
Bewertung: 2.5 / 5
43 Jahre nach Tron und 15 Jahre nach Tron - Legacy versucht Disney erneut, das Franchise zum Erfolg zu führen. Wenngleich die Vorgänger in vielen Bereichen bahnbrechend waren, so blieb der Erfolg doch immer aus. Und es spricht vieles dafür, dass dies auch bei Tron - Ares so bleiben wird. Und dabei wäre so vieles möglich gewesen.
Tron - Ares Kritik
Im neuesten Teil der Tron-Reihe treffen die digitale und die reale Welt aufeinander, als das hoch entwickelte KI-Programm Ares (Jared Leto) mittels neuester Technologie auf eine Mission in unsere Welt geschickt wird, um die CEO (Greta Lee) einer konkurrierenden Tech-Firma daran zu hindern, in den Besitz einer bahnbrechenden Entdeckung zu gelangen, welche die Welt für immer verändern könnte. Doch schon bald kommen Ares Zweifel an seiner Mission.
Trailer zu Tron - Ares
Finanziell wirklich erfolgreich war keiner der bisherigen Filme. Und doch haben sie einen deutlichen Fußabdruck in der Popkultur hinterlassen. Vor allem den Einfluss von Tron darf und kann man nicht kleinreden. Schon dort wurde jemand in eine virtuelle Welt gezogen, wo er nur mit einer Disc bewaffnet in Arenen Gladiatorenkämpfe bestreiten oder auf dem Rasten in den ikonischen Lichtrennern um sein Leben fahren musste. Und wir reden hier vom Jahr 1982. Das Wort Internet kannte noch niemand, Nintendo brachte erst ein Jahr später ihre erste Konsole auf den Markt und Videospiele als Ganzes waren noch eher eine Subkultur. Selbst heute noch kann man in modernen Videospielen den Einfluss von Tron sehen. Und auch viele Filme von Ghost in the Shell bis Matrix und sogar Digimon - Digitale Monster kann man als geistiges Erbe betrachten.
Bei diesem Einfluss, den das Original über Jahre und Jahrzehnte hatte, war es eigentlich keine Überraschung, dass man 2010 mit Tron - Legacy eine Fortsetzung in die Kinos brachte. Wenngleich auch dieser Film über die Jahre im Ansehen stark gewachsen ist, blieb ihm ein Erfolg an den Kinokassen verwehrt.
Beide Filme, sollte man noch hinzufügen, waren auch technische Meilensteine. Das Original nutzte bereits 1982 digitale Effekte und brachte dadurch etwas auf die Leinwand, was bis zu diesem Zeitpunkt so noch niemand gesehen hatte. Tron - Legacy war wiederum mit der erste Film, der das digitale De-Aging nutzte, wenngleich das Ergebnis bei den meisten nur wenig gut ankam. Tron - Legacy schaffte es zudem sehr beeindruckend, die digitale Welt von Tron in die moderne zu transportieren.
Nun versucht Disney mit Tron - Ares erneut, das Franchise in die Höhen zu katapultieren. Doch leider scheitert man damit. Denn waren die beiden Vorgänger Meilensteine auf die eine oder andere Art, so trägt Tron - Ares leider wenig bis gar nichts zum Franchise bei und von Meilenstein kann man erst recht nicht reden.
Eine Katastrophe ist der Film nicht. Vor allem sieht er fantastisch aus. Die Effekte können sich wirklich sehen lassen und sind auf demselben hohen Level wie beim Vorgänger. Stilistisch bleibt man der bekannten Welt größtenteils treu, hier und da gibt es einige Updates. Und Fans des Originals dürfen sich auf einige richtig tolle und visuell beeindruckende Momente freuen.
Gesehen haben wir den Film zudem in 3D, und wie beim Vorgänger zeigt sich auch hier, dass die Welt von Tron wie geschaffen dafür ist. Tron - Legacy zählt vermutlich zu einem der besten 3D-Filme überhaupt. Tron - Ares kann da in seinen besten Momenten mithalten. Leider spielt ein großer Teil des Films in der realen Welt, so dass wir im Vergleich zu den Vorgängern nur wenig Zeit auf dem Raster verbringen und sich auch der 3D-Effekt im Laufe des Films abnutzt. Wenngleich er nicht mit seinem Vorgänger mithalten kann, so ist Tron - Ares dennoch einer der besten 3D-Filme der letzten Zeit.
Enttäuscht waren wir von der Action, da sie einfach viel zu generisch daherkam. Anders als bei den Vorgängern gibt es hier nicht wirklich eine beeindruckende Actionszene, die einem groß im Gedächtnis bleibt. Am ehesten noch eine Verfolgungsjagd, die jedoch gefühlt unter ihren Möglichkeiten geblieben ist. Und leider ist auch der Showdown weder was die Action betrifft noch emotional wirklich gelungen. Es ist alles nur schlicht ok.
Nicht nur bei der Action wirkt der Film recht einfallslos, auch die Story zählt zu den deutlichen Schwachstellen. Auf der einen Seite kommen gerade Fans der Reihe und des Originals immer wieder mit Anspielungen, Verweisen oder ganzen Szenen auf ihre Kosten, gleichzeitig fehlt es aber an eigenen Ideen. Wir könnten uns hier an sehr vielen Punkten abarbeiten, möchten euch aber natürlich inhaltlich nichts spoilern. Es ist jedoch nie gut, wenn der Film, den man sich im Kopf ausmalt, wesentlich besser und inhaltlich stimmiger wäre, als das, was man gezeigt bekommt. Vor allem hier liegt die große Enttäuschung von Tron - Ares. Und es ist auch nur schwer nachvollziehbar, denn mit 120 Minuten ist der Film, gerade für heutige Verhältnisse, nicht wirklich lang und mit nur wenigen Ergänzungen hätte dies alles wesentlich stimmiger und runder werden können.
Ein Beispiel wäre da der Titelcharakter selbst, gespielt von Jared Leto. Seine Wandlung zum Helden wirkt doch sehr plötzlich und teils konstruiert. Der Film versäumt es, Ares einen wirklichen Charakter-Arc zu verpassen und zu erklären, warum er so ist, wie er ist. Dabei wäre dies mit Elementen aus dem Franchise sehr leicht möglich gewesen und man hätte dem Film so auch mehr Bedeutung verleihen können.
Das Ende ist dann sogar recht frech, denn es wird deutlich, dass wir jetzt am selben Punkt angekommen sind, an dem wir bereits am Ende von Tron - Legacy waren, und uns wird eine Fortsetzung angedeutet, die wir eigentlich bereits mit Tron - Ares erwartet hätten. Es ist alles einfach so unbefriedigend.
Natürlich müssen wir auch noch den Soundtrack thematisieren. Ganz gleich, wie man zu Tron - Legacy steht, die Musik von Daft Punk war stets über jeden Zweifel erhaben. Und die Ankündigung, dass Nine Inch Nails für den Soundtrack von Tron - Ares verantwortlich sein würde, sorgte für viel Vorfreude. Leider müssen wir auch hier von einer Enttäuschung sprechen. Der Soundtrack ist recht langweilig geworden. Irgendwann nimmt man ihn nicht einmal mehr wirklich wahr. Er entwickelt keine Wucht, hat nichts, was wirklich hängen bleibt, und auch die Szenen werden durch die Musik nicht auf dieselbe Weise unterstützt und verstärkt, wie es bei Tron - Legacy der Fall war.
Fazit
Optisch ein Fest für die Augen, inhaltlich leider ein Reinfall. Tron - Ares schafft es nicht, das Erbe seiner Vorgänger erfolgreich fortzuführen. Viel zu sehr wird der Blick in die Vergangenheit gerichtet und sich auf Ideen und Aspekte der vorherigen Teile konzentriert, statt mit eigenen Ideen weiter in die Zukunft zu gehen und das Franchise weiter auszubauen.
Es ist vor allem diese Ideenlosigkeit, die fehlende Inspiration, die am meisten enttäuscht bei einem Franchise, welches nach wie vor so viel ungenutztes Potenzial besitzt. Dass Tron - Ares alles ist, was man in 15 Jahren zustande bringen konnte, ist Anlass zur Besorgnis.
Und doch, bei aller Kritik, schafft es der Film dann doch, dass diese Welt weiterhin interessant bleibt und man mehr von ihr sehen möchte. Auch wenn wir enttäuscht waren, hoffen wir auf eine baldige Rückkehr zum Raster. Man kann nur hoffen, dass es nicht wieder so lange dauern wird, bis die Fortsetzung, die einem am Ende versprochen wird, auch kommen wird. Und dass man diesmal vielleicht etwas mehr Wert auf die Story legt.
