
Bewertung: 1.5 / 5
In einer Entzugsklinik lernt der traumatisierte Eric Draven (Bill Skarsgård) die Geflüchtete Shelly (FKA Twigs) kennen. Sie fühlen sich zueinander hingezogen und beschließen zu fliehen, um ein gemeinsames Leben zu führen. Doch nach ihrer Flucht wird Shelly von ihrer Vergangenheit eingeholt. Der diabolische Vincent Roeg (Danny Huston) schickt seine Männer lost und lässt das junge Paar ermorden. Durch einen Zufall erhält Draven die Möglichkeit zu einem unsterblichen Wesen zu werden und sinnt fortan auf Rache für den Tod seiner geliebten.
In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren gab es eine nihilistische Phase in Hollywood. Düster, dreckig, schwermütig und wenn man mal so richtig Bock auf schlechte Laune hatte, dann schaute man eben jene Thriller und Actionfilme, die einem diese Laune bereiten konnten. Nicht in dem Sinne, daß sie unerträglich schlecht gewesen wären, waren Batman (1989), Darkman (1990), Batmans Rückkehr (1992) oder auch The Crow – Die Krähe (1994) Filme, die solch eine Tonalität zentralisierten. Eher in dem Sinne, daß sie das Produkt einer gewissen Zeit waren. Besonders The Crow – Die Krähe stach deshalb hervor, weil er durch einen tragischen Zwischenfall berüchtigt wurde. Ob das nun zur Kunst allein gereicht, sie mal dahingestellt, doch das Werk von Alex Proyas ist auf jeden Fall einen Blick wert. Zumindest, nach Meinungen von Fans und Cineasten, denn während sich die Fans am Original erfreuen, dachte sich Lionsgate wohl, daß man mit einem Remake ebenfalls noch einmal Kohle machen könnte. Und damit ist dieses Reboot, Remake, Reimagening zustande gekommen, daß eigentlich keine Lust mehr darauf macht, über diesen intellektuellen Sondermüll zu sprechen. Die Katze ist aus dem Sack, die Krähe aufgeflogen und die Frage, was da schiefgelaufen ist, bahnt sich ihren Weg nach Vorne. Wem allerdings ganze Texte zu anstrengend sind, um sich noch einmal mit einem ebenso anstrengenden Film zu befassen und damit der Gefahr ausgesetzt zu sein, sich zu retraumatisieren, dem sei gesagt: Der Film ist Scheiße.
Trailer zu The Crow
Gut, die blumige Rhetorik ist hoffentlich an der Stelle verziehen und wir widmen uns dann mal weiter dem, was The Crow eigentlich sein will. Denn selbst, wenn es nicht so wirkt, so ist diese Neuerzählung sehr darauf bedacht, die Beziehung zwischen Eric Draven und seiner Herzdame Shelly zu durchleuchten. Das bedeutet, man verfolgt hier in etwa eine Stunde den Lebenswegs zweier liebender und den metaphorischen Leidensweg seiner Selbst. Sie schmachten sich an, sind beide besonders melancholisch und emotional voll daneben. Irgendwie sind sie in einer Art Nervenheilanstalt, oder einem Gefängnis, was nicht weiter erklärt wird. Wenn man diese unsägliche Stunde voller Folter und Wahnwitz nüchtern überstanden hat – Hut ab im übrigen – dann kommt der Plot tatsächlich mal ins Rollen. Und dann gibt es irgendwie einen Zwischenfall, bei dem Shelly stirbt, Draven ebenso und dann landet er im Jenseits. Auch das ist so etwas, was vielleicht dann eine gradlinigere Adaption des Comics darstellt, aber beim Zuschauer schnell auf Missverständnisse stößt. Denn man versteht nicht wirklich, wie diese mythologische, fast esoterische Welt funktioniert. Warum ist das Jenseits eine alte Fabrik, in der man Lost-Place-Fotos für Instagram schießen kann? Wer Kronos und was genau will er eigentlich? Es ist erstaunlich, daß The Crow auf all diesen Ebenen scheitert, weil er einerseits ellenlang Dinge erklärt, aber andererseits gar nichts erklärt.
Denn während dieser Stunde, in der man diese schmalzige Schmonzette verfolgt, hätte man auch die Welt und die Beziehung der Figuren zueinander aufdröseln können: Doch all das läuft irgendwie in einem Paralleluniversum ab, in dem Banalitäten wichtiger sind, als der Kern der Geschichte. Das ist schauspielerisch zuweilen solide. Gerade ein Bill Skarsgård hat die Präsenz eine solche Figur zu spielen, aber das Drehbuch gibt ihm nichts an die Hand. Ähnliches gilt für FKA Twigs, die leider die nervigste Rolle abbekommen hat. Und der einzige, der wirklich schlecht spielt – und das beinahe mit Absicht würde ich behaupten – ist Danny Huston. Sein Vincent Roeg hat keine Ausstrahlung, bleibt aalglatt und da findet sich auch kein Charisma. Daß Huston spielen kann, dürfte hinreichend belegt sein. Immerhin war er einer der wenigen, funktionierenden Aspekte von X-Men Origins: Wolverine (2009). Und ehrlich gesagt, kann man ihm gar nicht so recht verübeln, daß er hier keine Lust hat. Der Film ist nämlich selber ein komplett lustloses Unterfangen, daß all seine Zeit und all die Zeiten der Zuschauer verschwendet. Es gibt, daß kann man wohl sagen, schlimmere Filme. Und es gibt auch hier und da mal eine nette Actionsequenz. Gerade die, während einer Oper ist durchaus in Ordnung. Doch auch visuell ist The Crow ein komplettes Downgrade zu dem, was das Original so unterhaltsam machte. Denn hier ist alles super clean, super ästhetisch und hat eben nicht mehr diesen gotischen Charme einer maroden Großstadt. Und das nimmt dem Film auch viel von einem Charakter, den er damit haben könnte und den das Original eben hatte.
Tja und dann dümpelt alles in The Crow so vor sich hin. Irgendwie wird Draven dann irgendwann mal zur Krähe und dem Rächer und nimmt Rache und dann sterben alle und dann ist der Film vor bei und dann schreien alle „Hurra“. Oder so ähnlich. The Crow ist, wie man wohl unschwer erahnen kann einfach völlig belangloser Bockmist. Das kann man sich schön saufen, daß ist so. Ja, aber vielleicht hat man gar kein Interesse daran, in einen tieferen Disput mit seiner Leber zu treten. Und insofern meidet man das wohl besser.
Nicht schön, aber auch nicht selten. The Crow ist eine bodenlose Unverschämtheit von einem Film. In jedweder Hinsicht unnötig und schlechter, als das Original. Schauspielerisch, inszenatorisch, inhaltlich, substantiell und so weiter und so fort. Wenn der Film zu Ende geht, folgt mit dem Abspann das einzig kreative am Werk. Der war echt ok.
