Mit nur 15 Jahren wird Robbie Williams ein Teil von Take That und katapultiert sich in den Pop-Olymp. Doch seine einzigartige Weltkarriere wird zu einer emotionalen Achterbahnfahrt zwischen Erfolg, Selbstzweifeln, persönliche Krisen und dem Kampf gegen die Drogensucht. Auf seinem kommerziellen Höhepunkt und kurz vor dem völligen Absturz steht Robbie vor der Entscheidung, ob er sich selbst zerstören oder sich seinen Dämonen stellen will…
Zweifellos eines der besten Musiker-Biopics, "Better Man" bewegt sich fernab des reinen Nacherzählens und Nachstellens, entscheidet sich narrativ und stilistisch für einige außergewöhnliche Wege und begibt sich teilweise sogar ins reine Genrefach.
Michael Gracey ("The Greatest Showman") ignoriert beim Erzählen des Werdegangs Robbie Williams´ die starre und limitierende Veröffentlichungschronologie seiner Lieder, die Songs werden dort eingespielt, wo sie inhaltlich Sinn ergeben und einen Mehrwert schaffen. Egal, ob sich der Film gerade in der Kindheit, bei Take That oder im Erwachsenenalter aufhält, wichtig ist, in welchem Kontext die Lieber von Williams geschrieben bzw. gesungen wurden, in welchem Kontext sie den Film und die Geschichte am besten unterstützen. Für die Songs wählt Gracey abwechslungsreiche Settings und Konstellationen, im persönlichen Umfeld performt als Solo, als Duett mit dem Vater oder als Tanzeinlage mit der Freundin, Take That wird in Form einer Musical-Nummer mit Massenchoreographie umgesetzt. Inszenatorisch ist das wie in "The Greatest Showman" großartig gestaltet, die Musik sowieso, ein ekstatischer und mitreißender Musikfilm, Stillsitzen im Kinosaal unmöglich.
Robbie Williams als Affen darzutellen, ist eine brillante Idee und verleiht der ungeschönten Tragikomödie eine noch persönlichere Note. Der bzw. die Affen nutzt Gracey als Metapher für die inneren Dämonen (Selbstzweifel, Selbsthass, Alkohol- und Drogensucht), die Williams in seinem Leben und bei seinen Auftritten ständig begleiten, je stärker die Dämonen werden, desto mehr Affen tauchen um Williams herum auf. Gleichzeitig webt Gracey die Artussage in seine Geschichte mit ein, auf der einen Seite als emotionalen Anker und familiäre Verbindung zur Großmutter, die ihm die Sage als Kind vorliest, auf der anderen Seite als weitere Metapher direkt auf Williams selbst bezogen. Williams befindet sich hier in seinem Kampf um den Aufstieg zum König von England, wobei der Kampf sich darin manifestiert, dass Williams als Artus sich selbst und seinen Dämonen (Affen) gegenübersteht und Excalibur aus sich selbst herauszieht. Er muss sich erst selbst befreien, das Schwert ziehen, um als Musiker der wahre König von England zu werden. Gegen Ende gipfelt die Konfrontation in einem spektakulären Actionsetpiece, einer gewaltigen Mittelalterschlacht mit Williams gegen das Affenheer.
Darüberhinaus umarmt "Better Man" die homosexuellen Konnotationen, die heutzutage in Vergessenheit geraten sind, Take That und Robbie Williams als Sexsymbol der Frauen und der Männer. Zu Beginn als Boyband für die Schwulenszene konzipiert, treten sie dann auch in Schwulenclubs auf.
Ferner ist in der englischen Originalversion noch das Voice Over interessant, hierbei handelt es sich um Orignalaufnahmen eines Gesprächs, welches Robbie Williams mit Hugh Jackman führte, als dieser sich für seine Rolle in "The Greatest Showman" vorbereitete. Hugh Jackman lehnte seinen P. T. Barnum an Robbie Williams an und hatte sich deswegen mit ihm unterhalten.
Meine Bewertung"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."