Wochenendrebellen (2023)

@Paul Leger

So "klein" bzw. unter dem Radar ist der Film gar nicht, bislang haben ihn knapp 500.000 Zuschauer in den Kinos gesehen (104.000 müsste die Zahl nur vom letzten Wochenende sein) und da solche Filme eher Langläufer sind, hat er durchaus Chancen noch die Millionenmarke zu erreichen. Allgemein laufen solche deutschen Feelgood-Filme mit Botschaft ziemlich gut. Bringt man noch ein populäres Thema wie Fußball mit rein, ist es fast ein Selbstläufer. Probleme, ein Publikum zu finden, haben da eher die anspruchsvollen deutschen Filme von Petzold und Co.

Super. Das freut mich. Ich fand halt nur auf die Schnelle die Kinocharts bis zum 15.10. oder so und da standen die 104.000 Zuseher. Jetzt lese ich auch die halbe Million. Klasse. Natürlich muss man auch unterscheiden zwischen Unterhaltungs-Filmen und ich nenn sie mal "Anspruchsfilmen/Kunstfilmen". Für mich findet "Wochenendrebellen" da eine gute Mischung. Ich persönlich war einfach froh, einen guten deutschen Film gesehen zu haben. Die schaue ich erstens selten und wenn sind sie relativ selten nicht so der Burner, so dass ich mich dann wieder bestätigt fühle, die Amis zu gucken (wo es natürlich auch viel Mist gibt) oder Animationsfilme.

Es ist immer wieder lustig im Nachhinein zu checken, wann ein Film spielt. z.B. sah ich vor einigen Monaten "My Girl" (1991). Ich meine mich zu erinnern, dass man ganz bewusst auf Zeitmarker verzichtet hat. Der Film spielt im Sommer 1972, aber das fällt einem gar nicht auf. Zugegeben ist die Zeit vor dem Internet für mich zumindest ziemlich zeitlos, da können die 70er wie die 80er wirken, wenn man es nicht ausdrücklich gezeigt wird. So spielt ja "Wochenendrebellen" im Jahr 2012, was logisch ist, da der echte Jason heute etwa 18 ist und im Film um die 9 Jahre. Hätte man nicht machen müssen, aber hat man halt. Wird im Film aber so weit ich weiß nie erwähnt und spielt auch keine Rolle.

@ luhp92 @ Kimikohori

So "klein" bzw. unter dem Radar ist der Film gar nicht, bislang haben ihn knapp 500.000 Zuschauer in den Kinos gesehen (104.000 müsste die Zahl nur vom letzten Wochenende sein) und da solche Filme eher Langläufer sind, hat er durchaus Chancen noch die Millionenmarke zu erreichen. Allgemein laufen solche deutschen Feelgood-Filme mit Botschaft ziemlich gut. Bringt man noch ein populäres Thema wie Fußball mit rein, ist es fast ein Selbstläufer. Probleme, ein Publikum zu finden, haben da eher die anspruchsvollen deutschen Filme von Petzold und Co.

Fernverkehrsreisen mit der Bahn sind sehr unamerikanisch, das würde ich auch sagen. Wenn Zugfahrten in Hollywoodfilmen eine Rolle spielen, dann meist Pendlerfahrten aus dem Umland nach New York. Die Entfernung zwischen den Großstädten ist dagegen meist viel zu groß, um sie mit der Bahn zurückzulegen.

Wer weiß, vielleicht machen die Amis a la "Honig im Kopf" zu dem hier ja auch ein Remake, wäre in dem Fall tatsächlich mal interessant wie sie es dann umsetzen, entweder mit dem Flugzeug oder als Roadtrip. Wobei der Vater in letzterem Fall schon ein längeres Sabbatical einlegen müsste^^

@luhp92

Ich freue mich auch über jeden guten Film. Der Film läuft ja schon seit Ende September. Fast hätte ich ihn verpasst, wer weiß, wie lange so ein kleiner Film im Kino läuft. Mich freut es ebenso, dass du ihn geschaut hast und er dir gefallen hat. Beim aktuellen Stand hat WER über 104.000 Zuseher, was nicht so schlecht klingt. Ich finde auch, dass man für solche eher kleinen Filme schon ins Kino gehen sollte. Für Blockbuster gehen schon genügend andere Leute hin. Aber wer etwas Erfrischendes möchte, sollte es auch unterstützen. Leider gibt es bei MJ so weit ich weiß keine deutschen Kinocharts. Bzw. wäre da auch ein Überblick über nicht US-Produktionen spannend. Die US-Charts haben halt keine deutschen Filme drin und wer nicht ständig die Kinoneustarts durchforstet, kriegt dann auch nur die ganz großen auffälligen Filme mit...

" Zu "Wochenendrebellen", Fußball würde man in den USA vermutlich durch American Football oder Baseball ersetzen, Zugfahren als deutsche Eigenart kam mir noch nie wirklich in den Sinn, spannend."

Also exklusiv ist das Thema Zugfahren nicht. Für mich, der kein Auto besitzt, ist Zugfahren halt das große Ding. Für viele andere Menschen auch. Natürlich kann man jeden Film amerikanisieren. Und natürlich gibt es auch nicht-deutsche Autismus Werke. Mir war das halt nur aufgefallen, dass auch "Wochenendrebellen" eben mit den deutschen Fußballvereinen, dem durch die ganze Republik fahren und das mit dem Zug (übrigens weil Jason weder mit dem Auto fahren noch mit dem Flieger fliegen mag) sehr deutsch daherkommt. Dies aber eine Stärke des Films ist. Da gibt es viele in D hergestellte Filme die letztendlich so wie Ami-Filme sein möchten und einfach nur Blödsinn sind.

Und genau deshalb finde ich WER und die anderen genannten Filme (mag auch noch andere geben) erfrischend, weil sie sich trauen, Geschichte oder eine Geschichte ("Der Junge muss an die frische Luft") zu erzählen, die international nicht sehr bekannt sein dürften, aber die jemanden, der aus Deutschland kommt persönlich ansprechen, weil das eben in unserem Land passiert ist. Das ist einem dann näher als ein Film in New York oder Los Angeles, auch wenn man diese Filme natürlich auch mögen kann ohne jemals dort gewesen zu sein.

@luhp92

Jason und Mirko haben im Nürnberger Stadion sogar einen Cameo-Auftritt und geben ihren Filmpendants Ratschläge, das hat perfekt gepasst, eine ziemlich witzige und charmante Szene.

Jetzt wo du es sagst. Sehr nice! Ich habe mich heute spontan dazu entschieden, meine Freizeit und mein Geld in diesen Film zu investieren. Ich gehe nicht oft ins Kino, ab und an aber schon. Wie jemand erwähnt hat war bei mir der Saal sehr leer, ich hätte den Film am Montag auch nicht geschaut, könnte ich nicht morgen früh ausschlafen.

Nicht nur aber besonders für einen deutschen Film ist "Wochenendrebellen" sehr gelungen. Die Geschichte basiert ja auf wahren Begebenheiten, was die Geschichte noch mal ein Stück besser macht. Schön, dass sich hier Filmemacher mal getraut haben, einen selten gesehenen Filmstoff zu verfilmen. Ich hab es zuvor geschrieben und ich wiederhole es hier erneut: Was haben "Ballon" (Michael Bully Herbig), "Das schweigende Klassenzimmer" und "Der Junge muss an die frische Luft" gemeinsam? Ja, es waren drei deutsche Filme die mir ganz gut bis gut gefallen haben. Es sind aber vor allem Filme, die man in Amerika nicht machen kann. Sie behandeln deutsche Themen bzw. Geschichte. Und sind keine tausendmal gesehenen 08/15 Verblödungskomödien, die wie Kopien der Amis wirken. Und das ist eine der Stärken der "Wochenendrebellen". Man besucht deutsche Stadien. Da ist dieser Traintrip Faktor drin und Zugfahren, was auch etwas sehr Deutsches ist. Die Amis würden kaum mit Zügen durch ihr Land fahren, die fliegen halt oder machen nen Roadtrip mit dem Auto.

Nun mal zum Film an sich. Er ist kurzweilig und bewegend. Das dynamische Duo Florian David Fitz und Cecilio Andresen ist auf jeden Fall Dreh- und Angelpunkt des Films. Beide zeigen starke Leistungen, besonders das Filmdebut des 9-Jährigen Andresen. So gesehen erinnert mich dieses Pairing an den Film Raum/Room (2015), wo Jacob Tremblay auch etwa 9 Jahre alt war. Der gesamte Cast ist sympathisch und es wird auch gut vermittelt, wie schwierig es für das Umfeld von Jason ist, mit dessen Autismus und den daraus folgenden Regeln und Ausrastern umzugehen. Die Stadiontouren sind witzig gemacht (und ich als nicht Dortmund Fan bin von der Gelben Wand beeindruckt), der Film pendelt wie es sich für eine Tragikomödie gehört zwischen Komik und Tragik hin und her. Für mich hat die Geschichte Herz und sie wirkt authentisch. Es ist mal was anderes und zusätzlich versucht der Film das wichtige, aber oftmals falsch verstandene oder fehl interpretierte Thema Autismus einer breiteren Masse zugänglicher zu machen. Das ist ein toller Nebeneffekt dieses schönen deutschen Films.

Bin gerade aus dem Kino zurück gekommen. Sollte eigentlich kostenlos überall laufen, oder wenigstens der Text beim abspann. Denn ich bin selber Autist, und finde es wichtig, dass jeder (vielleicht sogar weltweit) erfährt wie schwer es Autisten haben. Der Film kam mir auch unterbewertet vor, da der Saal extrem leer war.