Dustin Hoffman
Immer schön wach bleiben
Noch so einer, über den abenteuerliche Method-Acting-Geschichten kursieren. Um die abbauende physische und psychologische Verfassung seines Charakters in Der Marathon-Mann besser rüberzubringen, soll sich Dustin Hoffman tagelang geweigert haben, ein Auge zuzutun. Schlafen verboten also. Schönes Beispiel für unterschiedliche Schauspielstile und Arbeitsweisen: Als er seinen Co-Star Laurence Olivier gemütlich auf einem Stuhl sitzen sah, fragte Hoffman ihn, wie er es schaffe, seine Performance so real wirken zu lassen. Olivier überlegte kurz und entgegnete dann: "Dear boy, it’s called acting." Als ob Hoffman das nicht selbst wusste! Für Tootsie trug er auch abseits des Sets Frauenklamotten, für Rain Man schaute er sich einiges bei echten Autisten ab.
Choi Min-sik
Wir sagen nur "Tintenfisch"
Nicht nur in Hollywood werden drastische Method-Acting-Maßnahmen ergriffen, der südkoreanische Superstar Choi Min-sik ist ebenfalls dafür bekannt. Warum, wird am deutlichsten, wenn man sich Oldboy anschaut, das Original von Chan-wook Park wohlgemerkt, nicht das US-Remake. Choi spielte einen Mann, der 15 Jahre lang in einem Hotelzimmer eingesperrt war und nach seiner Freilassung auf blutige Rache sinnt. Psychologisch wie körperlich eine enorme Herausforderung, doch er war ihr gewachsen: Choi nahm zu, speckte ab und brannte sich mit einem heißen Draht ins eigene Fleisch - autsch. Am verstörendsten und widerlichsten aber die Szene, in der er in einen lebendigen Tintenfisch beißt und ihn vor laufender Kamera verspeist. Das musste er sieben Mal (!) durchziehen, mit sieben verschiedenen Tintenfischen.
Adrien Brody
Ein Leben für den Oscar
Adrien Brody in eine Reihe mit den bisher Genannten zu stellen, mag etwas ketzerisch anmuten. Aber auch er weiß, was es heißt, sich einer Rolle voll und ganz hinzugeben. Dass er für Der Pianist Klavier spielen lernte und vier Stunden pro Tag übte, war noch das Mindeste. Und die rund 14 Kilo, die Brody an Gewicht verlor - geschenkt. Nein, er wollte richtig nachempfinden können, wie sich Wladyslaw Szpilman gefühlt haben musste, als er aus seinem alten Leben gerissen wurde. Also gab Brody auch seins auf: Er räumte sein Apartment, verkaufte sein Auto, stöpselte die Telefone aus und zog mit nur zwei Taschen und seinem Keyboard bepackt nach Europa. Der verdiente Lohn für so viel Selbstaufopferung: Mit 29 Jahren war er der erste Schauspieler jünger als 30, der den Oscar als bester Hauptdarsteller mit nach Hause nahm.
Christian Bale
Zwischen Gerippe und Plauze
Keiner verändert sein Gewicht so dramatisch wie Christian Bale, von einem Film zum nächsten kann er plötzlich ein ganz anderer Mensch sein. Was ihm so locker von der Hand zu gehen scheint, ist aber harte Arbeit und erfordert mehr als nur Disziplin. Es begann bei American Psycho, wo er wie sein Charakter stundenlang im Fitnessstudio schwitzte und mit niemandem am Set reden wollte. Dann wurde es richtig heftig. Für Der Maschinist hungerte sich Bale auf schockierende 55 Kilo runter, verlor über 30 Kilo und somit fast ein Drittel seines Gesamtgewichts. Er hätte sogar noch weitergemacht, wenn ihn die Produzenten nicht aus Sorge um sein Leben gebremst hätten. Bales "Diät" umfasste einen Apfel und eine Dose Tunfisch pro Tag, außerdem rauchte er wie ein Schlot. Am Ende war er praktisch nur noch Haut und Knochen. Nach Drehschluss legte er sofort den Schalter um und packte in gerade mal fünf Monaten 45 Kilo Muskelmasse drauf. Das Resultat sah man in Batman Begins. Dass er sich für nichts zu schade ist, bewies auch die Wampe, die er in American Hustle vor sich herschob oder in Vice - Der zweite Mann, wo er Dick Cheney spielte. Keine Frage, Bale ist der Hungerkünstler Hollywoods.