Kritik: Titane von MB80

@eli4s

Also vorab, ab heute bitte immer "MB80 et al.", die Erstautorschaft steht mit gut finde ich ;p

"Den Wechsel von der Einführung hin zu diesem Plot um den verlorenen Sohn empfand ich ein bisschen als merkwürdigen Bruch."

Das ging mir durchaus genauso, war allerdings im Trailer schon angekündigt. Der hat den Bruch genauso, wird sogar musikalisch entsprechend unterlegt. Ob ich das jetzt 100% positiv einordne, da bin ich mir gar nicht mal sicher, aber es lässt sich ganz gut als reverser "coming out of the closet" lesen, weil sie sich ja erst verstecken muss um dann eine neue "Identität" zu erlangen. Falls das Sinn macht...

Zu dem evtl. problematischen Teil, glaube das ist nur problematisch wenn Alexia wirklich als Protagonistin darstehen sollte, und das tut sie ja (auch wegen Akt 1) nur bedingt. Ducournau will denke ich gar keine Identifikation des Publikums mit Alexia, oder mal so: sie will bei dem Thema Identität keine Menschelei. Was sie aber ganz gut einfängt denke ich ist dieses Gefühl, nicht dazu zu gehören, und eben nicht Teil der Menschheit um sich herum zu sein.

"Ich denke, sie kann auch schlicht nicht ganz. Sicher kämpft sie auch mit sich selbst und den Erwartungen der Gesellschaft. "

Ja, gute Bemerkung. Sehe ich auch so, sie versucht es ja mit Justine, leider geht der Versuch mit Sex am Hafen (romantisch...) dann mal komplett daneben (Fun Fact: Garance Marilliers Charakter in Raw heißt auch Justine, falls es in ein paar Jahren mal heißt, die Filme spielen im selben Universum und Alexia hat in Notwehr gehandelt weil sie sonst gefressen worden wäre: called it ;) ).

"Für mich mit unter der wichtigste Moment/Satz im Film: "Mir ist egal, wer du bist. Du bist mein Sohn." oder so ähnlich. Plus die letzte Szene.
Identitäts- und Familienbilder werden ganz klar aufgebrochen."

Ja, waren für mich auch die Schlüsselszenen bzw. -dialog. Die 2001 Assoziation mit dem Star Child hatte ich übrigens auch ;)

Wie waren denn bei dir die Reaktionen des Publikums? Bei mir was alles sehr zivilisiert, außer bei der " WG Szene", da wurde gekichert, das war aber auch schön abstruser schwarzer Humor.

Ich muss den Film auf jeden Fall nochmal in Ruhe sehen, bis jetzt wäre mein Urteil aber "Bildgewaltig, absolut sehenswert wenn auch kind of messy."

@mb80 et al

Steht dir sehr gut

Den Trailer hatte ich im Vorfeld gar nicht gesehen. War nur thematisch etwas vorinformiert.

Das ist ein interessanter Gedanke mit der Identifikation und der "Menschelei".

Wie ordnest du dann diesen Serienkillercharakter ein? Ich hatte das Gefühl, der Film hätte genauso gut ohne dieses Element funktioniert. Entgeht mir da der Sinn?

Haha, das ist mir nicht aufgefallen, dass ihre Figur den gleichen Namen hatte. Bestimmt wird ein großes franchise daraus.

Also am Ende der Vorstellung bei mir gab es schon einige Fragezeichen in den Gesichtern und ich konnte sätze vernehmen wie "was war denn das?" Oder "und der hat in Cannes abgeräumt!?"

Die wg Szene war tatsächlich für alle sehr unterhaltsam. Bitter auch die Szene auf der Toilette... mit dem Waschbecken. Da haben alle kollektiv einschließlich mir flehend das Ende herbeigesehnt.

Ich weiß noch nicht, ob ich mir den nochmal bald gebe. Aber fand ihn, obwohl etwas "messy" wie du sagst, etwas interessanter als Raw.

Eli4s:

"Wie ordnest du dann diesen Serienkillercharakter ein? Ich hatte das Gefühl, der Film hätte genauso gut ohne dieses Element funktioniert. Entgeht mir da der Sinn?"

Gute Frage... Ich bin mir da echt nicht sicher. Glaube, das kann auch einfach so eine Marotte der Regisseurin sein. Ich meine Raw hätte ja auch einfach eine Coming of age Geschichte werden können, glaube die braucht das morbide. Bei Cronenberg bedeutet Sex ja auch gleich tot ;)

Bei mir meinte jemand den schenkt er der Ma als DVD, glaube das war ironisch.

Ja die Szene mit dem Waschbecken war hart.. Da war ich auch kurz vorm wegdrehen. Da wurde der Film so richtig körperlich.

Finde es so langsam übrigens echt cool dass der gewonnen hat, ist ja schon irgendwo ein Horror Film, und die kriegen bei sowas immer selten ne ordentliche Würdigung.