Bewertung: 2.5 / 5
Im Hinblick auf all die überragenden Kritiker- und Publikumsbewertungen komme ich mir beim Schreiben und Veröffentlichen dieses Textes gerade vor wie ein kleiner Junge, der verängstigt um die Ecke lugt, um herauszufinden, ob da schon der verärgerte Mob auf ihn wartet. Ich würde "American Beauty" gerne gut finden wollen, erst recht weil ich Sam Mendes wegen seiner beiden Bond-Filme sehr schätze, aber es hat wohl einfach nicht sein sollen. Da helfen selbst das thematisch reichhaltige und vielschichtige Drehbuch (hier lohnt sich das Lesen des Analyse-Teils im englischen Wikipedia-Artikel), Mendes` bildsprachliche Umsetzung und die hervorragenden Schauspielleistungen nichts.
Kevin Spaceys Voice-Over und diverse Dialoge über die Schönheit des Lebens, die sogar nach oder aus dem Tod heraus erkannt werden kann, untergraben in ihrer Endgültigkeit zum Einen all das Drama, die Tragik und die unschönen Seiten des Lebens, mit denen sich "American Beauty" detailliert auseinandersetzt, und lassen den Film zum Anderen in einem esoterisch-kitschigen Licht erstrahlen, was mich an die schlimmsten Momente in den Filmen Terrence Malicks erinnert.
Im Gegensatz zu eben diesen Malick-Filmen kommt für mich in "American Beauty" trotz der zum Großteil schönen Fotographie jedoch kein Gefühl von Schönheit auf. Viele Szenen wirken leer, manchmal scheint sich Mendes auch einfach nur auf Thomas Newmans Musikuntermalung und auf oben genannte Dialoge zu verlassen, wodurch allenfalls ein oberflächliches Gefühl von Schönheit entsteht. Unabhängig davon leiden die speziell die Rosenblätter-Szenen aus heutiger Sicht darunter, dass sie aufgrund ihrer Digitalität nach 20 Jahren mittlerweile Staub angesetzt haben und die CGI-Effekte nicht mehr schön anzusehen sind, während die TV-Szene für mich daran scheitert, dass eine Plastiktüte - also Kunststoffmüll - in freier Natur allgemein schon kein ansprechendes Bild ergibt. Als positives Beispiel empfinde ich dagegen die Regen-Szene gegen Ende mit Kevin Spacey und Chris Cooper, hier entwickelt sich eine tragisch-poetische Atmosphäre, die mich zumindest kurzfristig in den Film hineinsaugen konnte.
Meine inhaltlichen Probleme mit "American Beauty" begründen sich darin, dass ich überraschenderweise mit "Breaking Bad" bereits ein wesentlich besseres Remake gesehen habe. (Hier trifft den Film selbst also keine Schuld.) Bei beiden Werken handelt es sich um Dramen über einen Mann in der Midlife-Crisis, über Ehe und Familie sowie über das Wiedererlangen von Lebensqualität und das Führen eines bedeutsameren Lebens durch den Ausbruch aus sozialen Gefängnissen.
Lester Burnham ist offensichtlich Walter White und Carolyn dessen Ehefrau Skyler, welche die Wut auf ihre Ehemänner dadurch abbauen, dass sie Sex mit ihren Geschäftspartnern (Buddy Kane, Ted Beneke) haben. Der junge Drogendealer Ricky Fitts, der sich mit Lester Burnham anfreundet, gleicht Jesse Pinkman, was sich vor Allem in der Beziehung zu einem Mädchen (Jane Burnham, Jane Margolis) manifestiert. Zwei junge Nachbarn freunden sich an, schauen zusammen TV und verlieben sich dabei ineinander. "Breaking Bad" hat als Serie verständlicherweise viel mehr Zeit, um das Charaktergefüge und die einzelnen Charaktere zu zeichnen, "American Beauty" gelingt dies in seinen 120 Minuten im Vergleich nur rudimentär, weshalb ich "Breaking Bad" dahingehend als bedeutend intensiveres und greifbareres Charakterdrama empfunden habe.
Wie oben schon geschrieben hätte ich "American Beauty" gerne gemocht und diverse Aspekte hätten definitiv eine höhere Wertung verdient, aber alles in Allem komme ich da leider nicht über 5 - 5,5 von 10 Punkten hinaus.