Hier dreht sich alles um die Rambo - Last Blood von Moviejones. Tausch dich mit anderen Filmfans aus.
Na ja, ich kann mich der enthusiastischen Kritik nicht ganz anschließen.
Achtung Spoiler:
Am Ende war die Handlung doch eher ein aufgesetzter Rahmen zu einem Splatterfest.
„Home Alone“ gepaart mit „Taken“ und „Saw“ -man hat Alles schon’ mal gesehen.
Einem Ex-Elitestrategen, einem Herrn Bryan Mills... ähm John Rambo, traut man doch etwas mehr zu, als eine ominöse Schlepperbande völlig unvorbereitet aufzusuchen und sich zusammentreten zu lassen.
Beim zweiten Anlauf klappt es ja dann doch noch.
Und jene ominöse Schlepperbande ist es auch, die Kevin. ähm Jigsaw...ähhhm Rambo lemminghaft in Scharen in sein offensichtlich präpariertes Tunnelsystem folgt -wer hätte so etwas, bei einer solch TNT- geladenen Begrüßung, auch erwartet.
Die Protagonisten handeln einfach zu dumm.
Kopf aus, Film rein hätte funktionieren können, wenn man nicht, die gefühlte erste Hälfte des Films, auf etwas tiefgründigeres vorbereitet worden wäre.
Zurück bleibt eine volatiles Filmchen, das sich der Kohärenz des Originals geschlagen geben muss.
ZSSnake:
Erstmal danke dass du meine Kritik gelesen hast und auch kritisch was dazu beiträgst :-)
Darauf gehe ich jetzt nicht ein, weil das hier ja deine Kritik ist. Also dann die kritische Würdigung deiner Kritik (keine Angst, werde ganz sanft sein):
Erst mal wie gesagt eine schöne Kritik, man merkt hier wirklich das Herzblut, das du als alter Sly-Fan da reingesteckt hast. Und wenn es die Kritik vom Präsidenten des Sly-Fan-Clubs wäre, könnte sie nicht besser geschrieben sein. Aber genau das ist rein objektiv betrachtet auch das Problem, was ich inhaltlich mit dieser Kritik habe. Du kanalisierst in deiner Kritik nicht nur den Film, sondern auch deine Sehnsüchte und Wünsche und Interpretationen, die du zu einem großen Ganzen zusammenbringst, was der Film per se, auch nicht im Zusammenspiel mit den alten Filmen, so gewährleistet. Das ist jetzt erstmal nicht schlimm und völlig in Ordnung, wenn man weiss, von wem die Kritik kommt, aber du setzt hierbei Theorien in den Umlauf, die man genauso gut anders wahrnehmen könnte. Das ist alles der Interpretaion des Zuschauers überlassen:
Wenn du jetzt sinngemäß sagst, der Krieg hat ihn nie losgelassen und das wird im ganzen Film verhandelt und das Ende ist dann ein Abschluss, so kann man das stehen lassen. Aber alles drumherum, dass er jetzt weise sei, dass er der Gute ist, der immer nur Gutes tun will, das ist Behauptung. Man kann genauso gut behaupten, dass er diese Rettungsmissionen unternimmt, weil er eine große Schuld mit sich trägt und sich eben nicht mehr für gut genug befindet und niemals seine Ruhe finden wird. Und das macht die Sache schon deutlich anders, ambivalenter und spannender und darauf könnte der Film deutlich aufbauen. Aber während du jetzt genau dies siehst oder sehen möchtest, sehe ich das als pure Behauptung an. Weil ich eben nicht - im Gegensatz zu dir - den Vergleich habe, wie Rambo in den Teilen zuvor war, oder wie er sich natürlich weiter entwickelt hat. In Teil 1 war ein Getriebener, in Teil 2 wurde er auf eine Mission geschickt und sein Charakter blieb unterentwickelt, in Teil 3 ist er ein wortkarger Kerl, der seinen ehemaligen Vorgesetzten rettet. Mit zunehmender Numerierung der Teile schwindet sein Zögern zu töten, eben weil er als Charakter immer weniger vermenschlicht sondern immer mehr zur Tötungsmaschine mit "richtigem" moralischen Kompass degeniert. Teil 4 ist hiervon auf den ersten Blick zwar eine Abkehr und geht wieder auf den traumatisierten Menschen ein, aber das mit so billigen Postkartenmotiven und inszenatorisch hatte ich damals im Kino schon das Gefühl, dass gleich Mickey zu ihm ruft, er solle endlich aufstehen und weiterboxen. Wie du siehst, habe ich seit Teil 4 das Gefühl, dass er hier mehr von Rocky mit rein bringt, um ihn für das Publikum relatable (aus Mangel gerade des deutschen Wortes) zu machen. Aber das beisst sich ja schon sofort auch in der Inszenierung, da er urplötzlich zur Tötungs- und Zermalmungsmaschine mutiert - wir erinnern uns: In Teil 1 tötet er EINEN Menschen, und das auch nur aus Notwehr. In Teil 2 beginnt er erst zu töten, als es keinen anderen Ausweg gibt. Ab Teil 3 weicht dies immer stärker auf. Und nun in teil 5 haben wir den ehemals schweigsamen Rambo, der plötzlich (ja, sind 10 Jahre vergangen usw ich weiss) ganze Arien über Familie, Liebe usw trällert. Das kann so stattgefunden haben, muss es aber nicht. Dieser Rambo kann genauso gut irgendein anderer Veteran sein, der nie Zuhause ankam. Hierfür spricht beispielsweise auch das Tunnel-System (in keinem der ersten vier Teile wird groß auf die Tunnelthematik eingegangen).
Das sieht man alles, weil man als Fan des Mannes das sehen möchte, möchte ich hier mal behaupten.
Auch die Parallelen zum ersten Teil, sowie das Ende mit den Tunneln als Abschluss seines Traumas sind wie wir ja übereinstimmen nette Ideen, aber sie werden verkümmert ausgearbeitet oder einfach hingerotzt, da ist deutlich mehr drin.
Und jetzt aber zum wirklich problematischen Teil des Films (zumindest für mich): Der Teil, ab dem Mexiko ins Spiel kommt. Das ist pure Altherrenfantasie und reaktionäres Kino, auch dass sie letztendlich stirbt , passt da absolut ins Bild, da sie ja nun nicht mehr nach den alten und in gewissen Sphären immer noch gültigen Klischeehollywoodtropen rein ist, außerdem gibt es ihm die Möglichkeit, das rauszulassen worauf die Gorehounds alle so geduldig gewartet haben.
Der erste Rambo war ein kritisches kleines Kleinod, dass dem Establishment was aufzeigte, hier kanalsisiert ein alter Hollywoodhaudegen alte Klischees, um noch ein Mal im Rampenlicht zu stehen, mit einer mindestens in Ansätzen fragwürdigen Aussage. Diesen Film jetzt mit 9 Punkten zu bewerten, selbst wenn du ihn noch so gut findest, ist einfach zu keinem Zeitpunkt irgendwie in meiner Welt rechtfertigbar, da ich dem ersten Teil 9 Punkte gebe und der deutlich mehr zur Welt zu sagen hat außer: "Die Welt da draußen ist schlecht, bleib lieber auf der Farm."
Und genau diese letzte Aussage ist eigentlich die Aussage, die Sly anscheinend seinen beiden Alter Egos immer wieder Gollummäßig sagt: Ihr bleibt bei mir, meine Schäääätze, ich lasse euch nicht frei, ich lasse euch nicht euer Leben in Frieden leben.
Erwachsenwerden heisst auch loslassen.
All diese Punkte schwingen bei mir deutlich mit, bevor ich dann noch den dürftigen Plot beurteile, wenn ich auf einen durchschnittlichen Actioner komme, der gute Ansätze hat, welche er allerdings nicht voll zu entfalten in der Lage ist. Wie ich ja bereits bei meiner Kritik schrieb, ist es da auch recht egal ob es 4 oder 6 Punkte sind, aber mehr ist das bei mir sicherlich nicht!
Deine 9 Punkte für dich sind völlig ok, wie ich ja oben schon schrieb
@MobyDick:
"Aber alles drumh
erum, dass er jetzt weise sei, dass er der Gute ist, der immer nur Gutes tun will, das ist Behauptung."
Ich schrieb - explizit auf den Abschluss des vergangenen Absatzes bezogen: "Fast schon weise gibt er (Stallone) John etwas zum Festhalten,[...]" - dass John weise ist sage ich nirgends.
Und dass er der Gute ist, der immer nur Gutes tun will sage ich ebenfalls nicht.
Ich schreibe: "Gleich zu Beginn (des Films) wird in einem Sturm etabliert, dass John immer noch ein guter Spurenleser ist und stets versucht, Gutes zu tun."
Das ist in sich schon ein Unterschied zwischen dem was ich da schreibe und der Art wie du es liest.
Und ich hätte eventuell ergänzen sollen, dass von der Figurenentwicklung her in meinen Augen Rambo II und III eher eine unrergeordnete Rolle spielen und tatsächlich vor allem First Blood und John Rambo die Anknüpfungspunkte für diesen Film darstellen.
Dass ein alter Haudegen hier nochmal die Sau rauslassen will fand ich allein durch das völlige Ungleichgewicht zwischen Handlungsszenen und Actionsequenzen (wohl locker 80/20, wenn nicht 85/15) als Idee halt nur bedingt gerechtfertigt.
Davon aber mal abgesehen sehen wir die Kiste halt unterschiedlich, was ja auch in Ordnung ist. Ich möchte dir deine Sichtweise auf den Film sicher nicht absprechen, hab aber halt - auch ungeachtet mal der Tatsache, dass ich Sly Fan bin - offenbar nen anderen Fokus gehabt als du. Zumal - und das muss ich dabei auch erwähnen - ich abgesehen von First Blood und John Rambo auch keine besondere Verbindung zur Figur besitze, da insbesondere der Dritte Film nur n stumpfer 80er-Actioner ist. Einer mit nem gewissen Charme, aber nichts Herausragendes. Und der zweite..joar is gut, aber kein First Blood.
ZSSnake:
Wir werden hier auf keinen gemeinsamen Nenner kommen. Dennoch gehe ich mal drauf ein: Genau dieses Gut/Böse Schema benutzt du aber dennoch sehr häufig, und das ist etwas, was vor allem mit Bezugnahme auf Rambo eben in meinen Augen fehlgeleitet ist: In Rambo 1 ist niemand "böse", die Situation eskaliert. In Rambo 2 ist es auch noch auf eine bestimmte Art und Weise ambivalent, wer hier wirklich böse ist: Die Sowjets, die Vietkong, die Regierung (Das hat ja nichts mit dem Land an sich zu tun)? Ab Teil 3 haben wir aber plötzlich die guten und die bösen komplett wie schwarz und weiss definiert und in Teil 4 ebenso. Das widerspricht der eigentlichen These von Rambo: Krieg ist schlecht, böse und macht die Menschen kaputt. Es wird nirgendwo etabliert, dass ein notwendiges Übel besser ist als das abgrundtief Böse - das kommt erst ab Teil 4, den ich persönlich als Gewaltporno empfinde und ablehne. Jetzt in Teil 5 wieder mit der gefilterten Brille Rambo gegen das Böse kämpfen zu lassen, weil er keinen Frieden findet, und dann auch noch so derbe abgehen zu lassen am Ende widerspricht komplett dem Bild eines erbärmlichen Kriegsheimkehrers, der er noch im ersten Teil war!
Vor allem wenn man wie ich in meiner Kritik ja auch schon schrieb, wenn man diese Gewaltverbrechen an Frauen an der nordmexikanischen Grenze als Thematik annimmt, ist durchaus ein differenzierterer Beitrag zur Reihe, inkl. einem nach wie vor gebrochenen Kriegsheimkehrer, durchaus im möglichen Rahmen drin. Da muss man sich nur mal ein anderes Altherrenwerk anschauen, dass der Gewaltspirale in der heutigen Zeit sehr schlau den Vogel zeigt: Gran Torino. Und ja, der Anfang des Filmes legt durchaus nahe, dass wir einen versöhnlicheren Film hätten bekommen können. Das wäre etwas, was der Charkter durchaus verdient hätte. Aber anscheinend nicht das, was das Publikum oder Sly will, ne?
Eine schöne und leidenschaftlich geschriebene Kritik. Mir macht sie jedoch noch skeptischer, weil gefühlt jede Meinung zum Film bislang doch eher negativ ist und weil du eben ein ausgewiesener Stallone-Fan bist.
Wie dem auch so, es macht Lust auf mehr und ich bin nun etwas gespannter auf den Kinobesuch. Aber meine Erwartungen sind weiterhin ziemlich niedrig.
Tiin:
Huch, danke für den Hut :-)
@TiiN:
Sicher, ich bin Stallone-Fan, aber ich kann auch klar zugestehen, wenn der Mann Mist macht. Hat er meiner Meinung nach hier eben nicht getan, sondern ist seiner Figur treu geblieben. Aber jeder muss sich hier natürlich ne eigene Meinung bilden, ganz klar.
@TiiN
Also da muss ich für @ZSSnake klar eine Lanze brechen. Oft genug hat er in seinen Kritiken klar in "nach Fansicht" und "objektiv gesehen" unterschieden. Ich kenne ihn auf MJ schon von Beginn an und das sind seit August bei mir schon 10 Jahre. Mir hat seine klare Sicht auf Filme immer schon gefallen und dabei sind wir auch auf einer Wellenlänge. Wie ich selbst auch, kann auch ein Snake einen Stallone Film daneben finden. Wenn er jedoch sagt "da gibts emotionale Tiefe", dann kann man zumindest davon ausgehen, dass er das nicht aus Prinzip von sich gibt. Ob man das am Ende teilt, hängt natürlich stark vom eigenen Empfinden ab.
Es kommt im Leben nicht darauf an wie viel Du austeilst, sondern darauf wie viel Du einstecken kannst und trotzdem weiter machst!
Sollte kein Angriff oder eine Kritik sein, nur eine Empfindung wie ich das aufnehme und probiere einzuordnen
Ich gucke den Film wohl morgen Abend. Heute geht es aber erstmal zu den Sternen.
@Sully:
Danke für die Worte. Ich hab mich immer als emotionalen Kinogänger, bzw. Filmfan gesehen, der zu allererst einen Anknüpfungspunkt auf Gefühlsebene sucht. Eben was, an dem ich mich festhalten kann, was mich in den Film reinzieht. Danach kommt alles Weitere. Ist beispielsweise ein Grund dafür, dass bei all der Liebe zu Tom Cruise, dessen Fan ich seit Ewigkeiten hin, Filme wie Die Mumie oder auch Von Löwen und Lämmern mich absolut kalt ließen. Ob nun Cruise mitspielt oder nicht. Und mit Sly geht es mir immer schon genauso. Großartiger Typ, oftmals genial, aber sicher nicht unfehlbar.
@ TiiN:
Vieeel Spaß, den will ich auch unbedingt sehen. Ad Astra ist so einer der Filme, auf die ich mich echt freue.
Passend zum Thema. Zusätzlich noch eine kurze Zusammenfassung der Trilogie.
Und zwischendurch auch lustig.
"I’ll do my best."
"Your best! Losers always whine about their best. Winners go home and fuck the prom queen."
Bravo - der Wertung kann ich mich - ganz entgegen meiner Vourteile nach den ersten Bildern - vollkommen anschliessen. An die Prochnow-Stimme mag ich mich zwar immer noch nicht gewöhnen...aber dieser Rambo ist nach First blood ganz klar der beste!
Zwar musste ich im Kino zuweilen laut auflachen, weil ich mir dachte: Diese Szene wird NIEMALS denn Weg auf eine deutsche DVD finden...und wenn noch so fett UNCUT drauf steht...aber genau DAS ist eben Rambo
Hut ab vor Stallone, dass er der Härte und Brutalität seiner Figur treu bleibt und nicht zu Gunsten FSK und Mainstream weichspült!
Unterschreib ich. Endlich mal ne Kritik die passt. Vielleicht ist es ja ganz gut das ihr niemanden geschickt habt. Wenn ich an das weinerliche Gewäsch z.B bei Filmstarts denke (2,5 von 5 Sternen) oder was ich sonst an negativen Artikeln selbsternannter Moralwächter gelesen habe, bin ich dankbar ne Fankritik zu lesen. Hut ab!
Es sind Fanfilme. Und ich war sehr erfreut wie der Film die emotinale Keule auspackte. Aber so das nie übertrieben und unglaubwürdig wirkte. Sly spielte den alten Helden souverän. Seine sympatische Ziehtochter wird zum Opfer um ihn letztlich wieder zu dem werden zu lassen weswegen wir ins Kino gehen.
@fbBlackWidow @willi777
Freut mich, dass meine Review hier doch so viel Zuspruch bekommt. Ich denke zwar, dass auch die Jungs und Mädels von MJ da mit den Fanaugen rangegangen wären, aber grundlegend stimme ich zu - dieses Franchise ist bei Teil 5 angekommen, nach fast 40 Jahren, da gehen sicherlich eher Fans rein, die mit der Figur aufgewachsen sind als Teenies der aktuellen Generation, die mit den alten Haudegen der 80er wenig anfangen können.
Kritik: Rambo - Last Blood von Moviejones
Moviejones | 19.09.2019