Welt am Draht (1973)

Letztens Jahr zum Lockdown habe ich mir nicht nur die David Lynch Collection gekauft, sondern von Arthaus ebenfalls eine Zusammenstellung von Rainer Werner Fassbinder Filmen. In dieser Edition waren die Filme:

• Angst essen Seele auf
• Lola
• Die Ehe der Maria Braun
• Welt am Draht

enthalten. David Lynch bekam im letzten Jahr den Vorzug. Nun habe ich jedoch endlich mit Fassbinder gestartet und mir als ersten Film Welt am Draht angeschaut.

Zunächst muss man sagen, dass der Film ein dickes Brett ist. Die 3,5 Stunden Laufzeit (aufgeteilt in zwei Hälften) mit dem Erzähltempo eines knapp 50 Jahre alten Films sind schon durchaus anstrengend.

Die Geschichte ist jedoch aus heutiger Sicht sehr vertraut: Spezialisten haben eine Simulationsumgebung entwickelt, welche der realen Welt zum Verwechseln ähnlich aussieht. Die künstliche Intelligent dort drin weiß nicht mal, dass sie nur eine künstliche Intelligenz ist.
Die Hauptfigur ist Fred Stiller, welcher kurzfristig der neue technische Direktor der Simulationsumgebung wird. Neben den technischen Möglichkeiten hinterfragt die Presse, was diese Umgebung wirtschaftlich für Auswirkungen haben kann. Währenddessen findet sich Stiller zunehmend in einem Netz aus Unsicherheiten wieder.

Wie gesagt ist der Film altersbedingt eine schwere Kost, aber schaut wunderbar aus, fängt die 1970er Jahre hervorragend ein und die Kameraarbeit von Michael Ballhaus bereitet viel Freude. Technische Spielereien und Raffinessen sollte man hier nicht erhoffen. Welt am Draht hält sich fern davon. Stattdessen wird ein großes Gedankenexperiment aufgezogen, was die Wachowski Brüder 26 Jahre später auf etwas andere Art beleuchtet haben.

Filmhistorisch sehr sehenswert.

Meine Bewertung