Beginnen möchte ich- wo auch sonst- am Anfang des Filmes wo Captain Jack Sparrow einen im Vergleich zu seinen Vorgängern lächerlich unspektakulären Auftritt hat.
Bereits wenige Minuten nach Beginn des Films hat man den Eindruck, dass den Drehbuchautoren die Ideen ausgegangen sind - und dies setzt sich in den nächsten 136 Minuten auch gnadenlos fort.
Jeglicher Wortwitz und Charme, jegliche Raffinesse scheint den Charakteren zwischen Teil drei und vier abhandem gekommen zu sein.
Die Geschichte ist platt und oberflächlig erzählt und der Zuschauer bekommt zu keinem Moment einen "Aha- Effek". Alles ist vorhersehbar und ohne jeden Tiefgang.
So benötigt der geneigte unsterbliche Pirat lediglich zwei Silberkelche und eine Träne von einer Meerjungfrau um ewiges Leben zu ergattern.
Wer jetzt denkt: "Wie spannend!", der hat leider weit gefehlt. Denn die Suche nach den Kelchen entpuppt sich als recht anspruchslos und ohne nennenswerte Gefahren.
Auch wer auf Seeungeheuer a la Kranken hofft wird gnadenlos enttäuscht.
Damit sind wir auch schon bei den Specialeffects, welche leider ebenso wenig mit denen der Vorgänger mithalten können wie alles andere.
Etwas Spannung sollten wohl die schick animierten Meerjungfrauen bringen, welche allesamt aussehen als hätte eine Modelagentur sie ins Wasser geworfen, ehe sie ihre Vampirzähne zeigen.
Naja.
Besonders originell, der Name der Hauptmeerjungfrau. Wer jetzt auf Arielle tippt, liegt leider falsch. Der tatsächliche Name lautet "Sirena" was die Angelegenheit aber nicht besser macht. Auch die ständige Widerholung dieses primitiven Namen, durch einen schlechte William Turner Ersatz, macht ihn nicht besser.
Ist irgendjemandem bisher aufgefallen, dass ich den Antagonist Blackbeard noch gar nicht erwähnt habe?
Nun, dass liegt daran, dass Blackbeard eine so lächerlich nichtssagende Figur ist, dass man ihn schon mal vergessen kann. Er hat keinen Charakter und seine Motive sind so hohl wie ein Bambusast. Seine Crew aus Zombies (kennen wir das nicht schon aus Teil 1?) macht nichts her, weder wird erklärt WIESO sie überhaupt Zombies sind, noch haben sie den kleinsten Sinn im Film.
Vergleicht man Blackbeard mit Barbossa oder Davy Jones wird man das dumme Gefühl nicht los, dass auch hier das Drehbuch in aller Eile fertiggestellt wurde. Denn statt eines glaubwürdigen Bösewichts mit Hintergrundgeschichte und Esprit bekommt der Zuschauer einen zu jeder Zeit austauschbaren, flachen und regelrecht faden Pseudo-Fiesling präsentiert.
Und zu allem Überfluss ist da auch noch Angelica - gespielt von Penelopé Cruz.
Deren Rolle passt zum ursprünglichen Fluch der Karibik Flair so gut, wie ein Delphin in die Wüste.
Die Dialoge zwischen der Verflossenen von Jack Sparrow und ihm sind platt und plump. So muss man sich allen Ernstes anhören wie Jack sie fragt ob er damals "der Erste gewesen war".
Als Tochter des Piraten Blackbeard besitzt sie genauso wenig Charme und Wiedererkennungswert wie ihr Vater. Die Figur scheint undurchdacht und spröde.
Auch hier fehlt Wortwitz und Raffinesse, Grundzutaten der vorigen Fluch der Karibik Reihe.
Aber es kommt noch schlimmer, neben einer absurden Tanzszene an Deck eines Schiffes und jeder Menge hohlen, aber keineswegs witzigen, Sprüchen zwischen Jack und Angelica, muss man schließlich auch noch mit ansehen, wie Ersterer mit Hilfe eine Vodoo-Puppe (deren Herkunft ebenso unbekannt bleibt) auf alberne Weise gegeißelt wird.
Nicht einmal der Soundtrack kann begeistern, er ist ebenso nichtssagend wie ausstauschbar. Die Themen welche mitreißend und beeindruckend sind, wurden quer durch die Bank von den Vorgängern hergenommen und in dem neuen Teil angebracht.
Wer ein Freund von Filmmusik ist, dem wird auch das unangenehm auffallen.
Hat man es dann endlich geschafft, dann bekommt der Zuschauer ein wenig spannendes und mitreißendes Finale serviert, welches keine Lust auf eine weitere Fortsetzung macht.
Alles in allem kann man sagen, dass Fluch der Karibik 4 - in fremden Gezeiten- mehr verspicht als es auch nur annähernd halten kann. Zuviele Charaktere ohne Background, ohne Esprit und ohne irgendwelche Originalität.
Auch an beeindruckenden Settings mangelt es und selbst Jack Sparrow hat einen extremen Persönlichkeitswandel hingelegt. Einst raffinierter Schurke, ist er nun zu einem menschlichen Bugs Bunny verkommen.
Die Synchronstimme macht es nicht besser, viel von Jack Sparrows ursprünglichem Charakter ging verloren und damit auch jede Menge Sympathie. Da hilft es auch nicht, dass die Synchronisation angeblich näher am Original sein soll.
Einzige Lichtblicke in diesem lauwarmen Aufguss des einstigen Meisterwerk sind Captain Barbossa und Master Gibbs, welche den Zuschauer wehmütig an die guten alten Zeiten denken lassen.
Kritik: Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten von Moviejones
Moviejones | 16.05.2011