Hier dreht sich alles um die American Beauty von luhp92. Tausch dich mit anderen Filmfans aus.
luhp:
Nur weil der Ich-Erzähler das so sagt, muss ich dem ja als mündiger Aussenstehender nicht uneingeschränkt zustimmen, zumal er ja ganz klar auch den Konsum und Kommerz als Wurzel des Übels mit ausmacht, und damit dann doch in meiner Einteilung Widerhall finden würde
@MobyDick
"Nur weil der Ich-Erzähler das so sagt, muss ich dem ja als mündiger Aussenstehender nicht uneingeschränkt zustimmen"
Die Männer im Film tun es aber. Oder meinst du jetzt dich selbst als Filmschauer?
"zumal er ja ganz klar auch den Konsum und Kommerz als Wurzel des Übels mit ausmacht"
Korrekt. Dann müsste man da dann in "Gesellschaft allgemein" (American Beauty) und "Konsum- und Kommerzgesellschaft" (Fight Club) unterscheiden.
(Irgendwie hat die Diskussion jetzt eher belanglose Züge angenommen )
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
luhp:
Ich meine unter anderem das Prinzip des unreliable Narrators
@MobyDick
Achso. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass Tyler Durden den Fight Club tatsächlich gegründet hat und das nicht alles nur erfunden ist.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
luhp:
:-)
Dann vielleicht doch etwas weniger wortkarg: Hierbei geht es mir nicht nur um die Gründung des Fight Clubs. Sondern Sachen, die er uns so erzählt und wir optisch für bar nehmen. Das alles muss nicht stimmen. Wenn jemand eine Geschichte erzählt, in der es in Strömen geregnet hätte - wir aber das Gefühl haben, dass es zu dem Zeitpunkt sicher nicht geregnet hat, dann ergeben sich zwangsläufig auch an der Glaubwürdigekit seiner restlichen Erzählungen zumindest Zweifel. Und dieser Aspekt ist sowohl bei Fight Club, American Psycho und 39,90 gegeben, und das macht auch mit einen Reiz aus, zu erfühlen, wieviel überhaupt an der Story echt ist und wieviel nicht.
@MobyDick
Ich habe "Fight Club" jetzt schon länger nicht mehr gesehen, kann mich da also an keine speziellen Szenen erinnern, in der solche Widersprüche wie dein Regen-Vergleich auftreten bzw. auftreten könnten.
Hast da gerade Beispiele parat?
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
Aus Mangel aus aktueller Sichtung, jetzt mal nur ein kleines Beispiel, das mir haften geblieben ist:
Der Ich-Erzähler ist sehr unglücklich mit sich selbst und plagt sich mit seinen Neurosen rum, irgendwann sieht er am Airport eher unterbewußt Brad Pitts Charakter. Später sagt er sowas ähnliches wie dass er sich fragt, wie es wohl wäre als jemand anderer in einer anderen Stadt aufzuwachen. Kurz darauf sitzt Tyler Durden im Flieger neben ihm. Und sie haben glaube ich sogar dieselbe Tasche, wenn ich mich recht erinnere.
Solche kleinen Akzente, die einen zweifeln lassen könnten, sozusagen Hints sind immer wieder gegeben. Natürlich sehen wir das alles bei der Zweitsichtung viel deutlicher und das macht auch den reiz dann aus, den Film nochmal zu schauen. Aber diese gewisse Dissonanz zwischen Gesehenem und Handlung ist immer wieder vorhanden.
Der Film spielt ja auch mit dem eingespielten Penis-Bild in Kinderfilmen, so dass niemand genau weiß, warum alle sich unwohl fühlen, obwohl nichts deutlich zu sehen war. Fincher macht genau den Trick, den er uns erklärt auch in Fight Club, indem er kurze Bildausschnitte in den Film einbaut und man es erst im zigsten Anlauf merkt.
Das mag etwas abstrakt klingen als Antwort, aber genauer kann ich jetzt nichts dazu sagen, da wie schon gesagt, auch bei mir schon sehr lange her, dass ich den Film geschaut habe
@MobyDick
"Später sagt er sowas ähnliches wie dass er sich fragt, wie es wohl wäre als jemand anderer in einer anderen Stadt aufzuwachen. Kurz darauf sitzt Tyler Durden im Flieger neben ihm."
Ja, das stimmt meine ich. Tyler Durden ist ja das Idealbild des Ich-Erzählers, all das was er sein und können möchte, Dass der Ich-Erzähler die Geschichte erfindet, um sich gegenüber dem Zuschauer bzw. sich selbst besser zu fühlen, könnte dabei ebenso gut sein, wie dass sich Tyler Durden tatsächlich als eigentständiges Ich (im gleichen Körper) herausstellt und genau dieser andere ist, der in einer anderen Stadt aufwacht.
"Fincher macht genau den Trick, den er uns erklärt auch in Fight Club, indem er kurze Bildausschnitte in den Film einbaut und man es erst im zigsten Anlauf merkt."
Stimmt, das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass hier etwas faul bzw. falsch (=erfunden) ist. Bleibt nur die Frage, ob sich das nur auf Tyler Durden oder auf die gesamte Handlung beschränkt. Es könnte beides zutreffen.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
Kritik: American Beauty von luhp92
luhp92 | 14.02.2019