Passion (1969)

Scheinbar ein eher übersehener Film von Bergmann, aber sehenswert. Passt inhaltlich gut zu Shame, was von den Criterion Leuten auch richtig bemerkt wurde. In beiden Filmen bietet der Zerfall der Gesellschaft im Hintergrund nur die Bühne für den Horror Zuhause. Das ganze spielt ein wenig wie ein Kammerspiel über kaputte Beziehungen mit dem "best of" der Bergman Regulars. Dass es hier kein gutes Ende geben kann, wird gleich mehrfach angedeutet, und so wird der Film zu einer Sequenzfolge der verschiedenen Traumata und Probleme der vier Charaktere. Die Spannung baut sich dabei durch die Brüche in der Erzählstruktur auf. Sobald man sich einige Gedanken zu den Figuren und deren Konstellation gemacht hat, bricht Bergman die berühmte "vierte Mauer" einfach und lässt die Schauspieler über ihren Charakter mutmaßen. Teilweise gibt es abrupte Lücken, die man als Zuschauer dann selber füllen soll (oder besser darf), was komplett gewollt ist. Für einen Film, der teilweise Minuten damit verbringt, einfach Liv Ullmanns Gesicht bei ihrem Monolog zu filmen, bleibt man dadurch außergewöhnlich gut in der Handlung. Irgendwie das Gegenteil von Tarkowsky, der einen mit seinen langen Einstellungen dazu einlud, die (gezeigte) Welt seines Filmes zu erkunden.

Nicht unbedingt in der Top 10 von Bergman, aber definitiv sehenswert. Es gibt sogar einen direkten Verweis auf Shame, das Bergman-extended-Universe war also im Aufbau ;)