LAPD-Mordermittler Harry Bosch (Titus Welliver) verfolgt den Mörder eines 13-jährigen Jungen, während er gleichzeitig unter Anklage steht, selbst einen verdächtigten Serienkiller ermordet zu haben.
Ich habe mir die Serie am 28. Mai 2022 angeschaut. (Zum Serientagebuch)
Staffel 7
Meine Bewertung32 Kinobesuche im Jahr 2018.... Rekord bis jetzt noch nicht gebrochen.
Ich habe mir die Serie am 17. Dezember 2020 angeschaut. (Zum Serientagebuch)
Staffel 6
Meine Bewertung32 Kinobesuche im Jahr 2018.... Rekord bis jetzt noch nicht gebrochen.
Eine echter Hammer
Bosch gehört ähnlich wie True Detective einer neuen Generation von TV-Serie an, die weniger den Erzählregeln des „klassischen“ Serienfernsehens als vielmehr den Regeln „klassischer“ (Kriminal)Romane folgt. So nimmt sich auch Bosch für seine (recht zahlreichen) Figuren sehr viel Zeit und die im Zentrum stehende Handlung rund um ein altes Knochengrab und einen Serienkiller nimmt nur sehr langsam Fahrt auf, was dem Spannungsaufbau und der Atmosphäre allerdings keinen Abbruch tut. Ganz im Gegenteil.
Die Serie hebt sich deutlich vom sonstigen Krimineinheitsbrei ab. Da ein bisschen Neo-Noir, dort ein bisschen LA Confidential, das ganze stets unterfüttert mit knackigen Dialogen und einem ordentlichen Schuss zynischem Humor.
Und mitten im Zentrum steht Detective Hieronymus „Harry“ Bosch (klasse gespielt von einem noch unverbrauchten Darsteller), der hoch oben in einem Penthouse über "seiner" Stadt Los Angeles thront und die moralische Pole Position einzunehmen scheint. Eine Moral, mit der sich aber nicht jeder anfreunden kann und mit der er seine berufliche und private Existenz immer wieder neu aufs Spiel setzt. Glaube, Moral und Loyalität spielen in Detective Boschs Leben trotz familiärer Bindungen und Liebschaften die zentrale Rolle, denen er alles andere unterordnet. Bei seiner Hatz auf einen Psychopathen wird er allerdings gezwungen mindestens eines seiner Grundprinzipien zu verraten, was sowohl seine private als auch seine berufliche Existenz vor eine Zerreißprobe stellt.
Wie schon bei True Detective, so folgt auch die Handlung von Bosch der inneren Logik des Ortes, in dem die Handlung spielt. Und so spiegeln sich moralische Widersprüchlichkeit, Machtstreben und Fassade in den Menschen wider, die an einem Ort aufgewachsen sind, der diese Komponenten in sich trägt wie vielleicht kein anderer. Der Mensch gestaltet mit seinen Eigenschaften nicht den Ort, an dem er lebt, sondern dessen Eigenschaften gestalten den Menschen. Dies die Prämisse, mit der die neue Generation an TV-Serie eine atmosphärische Dichte erreicht, die anderswo fehlt.
Die erste Hälfte (der Staffel) setzt auf einen fast schon aufreizend unterkühlten Thrill, gekonnt steuert man auf einen spannungsgeladenen 1. Höhepunkt zu. Leider verheddert man sich in der Folge zu sehr im trüben Fahrwasser ausgelutschter Serienkillerklischees und setzt verstärkt auf allzu vordergründiges. Die Logikdellen treten dadurch mehr und mehr zum Vorschein, und die permanente Konfrontation von Bosch mit seiner Vergangenheit wirkt irgendwann zu gewollt.
Bosch ist aber trotz Schwächen eine echte Empfehlung wert und in all seinen Facetten und Storylines noch lange nicht auserzählt. Eine megastarke Hauptfigur mit dezidiert geschliffenen Ecken und Kanten, gute Darsteller (24-Hardcore-Fans der 1. Stunde bekommen ein ganz besonderes Präsent), eine passable Optik und ein vor allem in der ersten Hälfte sehr spannender Plot sorgen für gute Unterhaltung, die den Denkapparat nicht unnötig unterfordert.