Bewertung: 5 / 5
Sie nennen ihn alle nur den Driver. Nicht ohne Grund, denn am Steuer ist der namenlose Protagonist (Ryan Gosling) ein Meister. Hauptberuflich arbeitet er in Los Angeles in der Werkstatt von Shannon (Bryan Cranston) als Mechaniker. Nebenberuflich arbeitet der Driver außerdem als Stuntfahrer bei Hollywood-Filmen. Des Weiteren gilt unser Protagonist in der kriminellen Szene als bester Fluchtwagenlenker weit und breit. Als er eines Tages seine neue Nachbarin Irene (Carey Mulligan) und deren kleinen Sohn Benicio (Kaden Leos) kennenlernt, ändert sich sein Leben schlagartig. Der Driver verliebt sich in die Nachbarsdame und nach und nach nähern sich die beiden an. Kurze Zeit später kommt jedoch Benicios Vater Standard (Oscar Isaac) aus dem Gefängnis. Aufgrund der kriminellen Vergangenheit von Standard, befindet sich seine Familie in großer Gefahr. Um seine Herzensdame und ihren Sohn in Sicherheit zu wissen, will der Driver dem Ehemann Standard helfen, mit seiner kriminellen Vergangenheit abzuschließen… Gleich zu Beginn schreibt „Drive" Filmgeschichte. Wer wissen will, warum Nicolas Winding Refn beim Filmfestival in Cannes den Regiepreis gewann, braucht sich nur die spektakuläre Eröffnungssequenz von „Drive“ angucken. Der dänische Regisseur zeigt eine epische Verfolgungsjagd, die vor Intensität nicht mehr zu überbieten ist. Dabei kommt diese Sequenz komplett ohne Crashs und CGI-Explosionen aus. Stattdessen setzt der Regisseur auf handgemachte und realistische Action. Mit dieser Eröffnung spielt der Regisseur auch gekonnt mit den Erwartungen der Zuschauer. Wer denkt, „Drive“ sei ein weiterer 08/15 Action-Film, der von einer Actionszene zur nächsten rennt, der irrt gewaltig. Der Regisseur Nicolas Winding Refn erzählt die Geschichte geradezu unnatürlich ruhig. Keine schnellen Schnitte, die den Film verunstalten, und keine Action zum Selbstzweck. Alles was in „Drive" zu sehen ist, hat seinen Grund. Der Film bietet im Grunde genommen nur zwei größere Action-Sequenzen: die oben angesprochene Einleitungsszene und eine weitere furiose Verfolgungsjagd zur Halbzeit des Films. Und diese beiden Szenen sind, wie auch der Rest des Films, so stilistisch und atmosphärisch inszeniert, wie ich es selten gesehen habe! Das inszenatorische Meisterwerk wird darüber hinaus mit genialen und in jedem Moment absolut passenden Musikstücken untermalt. Bild und Ton werden in "Drive" perfekt miteinander in Einklang gebracht! Doch „Drive“ hat weit mehr zu bieten, als nur die schicke Hülle. Der Film hat nicht nur eine einzigartige Optik, sondern auch ein faszinierendes Innenleben. Nicolas Winding Refn schaltet bei Handlung, Figurentiefe und Dialog einfach mal einen Gang zurück und lässt so eine hypnotisierende Atmosphäre entfalten. Durch diesen schlichten Inhalt wirkt der Film jedoch nie oberflächlich, sondern fabriziert eine ganz eigene Welt. Der Regisseur erzeugt über die gesamte Laufzeit eine unbeschreibliche Melancholie. Natürlich kann man „Drive" eine etwas schwache Charaktertiefe vorwerfen, da z.B. gar nichts über die Vorgeschichte des Protagonisten erzählt wird. Die Charaktere sind sehr stereotypisch gezeichnet, aber selten ist dies so perfekt gelungen wie bei „Drive"! Gerade da Goslnigs Figur über die gesamte Laufzeit sehr undurchsichtig scheint, macht es den Charakter umso interessanter. Der am Anfang unscheinbar wirkende Driver zeigt am Ende des Films eine Skrupellosigkeit, die den Zuschauer erschreckt und dennoch die Liebe zu seiner Herzensdame Irene symbolisieren soll. Alle Emotionen brechen aus dem Protagonisten hervor. Denn wie es der Skorpion auf der Jacke des Protagonisten symbolisieren soll, tun alle Figuren das, was sie tun müssen und folgen sprichwörtlich ihrer Natur. „Drive“ bietet sehr viele Interpretationsansätze. Der Film ist sehr poetisch und philosophisch! Darüber hinaus vereint „Drive" sehr viele Genres miteinander. Es ist sowohl ein Drama, ein Thriller, als auch ein Actionfilm. Vor allem ist der Streifen aber ein genialer Neo-Noir Film, der seine ganz eigene mitreißende Wirkung entfaltet. Der Regisseur nimmt sich dabei sehr viel Zeit für die Annäherung zwischen unseren namenlosen Protagonisten und Irene. Ryan Gosling spielt seinen Charakter dabei fast schon emotionslos, aber dennoch mit sehr viel Chrisma und Charme. Der Schauspieler nutzt die Figur, in der Gutes und Böses in gleichem Maße vertreten sind, um eine durchaus beeindruckende Leistung abzuliefern! Aber auch der Rest des Cast ist absolut grandios! Vor allem Bryan Cranston weiß in seiner Rolle zu brillieren und zeigt ein weiteres Mal, was für ein Talent in ihm steckt! Aber auch Carey Mulligan als Irene bietet eine hingebungsvolle Leistung als alleinerziehende und liebevolle Mutter. Man nimmt der Schauspielerin alle Emotionen und jeden Gesichtsausdruck ab. Zusammengefasst ist „Drive" einer der kreativsten und stilistischen Filme, die ich je gesehen habe! Die Schauspieler spielen mehr als eindrucksvoll und die Bildsprache des Films ist phänomenal! Des Weiteren wurden die Szenen des Films mit einem grandiosen Soundtrack untermalt. „Drive" ist ein Meisterwerk und Filmkunst zugleich!
Drive Bewertung