Hier dreht sich alles um die One Battle After Another von Manisch. Tausch dich mit anderen Filmfans aus.
Die absurden und verballhornten Namen der Personen und Organisationen bewegen sich im Geiste der satirischen Romanvorlage "Vineland" von Thomas Pynchon, wie ich in einem Podcast gehört habe. Also die Namen im Film sind andere als bei Pynchon, könnten wohl aber genauso gut auch aus dem Roman stammen.
"UND das war doch alles nur Zufall mit der "Verfolgungsjagd" am Schluss, oder hatte Tim tatsächlich den Plan, Willa zu töten?"
Gute Frage^^ Austragskiller Tim Smith soll die Situation ja "bereinigen" und darunter verstehe ich, dass er sowohl Lockjaw als auch Willa eliminieren soll. Oder er ergreift Eigeninitiative und möchte von sich aus komplett "reinen Tisch" machen.
Smith kann Lockjaw auf dem Highway ausfindig machen, also muss er auch wissen, dass Lockjaw dort wegen Willa unterwegs war (Übergabe an Avanti). Er kennt Avanti, wird wissen, was für ein Auto dieser fährt, und die Redneck-Miliz wird er ebenfalls kennen.
Folgene Szenarien ergeben sich da aus meiner Sicht:
1) Smith möchte Willa töten. Er sieht, dass sie nicht bei Lockjaw im Wagen saß und sucht nach ihr. Fährt bei den Rednecks vorbei, sieht dort die Folgen der Schießerei, den toten Avanti und dass dessen Auto weg ist. Deduziert, dass Willa hierhin gebracht worden ist und mit Avantis Wagen weggefahren ist. Also macht er sich auf die Suche nach dem Wagen und findet ihn auf dem Highway.
2) Smith möchte Willa töten. Er tötet Lockjaw und möchte dann Avanti aufsuchen, um sich von diesem bestätigen zu lassen, dass auch Willa tot ist. Er sieht sein Auto auf dem Highway und fährt diesem nach in der Annahme, da fahre Avanti (ggfs noch mit Willa hintendrin). Schwachpunkt: Hat Smith nicht die Handynummer von Avanti? Ein Anruf würde hier vieles einfacher machen.
3) Smith möchte Willa nicht töten, dann ist das Finale ein großer Zufall.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
@luhp92
Aber auch im Roman sind die albernen Namen doch bestimmt ein Seitenhieb :-)
Bei Tim Smith frage ich mich halt, ob er hätte wissen können, dass Willa mit dem Auto entkommen ist - und überhaupt, wohin sie dann fährt. Wirklich gezeigt wurde es nicht. Zeitlich wäre das auch ziemlich viel von A nach B zu fahren, da die Leichen zu sehen, überlegen was los ist, und dann wieder Willa hinterher fahren, von der er nicht mal weiß, wo genau sie ist. Und er steigt dann nach dem Crash auch so "allgemein fragend" aus, als wüsste er gar nicht, wer dahinter steckt. Deswegen kam es mir eher wie Zufall vor.
Bei Lockjaw weiß er immerhin, was er z.B. für ein Auto fährt.
AfD-Verbot (:
@Manisch
"Aber auch im Roman sind die albernen Namen doch bestimmt ein Seitenhieb"
Davon gehe ich jetzt mal aus, ohne den Roman gelesen zu haben.
Aber der politische Kontext ist dort ein anderer als hier im Film. Der Roman erschien 1990 und kommentiert die Revolutions-/Reformbewegungen der 1960er Jahre und was davon in der 1980er-Reagan-Zeit übriggeblieben ist. Anstelle von ICE (wurde ja erst 2003 gegründet) sind es hier das FBI und die DEA.
"Und er steigt dann nach dem Crash auch so "allgemein fragend" aus"
Stimmt. Ich habe das in Folge des Crashs als geistige Verwirrung und Schock wahrgenommen, dass er aus seinem geistigen Auftragskiller-Tunnel gerissen erstmal auf die Situation klarkommen muss. Aber ja, es könnte auch sein, dass er im Allgemeinen nicht versteht, was und warum dort geschehen ist.
Insegesamt lässt Anderson vieles offen, was man als Zuschauer annehmen muss, und entsprechend kann es sich hier definitiv um einen großen Zufall handeln.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
@luhp92
Tja, man weiß es nicht. Wie gesagt, am Ende ist das etwas, was ich an dem Film mag. Der Film in sich ist abgeschlossen und man bleibt nicht komplett rätselnd zurück. Aber es gibt diese kleinen Details, die man mitnimmt, wo man auch Tage später noch mal ins Grübeln kommen kann.
AfD-Verbot (:
Wow. Ich schaue ihn auf jeden Fall noch, um ihn für mein Jahresranking zu berücksichtigen.
Ich habe Manischs Kritik gestern gelesen und fand sie überraschend treffend. Vor allem seine Punkte zur überladenen Action und dem fehlenden dramaturgischen Atem haben bei mir voll ins Schwarze getroffen. Der Film macht Spaß, keine Frage, aber nach jedem Setpiece gleich das nächste – da bin ich völlig bei ihm. Trotzdem: ein solider Blockbuster, nur eben ohne richtigen Nachhall.
Kritik: One Battle After Another von Manisch
Manisch | 28.10.2025