Hier dreht sich alles um die Candyman’s Fluch von Silencio. Tausch dich mit anderen Filmfans aus.
Der Glass hat das Theme übrigens hier nochmal für die Violine überarbeitet.
"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."
-Vern
Silencio:
Schön, mal wieder was von dir zu lesen. Von dem Film habe ich, auch durch das Reboot jetzt, auch immer mal wieder gelesen aber noch nicht die Chance gehabt, ihn mal zu sehen. Muss ich wohl mal nachholen.
"...und der jedem als Beweis dienen sollte, dass Horror nicht „elevated“ sein muss, um tiefgreifende Wahrheiten aufzudecken."
Ich vermute mal, da sprichst du die A24 Horror Schiene um Ari Aster an. Ich meine mich zu erinnern, dass du kein großer Freund von Midsomar warst (ich schon, nur nicht von Directors Cut, was seltsam ist), der sich ja schon Mühe gibt, als Kunst wahrgenommen zu werden. Wo das meiner Meinung nach sehr gut funktioniert ist beim Us vom Peele, der ne Tonne Subtext hat aber vor allem unheimlich und audio-visuell, zumindest für mich, ein Genuss ist.
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
MB80:
"US" mag ich auch, der funktioniert aber mMn auch wie ein ganz normaler Genrefilm. Das ist (im positiven Sinne) populistisches Kino, dass sich nicht ins Arthouse flüchtet.
Ich hab auch nicht gegen alle elevated horror-Streifen was (ich mag das "Suspiria"-Remake, "Babdook" und "The VVitch" sind zum Beispiel auch ganz gelungen), ich hab die "Bewegung" und ihren Gestus aber mittlerweile was über. Da werden häufig mittelmäßige Horrorfilme durch Hervorstellung der Dramaelemente "aufgewertet", dadurch schwindet aber der Subtext. Horror ist ja GENAU dann eigentlich gut, wenn er durch seine Horrorelemente das Drama bzw. seine Aussage verschleiert. Das passiert hier aber nicht mehr, kein Mensch kann "It Follows" missverstehen - da ist der Streifen einfach ganz klar hinter "Halloween", der hier ja formal mehr als eindeutig Pate gestanden hat. Anders ausgedrückt: der Horror ist das Unbekannte, wenn es nicht mehr unbekannt ist, ist es daher kein Horror.
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-Vern
Ich würde "It Follows" jetzt schon als normalen Horrorfilm bezeichnen. Ich wüsste jetzt zumindest nicht, wo sich der Film als elevated bzw. mehr als Drama versteht. Wie du, Silencio, ja schon geschrieben hast, orientiert sich der Film stark an klassischem Horror wie von Carpenter.
Der Subtext (Promiskuität, Geschlechtskrankheiten) solcher Horrorfilme (neben Carpenter ist man da ja auch sofort bei Cronenberg oder Polanski) ist ebenfalls gegeben, den man auch erst dann herauslesen kann, wenn man sich mal etwas damit beschäftigt hat, wie das Thema Sex in Horrorfilmen verarbeitet wird.
Im Zusammenhang mit "elevated horror" bin ich jetzt noch auf folgenden Aritkel gestoßen, der diesem Horrortrend ebenfalls kritisch gegenübersteht:
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
Luhp:
Ja, der hat weniger "Drama"-Elemente (ich hätte besser "Zwischenmenschliches" schreiben sollen), der hat trotzdem keinen Subtext mehr, der ist da schlicht Text.
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-Vern
Silencio:
"der Horror ist das Unbekannte, wenn es nicht mehr unbekannt ist, ist es daher kein Horror."
Das ist ein schöner Satz, den sich jeder Horror- Regisseur mal eintüten sollte. Sowohl auf formaler, visueller Ebene, als auch auf subtext-Ebene.
Generell: ich finde es irgendwie witzig, dass sich ausgerechnet an Hereditary so als "elevated horror" abgearbeitet wird. DER ist doch gerade noch sehr bodenständig, und der Aster hat selber mal in einem Interview gesagt, dass er einfach immer einen Film über eine verfluchte Familie machen wollte. Da finde ich Relic eigentlich viel besser als Beispiel, wo ja am Ende ganz klar gemacht wird, dass es eigentlich um was ganz anderes geht.
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
Kritik: Candyman’s Fluch von Silencio
Silencio | 06.09.2021