Hier dreht sich alles um die Nope von MB80. Tausch dich mit anderen Filmfans aus.
Nicht sicher, ob das jetzt mein ambitioniertester Ramble oder meine beste Kritik bislang ist. Passt zum Film, der, ich hau jetzt einen raus, in meinen Augen Peeles bester ist. Gedanken dazu erwünscht, wie immer...
Ich kann übrigens den "Projektionen" Podcast vom Stiglegger, der sich speziell mit den drei Filmen vom Peele beschäftigt, wärmstens empfehlen.
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
Ich bin nicht so begeistert von dem Film, aber trotzdem kriegste einen Hut, da du dir Gedanken gemacht hast zu einem Film, der es eigentlich nicht verdient - als direkte Antwort habe ich mal Spielbergs "Besten" kritisiert
Saubere Analyse. Kann dem nur zustimmen, auch wenn ich finde, dass sich der Film deutlich an seinen Vorbildern verhebt.
"Us" halte ich für den gelungensten, hier kommt Peeles Handschrift, also Horror plus politischer Kommentar, am besten zur Geltung.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
MobyDick:
"...da du dir Gedanken gemacht hast zu einem Film, der es eigentlich nicht verdient.."
Der Witz ist ja, wenn man sich keine Gedanken macht, dann entgeht einem die Vielschichtigkeit Aber wie geschrieben, mich hatte der Film nach dem Kinogang auch noch nicht ganz erreicht, ich fand es aber sehr "rewarding" dann viel dazu zu lesen. Bei zweiten mal hat es dann wirklich geklickt.
Wenn du mir schon ne Kritik widmest, muss ich wohl mal rüber schauen...
luhp92:
Inwiefern verhebt sich der Film denn? Verstehe ich gerade nicht ganz. Bei mir wäre der gerade wie gesagt auf Platz eins, von den anderen ist Us etwas spannender und schräger, dafür ist Get out so wunderbar pointiert.
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
@MB80
Peele wollte ja Spektakelkino drehen, als Hauptinspirationen nennt er "Jurassic Park" und "King Kong" (ferner "Umheimliche Begegnung der dritten Art"). Wie du habe hier außerdem noch Einiges von "Der weiße Hai" gesehen.
Begeisterungsfähiges und beeindruckendes Spektakel ist ihm in meinen Augen gemessen an diesen Vorbildern aber nicht gelungen, es fehlt der Funke, der alles zum Leben erweckt. Große Bilder sind da, aber es bleibt weitestgehend steril. Für einen Horrorthriller zu elegisch erzählt und es ist auch kein Slowburner, der Schimpansen-Flashback war für mich das Effektivste, das sagt im Prinzip schon alles aus. Darüberhinaus mangelt es an interessanten, mehrdimensionalen Charakteren, mit denen fängt der Film nichts an, außer dass sie eben das Wesen filmen wollen.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
MB80
An der Vielschichtigkeit und auch dem Subkontext mangelt es dem Film in keinster Weise, das will ich ihm auch nicht absprechen in irgendeiner Form. Aber er geht diesmal wirklich sehr weit mit dem Prätentiösen und Andeuten und wird dadurch zu sehr zum Auteur denn Blockbusterkinoregisseur, aber genau das will er hier ja auch abliefern. Insofern passt es eben ganz gut, dass er Spielbergs Weißen Hai gepaart mit Unheimliche Begegnung als Quellen nennt. Aber wo es Spielberg eben doch gelang seine Geschichte konsequent und stimmig zu erzählen, und dabei immer noch ein Bild einer Nation als Zeitzeugnis zu zeigen, sind Peeles eingebrachten Nebenkriegsschauplätze eben teilweise wie Fremdkörper in seinem eigenen Film. Das ist nicht organisch zusammengefügt.
Um eben einen anderen Vergleich anzustreben: Als ET so erfolgreich wurde, gab es anscheinend tatsächlich sehr ausgereifte Ideen für eine Fortsetzungen mit bösen ETs, die irgendwie mit spitzen Zähnen und menschenfressend oder gar kannibalistisch veralagt daher gekommen wären. Wie man unschwer erkennen kann, wäre dieser Film deutlich ruppiger und düsterer geworden. Während dem Sichten der zweiten Hälfte von Nope musste ich immer wieder an diesen "Spielberg-Film" denken. Und das ist sicherlich nicht diue Intention von Peele gewesen
Insofern Nope, das konnte er schon besser: Mein Favourite ist Us
Luhp92:
"Begeisterungsfähiges und beeindruckendes Spektakel ist ihm in meinen Augen gemessen an diesen Vorbildern aber nicht gelungen, es fehlt der Funke, der alles zum Leben erweckt. Große Bilder sind da, aber es bleibt weitestgehend steril. Für einen Horrorthriller zu elegisch erzählt und es ist auch kein Slowburner, der Schimpansen-Flashback war für mich das Effektivste, das sagt im Prinzip schon alles aus."
Das wäre genau der Punkt, wo ich dann sagen würde, die Kritiker sind dem Film auf den Leim gegangen. Er will ja nicht genauso spektakulär sein wie die Vorbilder, er nutzt sie um einen Kommentar zum Spektakel zu machen. Ich meine, gib Peele 100 Mio. mehr für Effekte oder so, aber dadurch wird der Film inhaltlich nicht anders/besser. Ich habe das Gefühl, du versuchst den hier in Kategorien zu packen, denen er sich eben verwehrt (Nope!). Ich habs ja erwähnt, der ist nicht umsonst ein Hybrid aus Genres, die gerne Schauwerte haben. Würde übrigens sagen, gerade aus Horrorebene funktioniert der oft extrem gut, da ist ja die ganze Sequenz am Haus, oder die Szene im "inneren des UFOs".
Das mit den Charakteren kann ich am ehesten nachvollziehen, aber auch die sind klar gezeichnet und haben eine tolle Dynamik.
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
Mobydick:
" Aber er geht diesmal wirklich sehr weit mit dem Prätentiösen und Andeuten und wird dadurch zu sehr zum Auteur denn Blockbusterkinoregisseur, aber genau das will er hier ja auch abliefern."
Irgendwie wirfst auch du dem Film hier vor, was er nicht (klar) sein will, ein Blockbuster. Nur weil Peele diese als Idee nimmt heißt ja nicht, dass er sich 1:1 an denen (oder deren Box Office) messen will.
"Das ist nicht organisch zusammengefügt."
Also der einzige wirkliche "Nebenschauplatz" ist ja die Gordy Storyline, und die ist ja fix in Handlung und Thema eingebaut. Das kann dem einen oder anderen zu sperrig sein, gut, aber dann sollte man auch vom Paten II z.B. die Finger lassen.
Den zweiten Absatz nehme ich mal als "Peele hat den interessanteren ET gedreht" mit ;)
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
@MB80
Natürlich möchte Peele das Spektakelkino und die Sensationsgier auch kommentieren. Wenn er nicht kommenteiren wollte, wäre es kein Peele-Film^^ Und das ist auch die Ebene des Films, die ziemlich gut funktioniert.
Schauwerte, Action und Suspensemomente hat "Nope" jedoch zur Genüge zu bieten, dafür benötigt der Film kein größeres Budget, die 68 Mio. USD reichen schon aus. Peele gelingt es nur nicht, das (Spielberg´sche) Spektakel zu verkaufen. Dass sich der Film diesem Spektakel durch einen sterilen Look o.Ä. bewusst verwehren möchte, viellecht. Kann ich aber nicht so recht glauben, wenn Kaluuya im Finale auf einem Pferd vor dem Wesen flüchtet und dazu eine John-Williams-artige Melodie eingespielt wird. Das hätte glatt ein neuer Indiana Jones sein können^^
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
Luhp92:
"Und das ist auch die Ebene des Films, die ziemlich gut funktioniert.
Schauwerte, Action und Suspensemomente hat "Nope" jedoch zur Genüge zu bieten, dafür benötigt der Film kein größeres Budget, die 68 Mio. USD reichen schon aus."
Also thematisch erreicht der Film sein Ziel, und er sieht auch gut aus und ist spannend. Aber er scheitert dann daran, dass Peele das nicht "verkaufen" kann? I dont get it. Ich verstehs wirklich grad nicht. Woher diese angebliche Sterilität kommen soll sehe ich auch nicht, da würde ich direkt mal die Szene im Haus bei Nacht anführen, die ist ja jetzt inszenatorisch nicht blutleer (Ba-Dum... Tusch).
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
@MB80
"thematisch erreicht der Film sein Ziel" -> ja
"er sieht auch gut aus" -> schon, aber leblos, nicht lebendig
"ist spannend" -> nein, nur in Ausnahmen
Das ist in der Diskussion anscheinend nicht ganz klar geworden.
"Woher diese angebliche Sterilität kommen soll sehe ich auch nicht"
Ob es an den Animationen, den Filtern oder etwas anderem liegt, keine Ahnung, ich kann es selbst nicht genau ergründen. Ich kann nur beschreiben, wie ich den Film wahrgenomme habe.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
MB80 und luhp92
Ich mach es mal ein bißchen stenomäßig, da ich gerade ein bißchen auf dem Sprung bin, wollte aber auch noch was dazu sagen bevor es untergeht.
Der Film hat durchaus mehr Nebenschauplätze als die Affenstory, zB wird das Thema des Dazugehörens aber gleichzeitig Ausgestoßenseins eben weil man unterschiedliche Hautfarben hat, durchaus sehr transparent transportiert, dadurch gehören diese Leute eben weder zu den Weißen, noch mehr zu ihrer eigenen Gruppierung und sind quasi isoliert. Das spiegelt sich auch im Verhaltensmuster von diesem Kaaluya oder wie der heisst wieder. Dieser Handlungsstarng wird also einesfalls nur angedeutet und fallengelassen sondern wabert immer ein bißchen mit.
Die anderen Themen habt ihr ja auch schon agesprochen.
Die Inszenierung selbst ist sehr stark von Spielbergs Inszenierungsstil der 1970er beeinflusst, wobei das nicht wirklich der Spielberg Stil sondern einfach der 1970er Stil ist, da braucht man als Vergleich nur mal Glut des Südens, Weiße Hai, Gebrüder Löwenherz, Achterbahn etc schauen. Aber während die sozialen Aspekte eben in den 1970er Filmen auch immer tatsächlich angesprochen wurden, überlässt Peele hier vieles der Interpretation und bleibt recht sperrig und eben nicht rund, weil eben vieles einfach nur "gesagt" wird.
Zudem hat er ein großes Budget zur Verfügung, man kann hier also nicht wirklich von einem kleinen Film sprechen. Dass er dann aber einen auf Black Winding Refn machen muss - ganz ehrlich, eigetl besser, da er tatsächlich was zu sagen hat - ist nicht wirklich hilfreich, um den Film gut zu finden oder zu mögen.
Wie gesagt, das er es kann, weiß man, dass er er es schafft zu transportieren, weiß man nicht erst seit Get Out, vorher war er auch ziemlich gut - tw sogar besser - aber Nope verhaspelt sich in meinen Augen, will zuviel erzählen, was gerade in diesem Kontext nicht nötig wäre, und schafft es eben nicht alles in einem Runden zu vereinen.
Man könnte dieses UFO auch als Landsterben-Parabel a la Phantasm 2 interpretieren oder gar als Geschichte der Willkür der Oberen, oder eine Story über Polizeigewalt, und wer sich denen beugt und nicht mit erhobenem Haupt vor einem steht wird nicht geschädigt. Kann man alles so lesen
ist sicher auch so gewollt, aber macht das gleich einen guten Film, wenn der Film eben keinen guten Fluß hat, viel zu vieles einfach nur andeutet, um schlau zu sein, ohne es zu vertiefen, und noch intelligenter zu wirken als er tatsächlich ist? Nope
MobyDick:
"Der Film hat durchaus mehr Nebenschauplätze als die Affenstory, zB wird das Thema des Dazugehörens aber gleichzeitig Ausgestoßenseins eben weil man unterschiedliche Hautfarben hat, durchaus sehr transparent transportiert, dadurch gehören diese Leute eben weder zu den Weißen, noch mehr zu ihrer eigenen Gruppierung und sind quasi isoliert."
Irgendwie werden hier gerade Themen und Schauplätze durcheinander geworfen glaube ich. Die Gordy Story ist zeitlich/räumlich versetzt, thematisch aber klar eingebunden (auch relevant für eine Schlüsselszene). Das was du am Ende ansprichst ist einer der von mir genannten "Misdirects", wir erwarten vom Peele mal wieder einen ähnlichen Kommentar, aber "nope". Verweigerungstitel.
"Aber während die sozialen Aspekte eben in den 1970er Filmen auch immer tatsächlich angesprochen wurden, überlässt Peele hier vieles der Interpretation und bleibt recht sperrig und eben nicht rund, weil eben vieles einfach nur "gesagt" wird."
Abgesehen davon, dass ich offensichtlich schon sagen würde vieles ist ausformuliert: Denkanstöße geben würde ich auch nicht als Kriterium für Minuspunkte nehmen.
"Zudem hat er ein großes Budget zur Verfügung, man kann hier also nicht wirklich von einem kleinen Film sprechen."
Hat doch auch niemand.
"Man könnte dieses UFO auch als Landsterben-Parabel a la Phantasm 2 interpretieren oder gar als Geschichte der Willkür der Oberen, oder eine Story über Polizeigewalt, und wer sich denen beugt und nicht mit erhobenem Haupt vor einem steht wird nicht geschädigt. Kann man alles so lesen"
Nee, kann man nicht, ausser du hältst das auch für ne valide Interpretation von ID4 z.B.^^ Seine Themen setzt der Film recht klar, ich bin eh etwas perplex wie selten bei den Kommentaren zum Film das Thema "Spektakel" aufgegriffen wurde, das wortwörtlich als Präambel vorm Film zitiert wird.
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
MB80
Nee, kann man nicht
Doch, kann man sehr wohl, weil die Handlung GENAU das tatsächlich bei genauerer Betrachtung hergibt, muss man aber nicht -)
Kritik: Nope von MB80
MB80 | 01.01.2023