Hier dreht sich alles um den Film Fight Club (1999). Tausch dich mit anderen Filmfans aus.
Ich habe mir den Film am 29. September 2019 angeschaut. (Zum Filmtagebuch)
Manchmal. Manchmal gibt es diese Filme, die man schon seit Ewigkeiten sehen möchte. Und dann wurde man manchmal in all den Jahren vorher auch nie gespoilert und kann die Handlung wirklich genießen.
Meine BewertungQue la loi soit avec toi!
Frage in die Runde: brauchen wir eigentlich in in Zeiten von Incels und co. ne neue "Fight Club" Diskussion?
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
@ MB80
Hau einfach deine These raus und dann sehen wir ja ob sich eine Diskussion entwickelt
PaulLeger:
Ist gar nicht so ne These, sondern was, worauf ich beim rumlesen gestoßen bin (hab mit einer Kritik gespielt..). "Fight Club" scheint sich zu so einer Art Phrase für die Incels entwickelt zu haben. Wie die darauf kommen scheint nachvollziehbar zu sein: Ein paar frustrierte Typen suchen ihre verlorene Männlichkeit im namengebenden Fight Club und machen Stress...
Ich persönlich halte das für Mumpitz, zuerst mal weil es den Autor des Buches amüsiert, zum anderen weil ich glaube, diese Leute haben den dritten Akt nicht gesehen, besonders das Ende
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
@ MB80
Hehe, jetzt auch mal bissel dazu gegoogelt. Sehe es ähnlich, kann man einem Film nicht vorwerfen wenn er von den falschen Leuten fehinterpretiert und vereinnahmt wird. Gutes Beispiel ist ja "Apocalypse Now", der in "Jarhead" trotz eindeutiger Antikriegsbotschaft von kriegsgeilen GIs abgefeiert wird (die Szene soll ja durchaus in der Realität verankert sein).
PaulLeger:
Ja, das ist so ein Film, bei dem ich völlig nachvollziehen kann, warum er damals oft falsch verstanden wurde, aber dass der 20 Jahre später immer noch falsch ausgelegt wird wundert mich schon bissl. Aber gerade wo so Stichwörter wie "Incels" und "toxic masculinity" so große Diskussionspunkte sind gerade wundert es mich, das keiner über "Fight Club" redet.
Aber so Beispiele wie das von dir genannte gibt es ja leider auch im echten Leben. "American History X" und "Inglorious Basterds" haben ja durchaus auch Fans bei Neo-Nazis. Das ist auch so ein Fall, wo ich denke die Leute schauen den Film nur so halb, aber bis dahin sind die Nazis halt als so cool dargestellt, dass da einige Leute wohl bedient werden.
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
Naja diese Idee einer Konterkultur, die in einsamen Gassen und dunklen Ecken ihre abhandengekommene Männlichkeit wieder in sich reinprügelt, ist ja durchaus heute, in Zeiten in denen ne Barbara Schöneberger Kerlen erklärt, sie mögen sich doch bitte nicht schminken und Memes sich reihenweise über die fehlende Maskulinität der männlichen Bevölkerung lustig machen, nicht so abwegig.
Tatsächlich heute mehr als vor 20 Jahren, als Männer ja durchaus noch viel eher dem "Idealbild" entsprachen, wie ein Mann zu sein hat, wenn man die Idee persönlicher individueller Selbstbestimmung noch nicht so propagiert hat. Dass da viel theoretisches Potenzial für Fehlinterpretationen drinsteckt ist schon irgendwie logisch. Dass der Film unterm Strich aber im Grunde eher mit den Ideologien einer sehr linken Selbstbestimmungsutopie voller Anarchisten, die das System guerillamäßig umkrempeln, liebäugelt (die man sich ja dann buchstäblich aus dem Kopf pusten sollte), nimmt den Punkten aus Akt 1 und 2 dann doch irgendwie den Wind aus den Segeln und lässt das rückwirkend alles in nem völlig anderen Licht erscheinen.
Da verkommt dann in meinen Augen die ganze Fight Club Idee eher zum Bonding-Ritual einer anarchistischen, paramilitärischen Gruppe, die ansonsten nichts miteinander gemein gehabt hätte. Offenbar greift die Idee ja, dass es verbindet, wenn man sich in nem Geheimclub gegenseitig die Fresse poliert Aber ob da dann das Idealbild des Mannes so sehr propagiert wird? Kann man sicher da reinlesen, wenn man stur die Akte auseinanderseziert, aber im Gesamtkontext hinkt das dann doch sehr.
Trotzdem n sehr interessanter Gedanke...
@MB80 und PaulLeger
Satiren wie "Fight Club" laufen leider immer Gefahr, von den falschen Leuten falsch verstanden zu werden.
@ZSSnake: Die "Fight Club"-Gruppierung hat in meinen Augen nichts mit linkem Anarchismus zu tun, sondern ist klar faschistisch strukturisiert. Dazu folgende Definition, damit klar ist, was ich meine. Das passt auch eher dazu, dass der Film von Incels, Identitären und der Neuen Rechten für sich vereinnahmt wird. Letzteren kommt dann auch noch die verkürzte Kapitalismuskritik in der Endszene zu Gute.
https://de.wikipedia.org/wiki/Faschismustheorie#Definitionen_des_Faschismusbegriffs
Auch lesenswert dieser Artikel über Lieblingsfilme der Neuen Rechten und Identitären, neben "Fight Club" wird da auch auf "The Matrix", "300" und "Black Panther" eingegangen.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1096832.voelkische-und-filme-was-die-lungen-noch-hergeben.html
Allgemein, neben den von euch genannten Beispielen, kann man da auch noch drogenkritische Filme und Lieder ins Feld führen, die unter entsprechenden Konsumenten sehr beliebt sind. Kennt noch jemand "Because I Got High" von Afroman?^^
Oder "Die Sopranos", in der Francis Ford Coppolas "Der Pate"-Filme die Lieblingsfilme der Mafiosi sind.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
ZSSnake:
Hmmm, irgendwie kriege ich meine MEMEs wohl woaders her... Ich würde aber eher sagen, die von dir beschriebenen sind eher ein Teil der Konterkultur, von Leuten die Angst haben, die Soziologien könnten ihnen ihr Klischee ich meine "Idealbild" des Mannes zerstören ;)
Den Kommentar von luhp92 aufgreifend: ich denke, ob diese Gruppierung links oder rechts ist, ist irrelevant. Der Punkt, den der Film macht, ist das diese Leute sich auf der Suche nach ihrer verlorenen Männlichkeit und Indivitualität einer Gruppe unterwerfen, die eigentlich jegliche Individualität zerstört. Und in ihrer Beschränkung individueller Vielfalt und dem Fokus auf Gewalt als Lösung eine Kritik an typischen "männlichen" Gesellschaftsnormen zu sehen, ist nicht gerade weit her geholt. Aber ja, ihr habts ja beide eigentlich geschrieben, wenn man die einzelnen Akte schön auseinander dividiert und nur den Teil sieht den man sehen will passt das einigen ganz gut indie Agenda.
Übrigens danke für den Artikel vom Schmitt, ich glaube der wollte 2019 auch mal nen Vortrag zu dem Thema halten... Das hätte ich mir natürlich gerne gegeben.
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
In der Tat, eine ziemlich erzwungene Diskussion
Und wie man an euren Ausführungen und links sehen kann, auch eine erheblich weiter fassbare als es anfangs wirken mag. Nur mal kurz zu luhps link mit den Lieblingsfilmen der neuen Rechten:
Matrix, 300 und Braveheart sind ja selbsterklärend, Black Panther überrascht mich dann doch schon, auch auf die Interpretation, die da in dem Text gekommen wird, würde ich nicht unbedingt kommen, aber wie gesagt, das alleine zeigt ja schon, dass die Sache nicht so einfach ist.
Was uns zu Fight Club bringt:
Ich finde es durchaus berechtigt, dass der Film seine Fans in besagten Kreisen hat, und das auch nicht nur trotz, sondern eben auch gerade wegen dem dritten Akt. Das folgende ist nicht meine Einschätzung des Films, sondern nur ein Gedankenspiel, wie der Film auch aufgefasst werden könnte. Es geht hier immer noch darum, "aufzuwachen". Der Narrator (Norton) findet irgendwann heraus, dass Durden nur in seinem Kopf ist, und fortan versucht er, diese zu bekämpfen. Ideologisch gesehen kann man durchaus so weit gehen zu sagen, dass Norton ein erstrebenswertes System erschaffen hat, und dass Durden nun dieses zu unterwandern sucht für seine persönliche Agenda. Norton hingegen will dieser Korrumpierung des Erstrebenswerten und bereits Erreichten Einhalt gebieten, die Ratte, die das System unterwandert hat (auch wenn sie es selbst ja erschaffen hat) sozusagen ausmerzen. Der Protagonist bleibt ja nach wie vor der Anführer der Truppe und bekommt auch noch das Mädchen. Das Ende der Welt ist das Ende der alten kaputten Welt und ein Neuanfang mit zig Möglichkeiten. Ich möchte jetzt nicht für alle in diesen Kreisen sprechen, aber: Ist es nicht ein Traum, nicht nur Teil von etwas Großem zu sein, sondern auch noch weit oben in der Hierarchie?!? und noch weiter oben als ganz Oben geht es ja nicht...
Keine Ahnung, ob ich mich verständlich ausdrücken konnte. Letztendlich ist es mir aber auch wumpe, Leute, die Sachen falsch verstehen wollen und die Messages für Ihre Zwecke (und sei es unbewusst) korrumpieren gab es schon immer und wird es immer geben. Und ganz ehrlich, selbst bei solchen offensichtlich problematischen Filmen wie 300 oder Matrix sind auch eine Menge normaler Leute einfach nur pumped.
MObyDick:
Drückst dich schon ganz verständlich aus, denke auch das ist so etwa (aber wer weiß das schon) der Gedankengang von diesen Spezis. Ich denke halt, das diese hypermaskuline Projektion in Form von Durdun am Ende eine Wahnvorstellung ist und gekillt werden muss ist da ein nicht überbrückbarer Stolperstein, aber das wird ein paar Leute nciht stoppen.
Eine gewisse Ambivalanz zu haben, und den Zuschauer selber entscheiden zu lassen, lege ich einem Film übrigens durchaus positiv aus (ja, ich halte "Fight Club" immer noch für einen guten Film).
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
MB80
Ich halte Fight Club sogar für einen sehr guten Film, den ich allerdings erst mit der Zeit so richtig zu würdigen gelernt habe.
Und wenn ich ehrlich bin, so sollte ich der letzte sein, der über zu viel falsches Interpretieren eines Filmes meckern sollte. Ich sehe ja fast überall versteckte Botschaften mit rechter Gesinnung. Schließlich habe ich beispeilsweise seit Jahren überall kund getan wie rassistisch, faschistoid und zwiespältig ich die Herr der Ringe Trilogie finde, dass sogar auf einer anderen Seite, wo ich die Rückkehr des Königs mal kritisiert habe, sie die Kritik ohne Vorwarnung einfach gelöscht hatten - üblicherweise bekommt man eine email, die begründet, warum die eigene Meinung zu polemisch ist oder so. Ich habe zwar eine neue Kritik reingestellt, die den Film dann gleich schlecht bewertet, aber den genüsslichen, gehässigen Tonfall konnte ich natürlich leider nicht wieder replizieren. Komischerweise sind die einzigen Leute, dich ich kenne, die die HdR Trilogie schlecht finden, diejenigen, mit denen ich im Kino war und die ich so lange zugesülzt habe während der Filme, dass sie die Filme allesamt scheisse fanden. Und seitdem eigentlich einen Bogen darum machen, mit mir in kleiner Runde ins Kino zu gehen :-) Und komischerweise finde ich die Trilogie ja trotzdem ganz gut schaubar.
MobyDick:
Also nähern wir uns doch langsam der These an, dass 1999 ein super Jahr des Kinos war ;)
Zu Herr der Ringe: ich erinnere mich an die Diskussion, kann da auch wieder nur sagen, dass mit Blick auf das Quellmaterial so ein Kritikwinkel auch bestimmt nicht total abwegig ist. Was die Inszenierung selber angeht, müsste ich selber nochmal die Filme in Ruhe inspizieren... Aber in dem Zusammenhang kann ich dir nur den von luhp geposteten Artikel nahelegen, der eigentlich ganz gut zusammen fasst was mir seit so nem Jahr plus durch den Kopf geht: es wird inzwischen viel zu viel als "Unterhaltung " durchgewunken.
Deshalb freut mich auch manchmal so ein kompletter Verriss wie deiner von "Equalizer" ;)
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MB80
Ich sehe schon du lässt nicht locker bezüglich 1999. Na gut, wer bin ich schon, dass ich mich gegen Dich und Prince/TAFKAP/Symbol stelle. Ja 1999 war das allerbeste Kinojahr aller Zeiten jemals, selbst der beste Film der jemals aller Zeiten gedreht wurde, entstand ja eigentlich 1999, und sei es nur die verschollene colorierte Stummfilmfassung dessen. Also ja, passt scho - wenn schon Strange Days auf 1999 anspielt
MobyDick:
Wenn ich schon mal ein Buch lese, muss ichs auch maximal ausschlachten
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Fight Club (1999)
Moviejones | 05.05.2024