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Ripper Street

Moviejones | 19.04.2024

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DirtyMary : : Moviejones-Fan
12.03.2015 21:46 Uhr | Editiert am 12.03.2015 - 21:54 Uhr
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Dabei seit: 07.08.13 | Posts: 175 | Reviews: 33 | Hüte: 6
The Good, the Bad and the Ugly

Ripper Street reiht sich nahtlos in eine grandiose britische Serientradition ein, in der Klasse vor Masse steht. Serien wie Sherlock, Luther oder Life on Mars kommen nur mit wenigen Folgen pro Staffel aus, aber diese Folgen lassen kaum Wünsche offen.
Und bei Ripper Street ist dies nicht viel anders. Während in der 1. Staffel vielleicht auch ein paar durchschnittliche Folgen zu sehen waren, glänzt die 2. Staffel praktisch durchweg mit einem irrwitzigen Tempo, komplex gesponnenen Storys und einem Ensemble, das sowohl in den Haupt- als auch in den Nebenrollen gut besetzt ist und in Sachen Figurentiefe zu überzeugen weiß.

Ende des 19. Jahrhunderts versuchen 2 Detectives in einem heruntergekommenen Londoner Stadtteil, welcher durch die berühmten "Rippermorde" an Prostituierten traurige Berühmtheit erlangt, die eigene Ehre und die Ehre dieses Stadtteils wiederherzustellen. Armut mit den damit einhergehenden Verbrechen machen dem ansässigen Polizeirevier schwer zu schaffen, trotzdem versuchen der leitende Ermittler und sein Sergeant so oft es geht Recht und Ordnung genüge zu tragen – aber nicht immer will dies gelingen.
Detective Inspector Reid ist von tiefen Schuldgefühlen geplagt, da vor seinen Augen seine kleine Tochter verschwand und es ihm anschließend nicht gelang die Beziehung zu seiner geliebten Frau aufrecht zu erhalten. Sergeant Drake hingegen hat eine rühmliche, wenn auch fragwürdige militärische Vergangenheit hinter sich, er ist der Mann fürs "grobe". Unterstützung erhalten die beiden von einem amerikanischen Arzt und Leichenbeschauer, der als notorischer Trinker mit dem protestantischen Arbeitsethos seiner Vorgesetzten auf Kriegsfuß steht. Dank seiner für die damalige Zeit fortschrittlichen Untersuchungsmethoden ist er aber gerade bei besonders rätselhaften Todesfällen unverzichtbar, selbst sein zweifelhafter Umgang (Wohnsitz in einem Bordell) und seine undurchsichtige Beziehung zu der Betreiberin dieses Etablissements werden daher toleriert.

Der Saufbold, der Raufbold und der Gentleman bilden eine brisante Mischung bei der Verbrecherjagd im Londoner East End. Während in Staffel 1 sich das persönliche Drama vor allem auf die Familientragödie von Detective Reid zuspitzt, geraten in Staffel 2 die Lebenswelten aller 3 Ordnungshüter gewaltig aus den Fugen. Sie bekommen es mit einem scheinbar übermächtigen Gegner zu tun, der ihnen immer 3 Schritte voraus zu sein scheint. Auch die Schatten der Vergangenheit scheinen das Team unwiderruflich auseinander zu reißen, alle verlieren ihren Halt sowohl im Privatleben als auch im Beruf, und daher setzen sie im Staffelfinale alles auf eine allerletzte riskante Karte – wohl wissend, dass niemand damit gewinnen kann.

Die Serie hat keine sonderlich große, dafür wohl eine recht treue Fangemeinde. Vorsorglich hat man am Ende von Staffel 2 auf einen "klassischen" Cliffhanger verzichtet, inzwischen existiert eine dritte Staffel bei einem Streamingdienst.
Ripper Street hätte eigentlich "besseres" verdient, die Serie hat im Verlauf echtes Suchtpotenzial erlangt. Die einzelnen Fälle und die übergeordneten Handlungsstränge werden immer wieder verknüpft – ab und an sicher etwas arg an den Haaren herbeigezogen –, alle Hauptcharaktere entwickeln echtes Format und selbst kleinere Nebenrollen sind vorzüglich gecastet und dienen bei weitem nicht nur als Beiwerk, sondern gelangen mitunter sogar zu ungeahnter Bedeutung.
Die Macher beweisen eindrucksvoll, dass sich Komplexität und Erzähltempo nicht ausschließen müssen. Und selbst der anspruchsvolle Seriengucker kommt voll auf seine Kosten, da z.B. bei Themen rund um Religion, Terrorismus oder Wissenschaft immer auch ein kleiner Bogen zur Gegenwart gesponnen wird.

Ripper Street ist State of the Art – hochmodernes Fernsehen im altmodischen Gewand. Nicht zu verwechseln mit altmodischem Fernsehen, das Modernität nur vortäuscht (Law and Order, CSI-nerlei ...).
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