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Showgirls

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Showgirls Kritik

Showgirls Kritik

Showgirls Kritik
0 Kommentare - 01.05.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Showgirls" ist.

Bewertung: 4 / 5

Die hübsche Nomi Malone (Elizabeth Berkley) kommt mit einem Koffer voller Hoffnung nach Las Vegas, um dort eine Karriere als Tänzerin zu starten. Zunächst kommt sie in einem Strip-Lokal unter und bald darauf lernt Cristal Conners (Gina Gershon), den Star einer Revueshow kennen. Diese ist von Nomi fasziniert und verschafft ihr einen Platz in ihrem Team. Dadurch wird auch Cristals Manager Zack Carey (Kyle MacLachlan) auf Nomi aufmerksam und es beginnt ein Kampf um Macht und Sex.

Juvenile Träume. Die schöne Haut, perfekte Kurven und all das, was hinter verschlossenen Jugendzimmern in eine Honigbaumphantasie mündet. Das Kino hat den Begriff des Sexsymbols maßgeblich mitgeprägt, von Marilyn Monroe über Scarlett Johansson wurden Körper in Hollywood immer als verrucht, oder faszinierend empfunden. Ebenso lange wie es aber Sexualität auf der Leinwand gibt, so lange gibt es vermutlich auch schon die Dekonstruktion dessen. Immerhin persiflierte Billy Wilder bereits mit Manche mögen’s heiß (1959) das dumme Blondchen und den Traum dessen, den offenbar viele Männer hegen. Dekonstruierend, aber ohne den Charme und das Niveau eines Wilders ist auch Paul Verhoevens Showgirls. Mitte der 1990er konnte sich der Mann natürlich nach RoboCop (1987) und Die totale Erinnerung – Total Recall (1990) auch einfach alles erlauben, um die Gemüter des amerikanischen Volks zu erhitzen. Nun muss man sagen, daß ganz oberflächlich betrachtet jener Showgirls aber der wohl mit Abstand schlechteste Film seines Schaffens in jener Phase ist. Das liegt zum einen an ganz oberflächlichem. So etwa dem Pacing, daß der Film mit sich bringt. Er ist schlicht und ergreifend einfach zu lang. Dann muss man sagen scheint Verhoeven auch eher den Eindruck zu erwecken insgesamt zu viel auf Wiederholungen innerhalb des Plots zu setzen. Sodass auch ja alles Mögliche vom Zuschauer verstanden wird, was aber eigentlich keineswegs komplex ist.

Überdies ist Showgirls aber ein faszinierender und künstlerisch anspruchsvoller Film. Denn ja, Verhoeven wirft hier einige Dinge in den Raum, über die man sichtlich diskutieren konnte und auch diskutieren muss. Das gesamte Drama beginnt wie eine übliche American Dream-Geschichte. Ein junges und überaus seichtes Blondchen, will aus unerfindlichen Gründen ein Showgirl in Las Vegas werden. Allein dieser Einstieg vermittelt schon das, was sich im späteren Verlauf zum Kernthema von Showgirls mausern wird. Denn die gesamte Geschichte ist eine einzige Persiflage auf den amerikanischen Traum im Filmgeschäft. Immer wieder hört man diesen Blödsinn, daß man nur ein wenig arbeiten muss und dann lohnt sich auch die Tortur dessen, was Menschen auf ihrem Weg nach ganz oben erdulden müssen. Hier wird diese gesamte Idee so kongenial aufs Korn genommen, daß man am Ende in Tränen lachend auf dem Boden kauert. Es gibt nämlich hier genügend Leerstellen, bei denen sich Verhoeven bewusst dazu entscheidet keinerlei Antworten zu liefern. Denjenigen, denen eine Geschichte und deren Figuren samt ihrer Entwicklung wichtig ist, die werden hier keinen Spaß empfinden. Und ja, man kann das natürlich wieder als adoleszente Provokation herkömmlicher Erzählmuster begreifen und sich die Frage stellen, ob darin auch ein tieferer Kern abseits der Provokation steckt. Dennoch ist Showgirls ein Film, den man braucht, weil er auch gerade heute die Lüge des Kapitalismus aufdeckt.

Das mündet dann in der Idee, eine komplette Abneigung für die Figur Nomi Malone zu empfinden. Ihr Werdegang und auch ihre Vorgehensweise zum Ruhm in Las Vegas sind vermutlich entsprechend dem, was man in Hollywood auf dem Weg nach oben ebenso leisten muss. Dabei ist der gesamte Ton, den der Film mit sich bringt, ob seiner Inszenierung absurd. Denn die Figuren tragen alle unglaublich infantile Konflikte auf dem Niveau von „Du hast mir das aber weggenommen, das sag ich Mama“ aus. Und damit infantilisiert Verhoeven zugleich die Figuren und zeichnet im Hinblick auf das, was noch kommen wird, das Bild einer Industrie voller Idioten und Ausbeutern. Es ist schon faszinierend, wie sich selbst in diesem Segment eine Art Berufsethos etabliert, nach welchem es unglaublich wichtig scheint, wie man am besten seinen Körper zur Schau stellt. Und damit ist nicht mal die sprichwörtliche Hand von oben gemeint. Denn die Arbeitgeber verlangen ja einfach Treue. Etwas, was man natürlich analytisch betrachten könnte, aber dann ginge man gleichsam von dem Weg, was so wichtig ist. Es geht hier zwar auch darum, die Funktionäre eines solchen Systems zu zeigen und irgendwo zu entmenschlichen. Doch Verhoeven ist eben keineswegs dem liberalen Irrglauben verfallen, daß es gute und schlechte Menschen gibt und sobald man die schlechten Menschen in einem System durch gute austauscht, kann das System weiterexistieren. Diese Leier sieht man ja immer in den Filmen, die relativ dümmlich daherkommen und anschließend wieder nur den pervertieren Kapitalismus legitimieren.

Nein, in Showgirls geht es ironischerweise trotz der Tatsache, daß Menschen hier Material und auch neben der Tatsache, daß die Figuren völlig unsympathisch sind, eben um einzelne Individuen. Und das sorgt auch dafür, daß die Kritik letzten Endes funktioniert. Unterdessen wäre es natürlich fatal über den Film zu reden, nicht aber über Sexualität. Denn auch in dem Bereich ist Verhoevens Werk durchaus spannend. Denn bedingt durch das Business, in dem man sich bewegt und auch dem Vorführen von Körpern sieht man hinter den Kulissen, aber auch im Privatleben immer wieder ganz viel nackte Haut. Da bleibt natürlich die Frage, ob der Film überhaupt voyeuristisch sein kann, wenn das Geschäft, daß gezeigt wird, eigentlich weniger Körperlichkeit und Körper zeigt, als es die Vorbereitungen hinter den Kulissen tun. Wäre zumindest mal eine These. Unterdessen gelingt Verhoeven hier aber auch so eine Art Normalsanierungskonzept, indem er nämlich in fast jeder Szene nackte Frauen bis auf das letzte Mysterium in Szene setzt, normalisiert er die Körper. Es wird nackt diskutiert, sich vorbereitet und Maße gemessen. Alles wirkt so normal, wie es eben nur gut. Auf der Bühne, wo dann aber Kleidung eine Rolle spielt, ist der Körper dann wiederum etwas, was entzaubert werden muss. Die Idee ist beispiellos genial und irgendwie auch herrlich lustig.

Skandalös und absurd ist Showgirls die Dekonstruktion einer maroden Geschäftswelt gelungen. Unsympathische Figuren in einer ebenso seltsamen Welt finden sich hier. Dennoch ist der Film die reinste Persiflage auf das, was sich irgendwelche geistlosen Träumer immer noch vorgaukeln. Das System wird individualisiert und differenziert betrachtet und dadurch eben auch facettenreich. Überdies ist der Film auch als Satire unglaublich lustig.

Showgirls Bewertung
Bewertung des Films
810

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