Bewertung: 3.5 / 5
Eine Gruppe von jungen Menschen möchte eine neue Welt kolonialisieren. Unter ihnen sind Rain (Cailee Spaeny), Andy (David Jonsson), Tyler (Archie Renaux), Kay (Isabela Merced), Bjorn (Spike Fearn) und Navarro (Aileen Wu), die ahnungslos eine alte Raumstation betreten und dort zunächst auf wertvolle Schätze treffen. Doch bald schon kommen auch Lebewesen zum Vorschein und furchteinflößende Kreaturen machen Jagd auf die Gruppe.
Über die Jahre hinweg haben große Hollywood-Produktionen immer mal wieder versucht an den Erfolg von Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (1979) und Aliens – Die Rückkehr (1986) anzuknüpfen. Und selbst wenn die Rückkehr von Ridley Scott auf dem Regiestuhl zu Prometheus – Dunkle Zeichen (2012) und Alien: Covenant (2017) einige Kritiker und Fans wieder abholen konnte, so ist ihr Ruf allgemein doch nicht dem gleichzusetzen, den die Originale haben. Insofern ist jedes Produkt aus dem Alien-Franchise nach 1986 sicherlich mit Vorsicht zu genießen. Das heißt also, daß die Skepsis im Vorhinein um Alien: Romulus sicherlich schon recht groß gewesen sein dürfte, auch wenn alles recht vielversprechend aussah. Und dann fragt man sich natürlich, was das letztliche Werk nun kann oder eben nicht kann. Nicht können, kann es jedenfalls zu überraschen. Denn Alien: Romulus ist im Prinzip ein recht erwartbarer Film, der sich bisweilen auch ein wenig zu sehr an den Originalen orientiert. Da werden ganze Handlungsstränge der Paranoia in Gängen abermals aufgegriffen und auch wenn es zum Klimax geht, ist der Film doch deutlich zu lang geraten. Da wo er enden könnte, endet er nicht und da muss man dann ernüchternd feststellen, daß ein Film hier seinen Absprung verpasst hat. Es folgt eine schier endlose Jagd ums Überleben, die tatsächlich konform mit der Reihe geht, aber den Film dann doch ein wenig streckt,
Trailer zu Alien - Romulus
Und das ist schade, weil Alien: Romulus grundsätzlich gut beginnt. Natürlich mit starker Orientierung am Original, wird hier die Geschichte einer Crew erzählt, die die Flucht in ein neues Land wagt. Wie auch schon in Don’t Breathe (2016) setzt Fede Álvarez dabei weniger auf großen Anspruch, sondern zeichnet nur ganz grobe Bilder einer Gesellschaft und von Figuren, die durch eine gewisse Last innerhalb des Systems gebrandmarkt sind. In diesem Sinne steht eine Sozialkritik nur in groben Zügen auf der Agenda von Álvarez. Das mündet natürlich unweigerlich darin, daß man dem Film und dem Ablauf einer Geschichte wesentlich mehr Aufmerksamkeit schenkt. Ein Umstand, an dem die meisten Regisseure vermutlich scheitern würden. Doch Álvarez eben nicht. Er nutzt die filmischen Mittel der Klaustrophobie, Ängste und des Misstrauens untereinander, um Spannung zu genieren. Dabei spielt auch das Thema Rassismus in verschachtelter Form eine Rolle. Und klar, daß erreicht nie das Niveau des Originals. Das ist aber auch nicht schlimm, weil der Film natürlich auch nicht so ohne Weiteres einfach wieder als ein Kommentar auf den Kalten krieg gelesen werden kann. Stattdessen inszeniert Álvarez mit einer Rohheit und serviert dabei auch Bilder, die nicht so einfach zu schlucken sind und tatsächlich einen gewissen Gruselfaktor zu sich haben. Stichwort: Geburt. Und klar, auch das ist nicht neu, aber in seiner Drastik durchaus effektiv, sodass man ebenfalls große Magenschmerzen bekommen kann.
Grundsätzlich steckt Alien: Romulus voller Verweise auf die Vorgänger. Gerade eine Komponente könnte man dann hier auch als relativ geschmacklos empfinden, weil das schon sehr morbide anmutet. Davon muss man sich aber auch nicht beirren lassen, denn Álvarez zieht alle Register, um von Drehbuchschwächen abzulenken. Und das gelingt auch zum Großteil ganz gut. Immerhin ist der Film relativ straff erzählt. Außerdem holt der Film durch seine klaustrophobische Anspannung und den Härtegrad so ein wenig den verloren gegangenen Spaß am Blockbuster zurück. Ja, man hat da große Freude. Unterdessen wirft auch die grundsätzliche Ausgangslage noch einmal einige Fragen auf. Hier geht es nämlich darum, die alte, zerstörte Welt zu verlassen und sich ein neues Leben zu suchen. Im Prinzip sind also alle Hauptfigur flüchtige, deren Lebensrealität in der alten Welt keine Grundlage zum Überleben mehr bietet. Natürlich über fünf Ecken gedacht, aber ja, man kann das als Kommentar auf tatsächliche, gesellschaftliche Strömungen begreifen. In dieser Hinsicht bedeutet die Flucht, also der Weg in das neue Land, den Tod für alle Beteiligten, oder auch nicht alle Beteiligten. In diesem Sinne positioniert sich Álvarez natürlich klar politisch, auch wenn sein Werk dazu eben nur Anhaltspunkte liefert und mehr der Interpretation dieser Dinge in den Film hinein, obliegt. Da spielt man dann Figurentechnisch eher mit Klischees. Es gibt die misstrauischen und solche, die zum Beispiel mit Androiden nicht können. Auch das ein klarer Kommentar auf die Gegenwart. Es gibt die Anführer, die Verliebten, die, die Zukunft in sich tragen. Im Prinzip ist es ein Pionierfilm, der die Romantisierung der Entdeckung Amerikas so ein wenig entkräftet und dem auch mit schierer Gewalt, vielleicht gar einer Form von Rache begegnet. Wirkungsvoller als das bloße Abmetzeln einiger Passagiere, wäre natürlich, wenn Alien: Romulus stattdessen auch auf die Charakterisierung dieser Figuren gesetzt hätte. Tut er weniger, kann man ihm aber tragischerweise kaum vorwerfen, weil all das Zeit bräuchte. Stattdessen ist Álvarez hier ein Science-Fiction-Slasher erster Güte gelungen. Leider so ein wenig ohne den Sex, aber insgesamt ist die Wirkung, die diese Dunkelheit, aber auch die fremden Wesen ausstrahlen, gelungen. Man verspürt Ekel, zuweilen auch Angst und in jedweder Pore diese Anspannung, die die allermeisten Slasher, wie auch Horrorfilme und Filme im Allgemeinen vermissen lassen.
Wirklich innovativ ist Alien: Romulus nie. Dafür orientiert sich das Werk bedauerlicherweise zu sehr an dem, was das Franchise einst groß gemacht hat. Auch ist Álvarez eher an einem seichten Unterhaltungsfilm voller Suspense interessiert, als wirklich politische Themen zu besprechen. Diese gibt es zwar, aber sie bleiben grob. Das ist aber nicht schlimm, denn der Film weiß zu überzeugen und liefert von Anfang bis Ende die pure Anspannung.