Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten (2022)

Das Kritikerecho nach der Premiere war eher negativ, aber meine Güte sieht der großartig aus.

Weiß man, wann und ob der Film eine deutsche Synchronisation erhalten wird?

Ich werde wohl noch etwas warten. Eine Synchronisation auf Deutsch oder zumindest Englisch wäre schon praktisch. Habe mir zwar vor ca. einem Jahr auch Titane auf Französisch mit Untertitel angeschaut, aber ein bisschen Spaß nimmt das für mich doch, insbesondere bei deutlich über 2 Stunden.

@ TiiN

Bezweifle, dass der Film synchronisiert wird. "Roma" liegt bei Netflix auch nur im Originalton mit Untertiteln vor.

@luhp92 & PaulLeger

Zumindest Titane wurde später noch synchronisiert, nachdem er im Kino nur in OV lief. Hat aber nichts mit Netflix. Das mit Roma stimmt natürlich.
Notfalls muss ich irgendwann in den sauren Apfel beißen.

Und weiter geht es mit den positiven Überraschungen des Jahresendes 2022, geht doch.

Ich kann jeden verstehen, dem der Film zu lang(-atmig) ist, er hat ohne Frage einige Szenen drin, die zu lange ausgedehnt werden. Wer bei einem Film besonderen Fokus auf die Kameraarbeit legt, bekommt hier allerdings wirklich einen Augenschmaus serviert.

Mit extremem Weitwinkelobjektiv gefilmt bewirkt das in die Breite gestreckte Bild in Kombination mit den ausgedehnten Kamerafahrten einen surrealen Effekt, der den konstanten Eindruck eines Traums erweckt. Auf diese Weise ist es nie so richtig klar, ob man gerade die gegenwärtige Realität, Traum, Erinnerung oder gar einen (Dokumentar-)Film im Film sieht.

Selbst mir hätten die erlesenen Bilder allein aber wohl nicht für eine gute Wertung gereicht, doch am Ende schlägt die Geschichte eine Richtung ein, die das Gesehene nicht nur in einen neuen Kontext stellt, sondern auch auf der emotionalen Ebene funktioniert.

Wer mit "Achteinhalb", "Wilde Erdbeeren" oder Filmen von Terrence Malick was anfangen kann, darf hier gerne einen Blick riskieren.

Nach langer Zeit habe ich mich doch rangetraut und mir dieses 160 Minuten-Werk in spanischer Sprache mit Untertiteln angeschaut.

Der vollständige Titel hilft sehr gut, Bardo einordnen zu können. Offenbar stark autobiografisch geprägt mit sehr viel Surrealismus ausgestartet ist dieses Werk von Alejandro G. Iñárritu eine vermutlich unglaublich persönliche Reise. Ein Film, den er primär für sich und seine Familie gemacht haben dürfte und weniger für sein weltweites Publikum, was er seit einigen Jahren gekonnt anspricht.

Abseits dieser sehr persönlichen Reise ist Bardo ein unfassbar schöner Film mit einer hervorragenden Kamera, faszinierenden Weitwinkeleinstellungen und der gewohnt meisterhaften Regie. Iñárritu gehört schon zu den besten Leuten unserer Zeit was sein Handwerk angeht.

Iñárritus Familie oder zumindest Mexikaner nehmen den Film sicher ganz anders wahr. Für mich stellenweise faszinierend und beeindruckend, teils aber auch sehr langatmig und zäh.

Ich hoffe er hat sich das teilweise negative Echo der Kritik nicht so sehr zu Herzen genommen. Im Zuge der großen autobiografischen Welle der letzten Jahre ist Bardo ein sehenswerter Beitrag.