Wow, du scheinst ja richtig eingenommen von dem Film. Hier sind wir nicht ganz auf der selben Höhe, wobei ich auch der Meinung bin, dass der Film in Teilen wirklich besonders ist.
Insbesondere natürlich die von dir erwähnte Anfangssequenz. In konventionellen Actionfilmen gibt es für mich kaum langweiligeres als Verfolgungsjagden. Rasende Autos, schnelle Schnitte, spektakuläre Crashs und Spektakel und man weiß eigentlich gar nicht wer und wo und wie ... hier wird das ganze ins Gegenteil verkehrt und - so weit ich mich erinnere - ja nur aus dem Auto raus, Schritt für Schritt gezeigt, wie sich die Szene entwickelt, wie der Driver denkt, wie er sich verhält; ruhig, selbstbewusst und kalkuliert ... und man erhält wirklich das Gefühl mit im Auto zu sitzen. Und wie du sagst ... Refn erzeugt hier eine Spannung, wie sie in keinem konventionellen Actionfilm zu finden ist ... really brillant.
Bin immer noch der Meinung, dass der letzte Teil/Akt den Film etwas runterzieht ... so die letzte viertel Stunde ... wobei ich den Film seit dem Kino nicht nochmal gesehen habe, obwohl ich es vor hatte ... vielleicht würde mcih das ja umstimmen...
Ich schließe mich zu 100% Deiner Kritik an, ein wahres Meisterwerk dieser Streifen.Hmmm...Den ziehe ich mir heute Abend zum 10 mal rein, habe wieder mal richtig Lust darauf!!!
Also ich bin der Meinung, dass der Film von Anfang bis Ende absolut stark ist/bleibt! Natürlich steht der letzte Akt durch die Brutalität im starken Kontrast mit dem Rest des Films. Dennoch finde ich das Drive sowohl als packendes Drama als auch als spannungsgeladener Thriller sehr gut funktioniert und dass der Spannungsbogen über die gesamte Laufzeit grandios konstruiert wurde. Runterziehen tut der letzte Akt den Film aus meiner Sicht überhaupt nicht. Zumindest hab ich das nicht so empfunden.
Und ja, die Eröffnungsszene ist absolut genial inszeniert und steht im starken Kontrast mit anderen 08/15 Verfolgungsjagden. Alleine diese unterschwellige Musikuntermalung spricht schon Bände! Besser als du kann man es kaum beschreiben...
Schön geschriebene Kritik, die zeigt, wie sehr dir der Film gefällt. Auch finde ich gut, dass du versuchst auf alle möglichen Aspekte einzugehen.
Aber auch bin jetzt nicht der größte Fan dieses Films, und auch wenn ich die Verfolgungsjagd am Anfang schon gut finde, denke ich, dass es auch hier schon besseres gab. Für mich ist der Film einfach eine sehr gute Hommage an die End-70er und Anfangs-80er Filme wie Driver und der Einzelgänger, wobei ich beide Filme als besser einstufen würde. Drive zeichnet aus, dass er für sich in Anspruch nimmt, auch als Parabel angesehen werden zu können, siehe Skorpion-Thematik, was ihn vielleicht künstlerischer macht, aber dadurch auch artifizieller und für mich letzten Endes auch ein Stück weit schlechter.
Ich würde Drive 7 Punkte (3,5 Hüte) geben, verstehe (teile aber nicht die Meinung) jedoch die Leute, die der Meinung sind, dass er mehr verdient
Ich bin zwar nicht deiner Ansicht, kann es aber ebenfalls durchaus verstehen, wenn einem der Film nicht gefällt. Auch wenn Drive in vielen Bereichen auf den ersten Blick oberflächlich wirken mag, stecken aus meiner Sicht sehr viele Symbole und Thematiken in dem Film, die sehr zum Nachdenken anregen! Den künstlerische Touch des Films finde ich sehr gut umgesetzt.
Geschmäcker sind nun mal verschieden und wenn ich jetzt behaupte The Dark Knight Rises weist zu viele Logiklöcher in der Handlung auf oder Spiel mir das Lied vom Tod ist für meinen Geschmack zu langatmig gewesen, trotz der tollen Inszenierung, dann werden viele meinen Geschmack genauso wenig nachvollziehen können ;)...
bei beiden Filmen bin ich voll bei dir: TDKR hat viele Logiklöcher, trotzdem finde ich ihn sehr gelungen und sehr gut. Spiel mir das Lied vom Tod ist extrem in die Länge gezogen und man könnte den Film locker in der Hälfte der Zeit inszenieren. Und beide Filme sind Parade-Beispiele dafür, was wirklich gute Regisseure sich alles erlauben können und trotzdem wirklich großartige Filme abliefern.
Wie gesagt, ich kann verstehen, warum viele Leute Drive in diesen Sphären sehen, und ich habe auch nie behauptet, dass er zu oberflächlich ist. Du und Umleitung seid ja auch glücklich mit Drive.
Ich und zB eli4s finden ihn wohl solide... Jeder ist da anders
Also ich bin auch voll des Lobes für diese Kritik! Kurz und knackig auf den Punkt gebracht, was diesen Film so besonders macht! Sehr gut
Der Film an sich ist ebenfalls einfach wahnsinnig gut! Da stimmt so gut wie alles. Ich war richtig fassungslos vor dem TV Gehört definitiv auch zu meinen Lieblingen!
Also nochmals: saubere Kritik zu einem genialen Film!
Kanalratte schmeckt vielleicht wie Kürbiskuchen, aber ich werds nie erfahren, denn ich fress die Viecher nicht
Und ein weiteres Danke für das Lob! Schön zu sehen, dass es doch noch ein paar Fans dieses Meisterwerkes gibt! Bei mir konnte sich der Film jetzt nach der 3. Sichtung einen noch höheren Platz in meinen Herzen ergattern, als er es sowieso schon hatte. Definitiv einer der besten Filme der letzten Jahre!
Filmfreak180, die vielen Wortmeldungen(obwohl es nicht um einen “Blockbuster” geht) deuten es an: Drive ist kein Film, den man bereits an der Kinoausgangstür vergessen hat, egal was man vom dem Werk halten mag. Sie sprechen mir im übrigen aus der Seele, wenn Sie die audio-visuellen Qualitäten des Films preisen. Ich muss nur den Soundtrack hören, schon “läuft” der Film bei mir nochmal ab.
Ihre Kritik finde ich o.k., lediglich in der Mitte kann ich den Zusammenhang zwischen “Gang zurück schalten” und “hypnotisierende Atmosphäre” nicht ganz nachvollziehen, auch “Melancholie” habe ich so nicht in Erinnerung. Dagegen ist etwas anderes in Erinnerung geblieben, was in Ihrer Kritik nur zwischen den Zeilen anklingt: die Darstellung von Gewalt. Die grosse Wumme kommt dabei nur wenig zum Einsatz, statt dessen werden Autos, Stiefel, Hämmer und Messer als Mord- und Gewaltinstrumente benutzt und deren Einsatz explizit abgefilmt. Die selten vergebene FSK18-Einstufung für die ungeschnittene Version ist gerechtfertigt, was allerdings kein Malus ist, da die gar nicht so zahlreichen, aber dafür umso heftigeren Gewalteruptionen den Gesamteindruck des Werks intensivieren und nicht einfach nur sinnlos – schöner Gruß an dieser Stelle an Quentin Tarantino – in den Raum gestellt werden.
Ryan Gosling hat natürlich die volle Punktzahl verdient, er verleiht seiner Figur des “Mannes ohne Vergangenheit” eine fast schon mystische Präsenz. Als Zuschauer bleibt man an der Figur kleben, gerade weil sein Charakter nicht genau ausdefiniert wird, und die Identifikation mit dem “Helden” auf diese Weise komplex und dadurch umso spannender wird. Leider finden nur wenige Filmemacher den Mut, eine Hauptfigur auf diese Weise anzulegen und dem Zuschauer die Verortung von Gut und Böse nicht ganz so einfach zu machen.
Starker Hauptdarsteller, stylish, kreativ, suggestive Bildsprache: Sie bringen vieles auf den Punkt, aber zum filmischen Meisterwerk reicht es aus meiner Sicht trotzdem nicht ganz. Regisseur Refn sorgt zwar dafür, daß der Zuschauer von Bild, Ton, und Hauptdarsteller vereinnahmt wird, aber er sorgt nicht unbedingt dafür, daß der Zuschauer dem Erzählfaden bedingungslos folgen will. Die Verzahnung zwischen Familiendrama und dem Mafiaplot wirkt an der einen oder anderen Stelle holprig und die sich entwickelnde Liebesbeziehung zwischen dem Driver und Irene würde ich nicht als langsam, sondern eher als schleppend bezeichnen, hier hat der Streifen aus meiner Sicht auch den einen oder anderen Hänger. Die weibliche Hauptrolle macht nichts falsch, aber diese Hauptrolle kommt über eine Nebenrolle nicht hinaus. Die Macher hätten der eigentlichen Story da schon eine grossere Sogkraft verleihen müssen, um den Zuschauer auf allen Ebenen in den Bann zu ziehen. [ Erstaunlicherweise basiert Drive auf einer literarischen Vorlage, vermutlich wird der Plot in Buchform anders und detaillierter erzählt, in 100 Minuten Film geht natürlich automatisch einiges verloren. ]
Natürlich ist es eine Art Quadratur des Kreises, einen Film, der seinen Fokus auf eine innovative audio-visuelle Umsetzung legt, auch noch mit einer Story zu versehen, die mit der gleichen (Erzähl)Qualität daher kommt. Aber ganz unmöglich ist dies nicht. Nach meiner bescheidenen Meinung ist dies zum Beispiel ChrisNolan mit dem Mittelteil seiner Batmantrilogie gelungen, Guillermo del Toro´sPan´s Labyrinth sei ein weiteres Beispiel dafür.
Kritik: Drive von filmfreak180
filmfreak180 | 02.05.2014