Hard Candy (2005) - Kritik

Hi, bin neu hier. Ich muss leider mit einer kontroverseren Kritik starten.

Es geht um "Hard Candy" aus dem Jahr 2005 mit Patrick Wilson und Elliot Page (damals Ellen Page) des Regisseurs David Slade. Der Film hat weitgehend ein positives Echo hervorgerufen und wird u.A. besonders von feministischer Seite gelobt.

Es geht um einen Pädophilen, der ein Mädchen, das er im Internet kenngelernt hat mit nach Hause nimmt. Aber gerade als man meint, dass das in eine bestimme und sehr unangenehme Richtung geht, wird damit gebrochen und der Spieß umgedreht.

Die Intention des Regisseurs war es, den Zuschauer hinterfragen zu lassen, wie weit man denn die Folter noch so rechtfertigen kann, weil - in meinen Augen angeblich - auf eine Schwarz-Weiß-Zeichnung verzichtet wird. Ganz davon abgesehen, dass es einfach keine akzeptable Schwelle für Folter gibt und ich mich schon an díeser Aussage alleine sehr störe, reicht ein Blick in Kommentarspalten im Internet unter Meldungen und Videos mit Bezug zu Kindesmissbrauch, um ganz schnell zu entlarven, dass hier die niedersten Instinkte des Zuschauers befriedigt werden. Vielleicht ist das nicht intendiert, aber in einer Gesellschaft, in der man unter virtuellen Applaus die perversesten Gewaltfantasien schreiben kann, wenn es um dieses Thema geht, glaube ich für keine Sekunde, dass ein nennenswerter Teil der Rezipienten die Täter-Opfer-Dynamik hinterfragt.
Ich glaube eher daran, dass gejubelt wird, wenn das Messer zur Kastration gewetzt wird. Da kann man Patrick Wilson noch so wimmern und flehen lassen, der durchschnittliche Zuschauer ist auf der Seite von Elliot Page. Und somit hält sich dieser Film zwar für sehr viel schlauer als typische Rape&Revenge-Thriller, ist aber eigentlich genauso plump und damit überaus prätentiös.

Wer also ein humanistisches Menschenbild für sich behalten hat und nicht unter entsprechenden Meldungen im Internet seine im Mittelalter verhafteten Rachefantasien auslebt, sollte einen GROßEN Bogen um "Hard Candy" machen.

Und einfach nur als Disclaimer, weil das Thema so ein heißes Eisen ist: Man verharmlost weder Pädophilie oder Kindesmissbrauch noch will man irgendwelche Täter schützen und schon gar nicht hat man selber solche Neigungen, wenn man nicht in einer Gesellschaft leben will, in der es akzeptiert ist, dass man die Folter oder gar Tötung von Menschen fordern kann - ja, selbst wenn sie Unvorstellbares getan haben.

Ich bin strikt gegen Review-Bombing, weil mir das zu respektlos gegenüber der Kunst ist. Auf eine Tiefstwertung, die ich dem Film aus ideologischer Sicht gegeben hätte, werde ich also verzichten, denn Schauspiel und Inszenierung - insbesondere der kühle und sterile Look - sind überzeugend. Und natürlich kommt auch eine gewisse Spannung auf, wie das alles denn ausgehen mag.

2,5 von 5 Sternen