Stoff für drei "Mad Max"-Sequels: George Miller ist guter Dinge

@Luhp92

Hinter den Kulissen liefen schon Wetten ab, wann Du den Herrn Bibliothekar auspackst...

@All

Die Fury Road Diskussion ist eine müßige und vielfach geführte. Die Einen sehen darin den heiligen Gral der Meta-Ebenen, die Anderen eher nicht...

Naja, ist schon etwas mühselig an dem Thema wieder zu rühren. Aber der Interpretationswahnsinn zu diesem Film kennt halt auch keine Grenzen. Wahrscheinlich lacht sich Miller insgeheim ins Fäustchen, was seinem Film da alles angedichtet wird, wo er doch einfach nur nen Actionfilm machen wollte.

@luhp92:

Von "Road Warrior habe ich nicht gesprochen, sondern vom ersten Mad Max.

Aber ein Video zum interpretieren und zum Thema Subtext kann ich auch beisteuern:

DrStrange:

“Aber der Interpretationswahnsinn zu diesem Film kennt halt auch keine Grenzen. Wahrscheinlich lacht sich Miller insgeheim ins Fäustchen, was seinem Film da alles angedichtet wird, wo er doch einfach nur nen Actionfilm machen wollte.“

Das würde ich so nicht stehen lassen. Der „Interpretationswahnsinn“ ist ja einfach nur, ob man sich mit dem Text des Filmes beschäftigt, oder ihn halt ignoriert. Und der Miller hat sich bei dem Film reichlich Gedanken gemacht, wenn man mal in das Interview rein liest findet man dazu einiges:

„A couple years ago when I was chairing the Cannes jury, when I was distilling how to measure the worth of a film, [the metric I used] was how long it follows you out of the cinema.

[...]

This movie is a chase and a race and it could be read purely on the surface… but you do try to get as much of the iceberg under the tip as you can. There’s a lot more to the movie than meets the eye. The big satisfaction for me and for all of us who worked on it is that people were able to take a lot of stuff from the movie.„

Sogar zum Schnitt von seiner Frau hat er sich seine Gedanken genau gemacht:

“I realized the movie needed someone of her intuitive and intellectual firepower to manhandle — womanhandle — this thing into shape. It was a formidable task.“

DrStrange:
"Ab dem zweiten Teil fiel das ja alles über Bord zugunsten eines mehr an der Popkultur der 80er orientierten Settings und einem Max der mehr oder weniger nur durch die Handlung stolpert."

Öhm, der Streifen ist von 1981 und dazu noch einer der ersten postapokalyptischen Filme (mir fällt neben "A Boy and his Dog" kein früherer Film mit wirklich ähnlichem Setting ein), hat eigentlich viel von der Ikonographie kodiert. "Road Warrior" orientiert sich nicht an der Popkultur, die Popkultur orientiert sich an dem. Der war schon stilbildend, dafür muss man sich nur die ganzen Nachzügler, vor allem die italienischen, anschauen.

"Wahrscheinlich lacht sich Miller insgeheim ins Fäustchen, was seinem Film da alles angedichtet wird, wo er doch einfach nur nen Actionfilm machen wollte."

Mal abgesehen davon, dass die Themen da wortwörtlich Writings on the wall sind ("We are not things" und was sonst noch in der Sklavinnenhöhle steht?), hatte Miller ziemlich öffentlichkeitswirksam Eve Ensler am Set. Selbst wenn wir den Film jetzt als von seinen Fans überinterpretiert einstufen wollen, wird die Richtung von Miller wohl doch vorgesehen gewesen sein.

MB80:

"Man kann auf jeden Fall argumentieren, dass er "Road Warrior" als Actionfilm überflüssig macht,"

Nein. "Fury Road" mag größer, spektakulärer und moderner sein, aber "Der Vollstrecker" ist vor allem an seinen Produktionsumständen gemessen immer noch eine absolute Leistung. Anders ausgedrückt: dass jemand mit den Mitteln, die einem ein Hollywood-Studio zur Verfügung stellt, einen Film wie "Fury Road" machen kann, verwundert weniger, als dass jemand einen Film wie "Der Vollstrecker" für 3,50 im australischen Outback hinkriegt.

luhp:

"Ich bin großer Fan von "Road Warrior", aber selbst "Waterworld" als Quasi-Remake ist meiner Meinung nach der (noch) bessere Film."

Alleine handwerklich kann "Waterworld" mit dem schon nicht mithalten, da haben wir nicht mal über den Inhalt gesprochen. ;)

Edit: wegen schrecklicher Grammatik bei drückender Hitze. Wer jetzt noch Probleme hat, sollte sich mal fragen, wie der Post vorher ausgesehen haben muss. :p

@Silencio:

"Road Warrior" hat sich seine optische Vorlage aus der damaligen Heavy Metal, Punk und New Wave Bewegung entliehen. Genau wie der auch 81 entstandene "Heavy Metal". Ich meinte mit Popkultur daher nicht rein auf Filmebene bezogen.

luhp92:

Waterworld und Road Warrior... ganz fies...

DrStrange:

Da würde ich durchaus zustimmen, würde das aber nicht als "Stolpern durch 80er Popkultur" sehen. Verstehe aber, was du meinst, glaube ich.

@Silencio:

Ich hab nicht geschrieben "stolpern durch die Popkultur", sondern stolpern durch die Handlung. Wo er im ersten Teil noch seine Rache zielstrebig verfolgt, stolpert er in den Folgefilmen recht passiv hindurch und reagiert eher als das er agiert.

DrStrange:

Ich weiß, war nur was verkürzt dargestellt. Selbst bei der Orientierung seh ich da nämlich ein paar Probleme: der nimmt sich das schon zum Vorbild (der erste ja auch bereits mit seinen Verweisen auf die Sharpie-Subkultur zB), überhöht und karikiert das aber auch. Guck "The Decline of Western Civilization" (im gleichen Jahr wie "Road Warrior" erschienen) und du siehst Ähnlichkeiten, siehst aber auch, dass das bei Miller überhöht ist.

Silencio:

"Nein. "Fury Road" mag größer, spektakulärer und moderner sein, aber "Der Vollstrecker" ist vor allem an seinen Produktionsumständen gemessen immer noch eine absolute Leistung."

Ja, wenn du nach der Formel "Wie siehts aus / Budget" die "Effektivität" berechnen willst, dann erbringt "Road Warrior" die bessere Leistung. Aber ich weiß, dass du weißt, dass ich nicht von der "Billiger bzw. älter = schlechter" Fraktion bin... ;)

Ich habe den genannten leider länger nicht gesehen, deshalb müsste ich mir die beiden für einen Direktvergleich nochmal nacheinander anschauen um zu sagen, ob der Alte auch mehr transportiert als Wüstenstaub (ergo Diskussion für einen anderen Tag).

DrStrange:

Kleiner Nachtrag auch zum Stolpern: auch das stimmt, wird aber mMn vom Inhalt und der Machart getragen. Max ist ein reaktiver Held (eher: Protagonist), weil er sich nach den Ereignissen des ersten Teils von der Menschheit zurückgezogen hat. Dementsprechend geht`s ihm halt am Allerwertesten vorbei, was um ihn herum passiert, Hauptsache er kommt durch. Zusätzlich soll er ja auch ein wortkarger Held in Eastwood-Manier sein, der auch eher teilnahmslos die Situation analysiert und dem die Handlung eher geschieht ("Zwei glorreiche Halunken" als Paradebeispiel, in dem Blondie über weite Strecken recht wenig Agency hat), als dass er wirklich aktiv beeinflusst. Halte ich nicht für unpassend - versteh aber auch, wenn einen das langweilen kann.

@Silencio:

Verstehe was du meinst. Da sind wir uns dann einig. Die überspitzte Karikatur sehe ich dem Setting geschuldet.

@Silencio:

Nur zur Klärung... ich mag "Road Warrior". Nur erreicht er nie die Klasse des Erstlings.

Im Zweiten sehe ich sogar noch viel mehr einen Western als noch in "Mad Max". Aber auch wenn sich "Blonder" in "Zwei glorreiche Halunken" teilweise reaktiv verhält, ist das eher untypisch. Siehe Django, Für eine Handvoll Dollar...