. Kommt auf die Liste!

Der steht tatsächlich auch auf meiner Liste. Zumal ich Flynn einfach als diesen Abenteuerhelden großartig finde. Er hat ein natürliches Charisma, wie man eben in Unter Piratenflagge sehen kann. Da kommt man nicht so leicht dran.

Dankesehr!

Consider that a divorce!

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DrStrange : : Moviejones-Fan
09.11.2021 20:42 Uhr
0
Dabei seit: 07.05.12 | Posts: 3.375 | Reviews: 56 | Hüte: 130

@ProfessorX:

The Last Duel hab ich im Kino nicht gesehen, aber höchst interessant und freu mich auf den Heimkino Release.

Über den 2018er Robin Hood reden wir lieber nicht mehr. Ich hab ihn gesehen und decke hier offiziell den Mantel des Schweigens darüber.

Interessanterweise halte ich King Arthur von Guy Ritchie, trotz seiner schnellen Schnitte (welche ich eigentlich nicht besonders mag) für einen überdurchschnittlichen Film, der leider zu unrecht diese Schelte an den Kinokassen bekommen hat. Sehr modern inszeniert, wenig klassisch, aber dafür gut erzählt mit interessanten Charakteren. Aber grundsätzlich empfinde ich diese Art von Schnitten, gerade bei historischen Filmen, für recht unpassend.

Die beste Artus Verfilmung bleibt für mich "Excalibur", dicht gefolgt von "Die Ritter der Tafelrunde" mit Robert Taylor. Naja... eigentlich stehen sie gleich auf. Aber eine Version von Scott wäre mit sehr verlockend. Mit dem richtigen Drehbuch natürlich vorausgesetzt.

Gerade in der Zeit 30er bis 50er war Flynn einfach das Aushängeschild des Abenteurers und "Swashbucklers". Eine unglaubliche Persönlichkeit mit einem beeindruckenden Charisma. Da sind seinzeit nur wenige auch nur in die Nähe gekommen. Seine Darstellung von Robin Hood oder Captain Blood, sind quasi das Pendant zu heutigen Figuren á la Batman oder Iron Man.

"The Wheel weaves as the Wheel wills"

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
09.11.2021 23:17 Uhr
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Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 18.520 | Reviews: 187 | Hüte: 675

@ProfessorX und DrStrange

Einen Artusfilm von Ridley Scott gibt es doch quasi schon mit "King Arthur" von 2004. Als Mischung aus romantisiertem Hollywood-Actionblockbuster und historischer Erdung, so dreht Scott meistens auch seine neueren Historienfilme und er würde es hier auch nicht besser hinbekommen als Fuqua. Das Drehbuch stammt treffenderweise auch von demjenigen, der das für "Gladiator" schrieb.

Aber ja, eine neue Adaption der klassischen Artussage als Fantasyepos würde mir ebenfalls sehr gefallen. Nur hat mir "Excalibur" leider gezeigt, dass eine solche Geschichte kaum in einen Einzelfilm passt..

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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DrStrange : : Moviejones-Fan
10.11.2021 08:37 Uhr
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Dabei seit: 07.05.12 | Posts: 3.375 | Reviews: 56 | Hüte: 130

@luhp92:

Den 2004er hatte ich gerade gar nicht mehr auf dem Radar. Sollte ich mir beizeiten mal nochmal anschauen. Grundsätzlich habe ich ihn gut in Erinnerung, mit ein paar Abstrichen rechts und links. Aber durchaus möglich das eine Version von Scott in die gleiche Kerbe schlagen würde, zwischen Realismus und Romantisierung.

Lieber hätte ich aber eine Version die sich in Richtung "Excalibur" bewegt. Wie du aber schon schreibst, vielleicht besser als Mehrteiler oder Serie.

"The Wheel weaves as the Wheel wills"

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ProfessorX : : Moviejones-Fan
10.11.2021 14:06 Uhr
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Dabei seit: 17.05.14 | Posts: 966 | Reviews: 1.215 | Hüte: 43

@Dr Strange

The Last Duel sollte man gesehen haben, wie ich finde. War einer der stärksten Filme das Jahres, bisher!

Ich persönlich sehe ihn auch nicht so schlecht an, wie er letzten Endes gemacht wurde, muss aber gsetehen, daß ich mit diesem Stil in diesem Setting einfach nicht so recht zurecht komme.

Von Excalibur hab ich auch einiges gehört, soll wirklich gut sein. Muss ich bei Zeiten auch dringend nachholen, weil mich das Thema einfach sehr interessiert.

Ja, finde auch, daß Flynn ziemlich unerreicht in diesem Genre ist, weil er so natürlich wirkt und einfach perfekt in diese Art von Film passte.

Consider that a divorce!

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ProfessorX : : Moviejones-Fan
10.11.2021 14:08 Uhr
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Dabei seit: 17.05.14 | Posts: 966 | Reviews: 1.215 | Hüte: 43

@luhp92

Der steht tatsächlich auch noch auf meiner Liste, einfach weil ich den Cast sehr interessant finde.

Consider that a divorce!

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
10.11.2021 19:47 Uhr
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Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 18.520 | Reviews: 187 | Hüte: 675

@DrStrange
"Lieber hätte ich aber eine Version die sich in Richtung "Excalibur" bewegt."

Das oder die auf Eis gelegte Fortsetzung des Ritchie-Films, dem die Originstory der Ritter der Tafelrunde überraschenderweise sehr gut gelang, wie du ja auch schon geschrieben hast. Da, wo die Geschichte dann wirklich spannend wird, endet leider Teil 1.

Eine klassische und ansprechende Adaption als Kino-Mehrteiler oder Serie würde mich allein deshalb schon interessieren, weil es sich bei der Artussage um ein enorm einflussreiches Werk handelt, dessen Elemente sich bei Tolkien, Martin oder King (Der Dunkle Turm) wiederfinden.

@ProfessorX
Der 2004er-Film orientiert sich an der geschichtswissenschaftlichen Ursprungstheorie des Artorius Castus und siedelt die Geschichte in der Spätantike an. Artus als Sohn eines römischen Offiziers und einer Britin. Das römische Imperium befindet sich auf dem Rückzug aus Britannien, Konflikte zwischen Römern, Pikten und einwandernden Sachsen.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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DrStrange : : Moviejones-Fan
11.11.2021 08:31 Uhr
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Dabei seit: 07.05.12 | Posts: 3.375 | Reviews: 56 | Hüte: 130

@luhp92:

Da, wo die Geschichte dann wirklich spannend wird, endet leider Teil 1.

Also wie bei diesem "Robin Hood" Film hier.

die auf Eis gelegte Fortsetzung des Ritchie-Films

Schön wäre es hier weiter darauf aufzubauen, gerade eben weil die Figurenentwicklung wie du auch bemerkt hast, ungewöhnlich gut aufgebaut wurde. Ich kann mir aber nicht vorstellen das Ritchie hier nach der Schelte noch den Elan dazu hat, geschweige denn, das ihm jemand Geld dafür geben würde. Sehr schade.

An der Artus Saga hat sich wirklich jeder und sein Hund bedient. Das ist ein so maßgeblich wichtige Erzählung, das man gar nicht daran herumkommt. Bei den "Witcher Romanen" hatten wir das Thema ja auch und den sehr offensichtlichen Bezug. Aber auch aus gerade aktueller Situation kann ich sagen, das sich auch ein Robert Jordan sehr arg daran bedient hat für "Das Rad der Zeit".

"The Wheel weaves as the Wheel wills"

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