Der letzte Ton des Films verhallt, die Leinwand wird schwarz. Dann erklingt sie – die Musik zum Abspann. Breit und warm, fast feierlich. Max lehnt sich zurück, während um ihn herum Jacken rascheln und die Menschen das Kino verlassen.
„Also ehrlich“, sagt er, „ich versteh nicht, warum du hier immer noch sitzt. Der Film ist vorbei.“
Mo zuckt mit den Schultern. „Nein, der Film klingt aus. Der Abspann ist wie der Nachhall eines Konzerts. Außerdem – manchmal kommt ja noch was.“
Der Abspann: Ein unterschätztes Finale
Tatsächlich ist der Abspann längst mehr als eine Namensliste. Bei großen Produktionen kann er zwölf oder sogar fünfzehn Minuten dauern. Blockbuster wie Avatar - The Way of Water oder Avengers - Endgame bringen es sogar auf über 2.000 Namen, die in winziger Schrift vorbeiziehen – vom Regieassistenten bis zu den Visual-Effects-Teams auf drei Kontinenten.
Und auch musikalisch lohnt sich das Sitzenbleiben: Fast jeder große Film hat mindestens ein bis zwei Musikstücke im Abspann, oft eigens komponiert oder gesungen. Bei manchen sind es sogar mehrere, dort entwickelt der Score ein eigenes Leben.
„Weißt du eigentlich, dass viele Soundtracks erst im Abspann vollständig zu hören sind?“, sagt Mo und deutet auf die Leinwand. „Das hier ist das einzige Mal, dass du ihn ungestört hörst – ohne Dialoge, ohne Explosionen.“
Max lauscht. Tatsächlich – die Musik, die vorher kaum aufgefallen war, entfaltet sich jetzt zu einem emotionalen Nachspiel.
„Und was ist mit diesen Zusatzszenen, auf die du immer wartest?“, fragt Max nach einer Weile.
„Post-Credit-Szenen“, sagt Mo fast ehrfürchtig. „Das hat Marvel groß gemacht – aber inzwischen machen’s viele.“
Tatsächlich zeigen Analysen, dass heute etwa ein Drittel aller großen Kinofilme irgendeine Art von Extra-Szene nach dem Abspann hat. Besonders im Action- und Superhelden-Genre sind sie Pflicht: kurze Teaser, Gags oder Hinweise auf kommende Teile.
Man unterscheidet:
Mid-Credit-Scenes – nach den ersten Minuten, bevor der Hauptabspann startet.
Post-Credit-Scenes – ganz am Ende, oft erst nach der letzten Produktionsdanksagung.
Marvel hat damit einen Trend gesetzt, den andere Studios übernommen haben. Doch viele Arthouse- oder Drama-Filme verzichten bewusst darauf, sie wollen, dass das Ende nachwirkt, ohne Unterbrechung.
Der Saal ist inzwischen fast leer. Auf der Leinwand laufen noch die letzten Namen, begleitet von einem letzten, leisen Pianomotiv.
„Also gut“, sagt Max schließlich. „Ich glaub, ich bleib jetzt öfter sitzen. Aber nur, wenn’s nicht zwölf Minuten dauert.“
Mo lacht leise. „Manchmal lohnt sich jede Sekunde. Und wenn nicht – war’s wenigstens schöner als das Warten im Stau draußen.“
Die Musik verklingt. Der Bildschirm wird schwarz. Dann das leise Summen der Projektorlampe – und Stille.
Wie haltet ihr es im Kino – bleibt ihr bis zum letzten Ton oder zieht’s euch gleich nach dem Abspann raus?