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Horizon

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Horizon: Eine amerikanische Saga – Teil Eins Kriti

Horizon Kritik

Horizon Kritik
0 Kommentare - 25.08.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Horizon" ist.
Horizon

Bewertung: 4 / 5

Im Jahr 1861 unternehmen Pioniere den Versuch das Gebiet der Apachen zu besiedeln und besetzen. Diese wollen das Land nicht kampflos hergeben und stoßen daher auf Gegenwehr. Eine Gruppe von Siedlern ist auf dem Weg in ein neues Zuhause und sucht diesen in dem sagenumwobenen Ort Horizon. Unterdessen sinnen die Sykes-Brüder um Caleb (Jamie Campbell Bower) und Junior (Jon Beavers) nach Rache für den Tod ihres Vaters. Auf ihrem Weg treffen sie auch auf den wortkargen Reiter Hayes Ellison (Kevin Costner).

Raue Gestalten, promiskuitive Damen, Revolver, Hüte bis in die Augenlider, Indianerstämme, die Prärie und tosendes Büchsengeheul. Das alles ist der Western. Ein Genre des Films, daß seine Blütezeit wohl irgendwie zwischen den 1940ern und 1960er Jahren hatte. Es war die goldene Zeit, in der Helden wie John Wayne oder Gary Cooper in engen Lederstiefeln für Recht und Ordnung sorgten. Natürlich als Reaktion auf die Schrecken des Zweiten Weltkrieges und mit Beginn der McCarthy-Ära, spiegelte sich in jener Zeit auch das große Thema der Solidarität und Gemeinschaft unter den agierenden Personen, was spätestens dann mit dem Italo-Western abgelöst wurde. Manch einer würde behaupten, daß hier die wirklich großartigen Western entstanden. Doch es kann nicht jeder Sergio Leone heißen. Nun aber ist die Menschheit inmitten der 2020er angelangt und der Western als Genre allenfalls noch in retromanen Gestalten von Belang. Einzelne Ausflüge in das Genre gab es immer wieder einmal und gerade mit Kevin Costners Der mit dem Wolf tanzt (1990) erlebte der Western zumindest durch Werker wie Erbarmungslos (1992), There Will Be Blood (2007), No Country for Old Men (2007), True Grit (2010), Django Unchained (2012), The Hateful Eight (2015) oder auch The Revenant – Der Rückkehrer (2015) vereinzelt eine Art Wiederbelebung. Doch so ganz zurückgekehrt ist der Western nie, wenngleich all diese Filme in Kreisen von Cineasten und Kritikern sicherlich einen Platz gefunden haben.

Trailer zu Horizon

Nun ist es wieder Kevin Costner, der nach etlichen Jahren erneut einen Ausritt in die Prärie wagt und sich überdies auch anschickt, das Blockbuster-Kino in eine neue Hand zu geben. Es ist der Western, der zu neuem Glanz erweckt werden soll. Und darüber hinaus, auch ein erstaunliches Potential hergibt. Horizon: Eine amerikanische Saga – Teil Eins lautet dieser Titel und offenbart, so konnte man zumindest im Vorhinein schon erahnen, was das große Problem am Film sein würde. Costner inszeniert hier ein groß angelegtes Epos mit Substanz, erzählt dabei mehrere für die große Geschichte wichtige Handlungsstränge und kommt damit natürlich ins Straucheln. Denn wenn man diesen einen Film für sich bewertet, dann fällt schnell auf, wie substanzlos der groß ausgelegte Mehrteiler in seinem Debüt wirkt. Die Geschichte, sofern man sich für eine solche interessiert, passt auf einen Bierdeckel. Die Figuren begreifen sich mehr als Metaphern und wenn man mal all die Emotionen außen vor lässt, dann bleibt nicht wesentlich mehr Inhalt, über den es nachzudenken gäbe, als das, was Costner einem mit diesen Klischees bietet. Wäre man komplett reduktionistisch eingestellt, so würde man in diesem Werk eine ellenlange Reise durch zugegebenermaßen durchaus schöne Landstriche beobachten, die aber für sich genommen, kaum eine derartige Laufzeit rechtfertigt. Und selbst dem hartgesottetsten Westernfan kann es da durchaus mal langweilig werden. Natürlich nicht auf dem Niveau von Heaven’s Gate (1980). Denn seien wir mal ehrlich, kein Film bekommt das so gut hin wie Ciminos Sargnagel.

Und es lässt sich auch nicht abstreiten, daß Costner diese Wirkung von Bildern erzielen möchte. Große Momente, große Bilder und starker Pathos sind seine Mittel. Dafür braucht man die richtige Gemütsverfassung und Offenheit, denn ansonsten kann es sehr schnell nach hinten losgehen. Doch Costner findet in Horizon: Eine amerikanische Saga – Teil Eins genau die richtige Mixtur und liefert überdies nicht nur ein Bildnis über die Vergangenheit, sondern schafft gleichermaßen auch, die Gegenwart zu erklären. Nun wirkt das oberflächlich natürlich zunächst wie Opas Geschichtsstunde vom verklärten Amerika. Doch Costner ist nicht langweilig, weil er die Vergangenheit mit der Gegenwart meisterhaft kombiniert. Er findet in diesen Figuren, die wie gesagt stereotyp sind, das Selbstverständnis Amerikas wieder und offenbart einen Optimismus und eine Freude am Kampf für all die Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt, wie man sie heute nur noch selten erlebt. Es ist genau dieser Kitsch, der Horizon: Eine amerikanische Saga – Teil Eins so großartig macht. Ja, da erlebt man Helden, die sich zunächst dadurch definieren, daß sie Helden sind und auf anderen Seiten ergeht es den Schurken genauso. Costner ist ein Filmemacher der alten Schule, der sehr genau weiß, daß sein Film eigentlich nicht zeitgemäß ist. Doch er bringt ein Verständnis von Amerika hinein, wie man es lange nicht mehr gesehen hat und wie es sonst eben inmitten der 1950er und 1960er Jahre seinen Platz hatte. Hier geht es um Solidarität, den Schutz von Schwächeren und den Kampf gegen die, die einem die Grundlage und Werte stehlen wollen. Das ist kitschig und natürlich ist das auch sentimental, doch genau das ist es, was ein Blick zurück eben auch auslösen kann. Horizon: Eine amerikanische Saga – Teil Eins entlarvt den amerikanischen Gründermythos, ohne eine radikale Antithese zu bilden und ohne jedwede Würde zum amerikanischen Volk und dessen Errungenschaften zu vernachlässigen. Auch diese Figuren wissen, daß sie den Einheimischen das Land gestohlen haben und dann kommt Coster unweigerlich natürlich auch auf die politische Dimension der Gegenwart zu sprechen. Denn es ist ja Kern der Geschichte, daß eben die übergesiedelten Europäer, die Einheimischen ordentlich unterdrückt haben. Etwas, was sich zum Beispiel im reaktionären Teil von Amerika keiner mehr eingestehen möchte. Doch Costner spricht dies subtil an, indem er den Opfern nur marginal ein Gesicht gibt und quasi den „normalen“ amerikanischen Mittelstand, mitsamt seinem Träumen nach einem besseren Leben in den Mittelpunkt rückt.

Natürlich kann man an der Stelle streiten, ob Horizon: Eine amerikanische Saga – Teil Eins damit nicht auch ein wenig Geschichtsklitterung betreibt. Doch nur weil diese Siedler in einem Fremden Land siedeln wollen, macht sie das noch nicht zu den Mördern, die viele von ihnen und ihren Artgenossen waren. Zumal auch die Familie und der Blickwinkel hier dermaßen oft wechseln, daß all diese unterschiedlichen Perspektiven eingefangen werden. Unterdessen schafft Costner durch seinen langsamen Aufbau und durchaus dünne Erzählung auch eine Antithese zum modernen Blockbuster zu bilden. Hier geht es um Menschen und Bilder und deren Eindrücke, die sie auf ihrer Reise erleben. Der werden ambivalente Figuren gesellschaftlicher Natur genauso zentral gehalten, wie Schurken und Helden. Es erschließt sich vielleicht noch nicht allzu viel zu diesem Zeitpunkt. Doch das ist ja das Versprechen dieses großen Epos.

Auch der malerische Hintergrund kann in Horizon: Eine amerikanische Saga – Teil Eins nicht darüber hinwegtäuschen, daß das alles durchaus sehr einfach gedacht ist und viel Zeit zum Aufbau hat. Doch der Film versucht Vergangenheit mit Gegenwart zu kombinieren, beruft sich auf das, was Amerika in den Augen Costners mal bedeutete und wirkt angenehm altbacken.

Horizon Bewertung
Bewertung des Films
810

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