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Kritik: A Most Wanted Man von FBW

FBW | 26.08.2014

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1 Kommentar
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
28.09.2014 21:03 Uhr
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Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.406 | Reviews: 180 | Hüte: 635
Meine Eltern wollten Philip Seymour Hoffman die letzte Ehre erweisen und haben mich gefragt, ob ich Lust hätte mitzukommen. Ich habe zugesagt, der Kinobesuch gestern abend hat sich gelohnt!

Vorab möchte ich erwähnen, dass ich weder die Buchvorlage kenne noch den Film im englischen Original gesehen habe. Daher kann ich nicht sagen, wie gerecht die Adaption der Vorlage wird und wie glaubhaft die eingebauten Akzente der Darsteller rüberkommen. Da es sich bei den Charakteren aber größtenteils um Deutsche handelt, ist eine Synchronisation gar nicht mal so verkehrt.

"A Most Wanted Man" möchte jedenfalls ein authentisches Bild über die Arbeit der Geheimdienste zeichnen, was ihm mMn auch super gelungen ist. Anton Corbijn setzt dabei auf unterkühlte Farbtöne, realistische Kameraeinstellungen und eine äußerst ruhige Inszenierung. Er legt den Wert auf Kleinigkeiten und Dialoge werden oft durch einfaches Schweigen ersetzt. So ergibt sich eine triste und pessimistische Atmosphäre, die mich bis zum Ende nicht losgelassen hat. Die eigentliche Handlung wird durch alltägliche Trivialitäten ziemlich weit aufgefächert, ich verlor währenddessen aber nie an Interesse. Es werden ständig kleine Indizien gestreut, Stück für Stück erfährt man mehr und zum Schluss entlädt sich alles in einem unerwarteten Knall. Wer schnelle Schnitte, Explosionen und Verfolgungsjagden braucht, sollte um diesen Film jedoch einen großen Bogen machen.
Darüberhinaus sorgen die deutschen Einflüsse für eine Bereicherung des Sehvergnügens. Zu Beginn ist es zwar etwas merkwürdig, wenn sich englischsprachige Schauspielergrößen mit Günther, Dieter, Erna, etc. ansprechen, aber das legt sich nach einiger Zeit. Hamburg eignet sich als Kulisse hervorragend und wird von der Kamera wundervoll eingerahmt. Der Cast fährt "zweigleisig", so treffen z.B. Philip Seymour Hoffman, Willem Dafoe und Robin Wright auf Daniel Brühl, Herbert Grönemeyer und Martin Wuttke. Der großartige Soundtrack stammt ebenfalls aus der Feder von Grönemeyer.

Mit dem Wissen um Hoffmans Schicksal enthält der Film leider einen ironischen Beigeschmack. Es kam mir oft so vor, als würde Hoffman nicht nur den Spionage-Leiter Günther Bachmann spielen sondern auch sich selbst. Er ist getrieben vom Druck und Stress seiner Arbeit und sucht Zuflucht in Zigaretten und Alkohol. Es gibt kaum eine Szene, in der er nicht raucht, trinkt oder beides tut. Zudem wirkt er körperlich einfach nur verbraucht. Des Weiteren denkt man in der Endszene, dass er sich selbst oder anderen gleich etwas Böses antun wolle. Die Inszenierung der Endszene gleicht auch 1:1 einem Abgang von der großen Bühne. Naja, vielleicht waren Hoffmans Leiden und Drogensucht ja genau die Basis für solch eine grandiose Schauspielerleistung...

9/10 Punkten

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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