Hier dreht sich alles um die News "Killers of the Flower Moon": Scorseses neuer begeistert bei Premiere in Cannes!. Tausch dich mit anderen Filmfans aus.
@ MobyDick
Wenn die Darsteller-Leistungen in "The Departed" als besser eingeschätzt werden hat das nichts mit vorgefertigten Meinungen westlicher Zuschauer zu tun, sondern mit der Tatsache, dass die Schauspieler in diesem Film deutlich mehr Raum zur Vertiefung ihrer Charaktere erhalten, während das Original mehr ein Plot-getriebener Thriller ist, bei dem die Rollen eher funktional angelegt sind.
PaulLeger
Ganz so einfach kann man das nicht behaupten, denn Departed ist im Prinzip eine verdichtete Zusammenführung von Infernal Affairs und Infernal Affairs 2. Vor allem im zweiten Teil wird dem Äquivalent der Figur von Jack Nicholson sehr viel Raum eingeräumt, und die Charaktere werden eben sehr wohl deutlich nuancierter betrachtet. Wenn man es ganz genau nimmt, ist die Charakterisierung von Nicholson im direkten Vergleich deutlich weniger ausgereift und schon sehr holzschnittartig angelegt. Dass Nicholson da wirklich viel aus der Rolle rausholt, ist klar. Aber wie gesagt, das asiatische Äquivalent der Rolle ist ebenfalls sehr gut gespielt und hat deutlich mehr Nuancen, die bedient werden.
Wenn man unbedingt jemanden hervorheben müsste wenn man einen dirketen Vergleich anstrebt, dann wären das wahrscheinlich Vera Farmigia, deren Rolle hier ganz anders aufgebaut ist, Mark Wahlberg, dessen Rolle gar nicht im Original existent ist, oder eben Matt Damon, der im direkten Vergleich zum Nichtschauspieler-Trotzdem-Superstar Andy Lau halt eben doch schauspielern kann...
Und nur um das Ganze jetzt noch zu komplettieren, die Reihe hat tatsächlich mit dem dritten Teil einen ganz klaren Abschluss, der eben genau das bedient: den psychologischen Aspekt und die Kosten die das Ganze auch beim dann Protagonisten hinterlässt. Ist als Film zwar folgerichtig und auch konsequent, aber eben nicht mehr der Reisser, den noch die ersten beiden Teile waren und daher auch zu Recht untergegangen.
Und nur fürs Protokoll, ich schmeisse dich ganz sicher nicht in den verallgemeinernden Topf ![]()
@ MobyDick
Die Fortsetzungen habe ich nicht gesehen, daher war meine Aussage ausschließlich auf den ersten Teil bezogen. In der Regel wird ja auch nur der mit "The Departed" verglichen, ob das dann so valide ist, darüber kann man wohl geteilter Meinung sein. Aber ist Marty dann wohl durchaus als Leistung anzurechnen, dass er es geschafft hat all diese Aspekte in einem Film zusammenzufassen während Lau/Mak dafür eine Trilogie benötigt haben. Um den Kreis zu schließen: Fast schon ein klassisches Hollywood-Epos, das der gute Mann da hingelegt hat ![]()
@MobyDick
"Warum muss man beispielsweise einen Irishman drehen, wo ein Drittel des Budgets in schlechte CGI geht"
Ein Muss nicht, aber es hat seinen Sinn und künstlerische Bewandtnis, mit seiner Künstlichkeit verdeutlicht dies das unehrliche Gebahren der Mafiosi.
"Welche Daseinsberechtigung hat der Irishman im direkten Vergleich mit Good Fellas"
Weil der Film wie Eastwood mit "Erbarmungslos" für das Western-Genre einen anderen Blickwinkel einnimmt. Mehr noch eigentlich, "The Irishman" blickt auf einen Zeitraum von 40 Jahren, baut die Mafiaorganisation und das Genre Mafiaepos von vorne auf, um das organisierte Verbrechen und das Scorsese eigene Genre mit kritischem Blick und ohne Romantisierung Stück für Stück in sich zusammenfallen zu lassen. Dem Ende kommt die Ambivalenz nicht abhanden, weil es sich als letztes Zahnrad in die Inhalte des Films einfügt und die 200 Minuten Vorbereitung klug zu Ende bringt.
"diese Filme würden heute so nicht mehr gedreht werden, ist so nicht ganz richtig. Sie werden halt etwas anders gedreht und ggf. für andere Medien."
Wer dreht solche Filme heutzutage denn wirklich noch? Spontan fallen mir da neben Scorsese nur Ridley Scott und James Cameron ein. Und für andere Medien ist eben nicht das Gleiche, das eine ist ein (Kno)Spielfilm, das andere eine Serie.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
@ luhp92
"The Irishman" blickt auf einen Zeitraum von 40 Jahren, baut die Mafiaorganisation und das Genre Mafiaepos von vorne auf, um das organisierte Verbrechen und das Scorsese eigene Genre mit kritischem Blick und ohne Romantisierung Stück für Stück in sich zusammenfallen zu lassen.
Das alles trifft auch auf "Goodfellas" zu. Nur hat der das alles wie Moby schon sagte prägnanter und besser auf den Punkt gebracht.
Wer dreht solche Filme heutzutage denn wirklich noch?
PTA, Chazelle, Tarantino, Coens, Malick, Linklater, Aronofsky, Inarritu, Nolan, Villeneuve
Man muss halt den Namen haben, damit man so ein ambitioniertes Projekt finanziert bekommt. Chazelle hat durch den Erfolg von "La La Land" ein großes Budget bekommen und damit den epischen "Babylon" gemacht. Nachdem der an den Kinokassen gefloppt ist, wird er für seinen nächsten Film wohl nicht mehr die Mittel bekommen, um nochmal so ein Epos auf die Beine zu stellen. Selbst Scorsese bekam seine letzten exorbitanten Budgets ja nur noch von Streamingdiensten, weil das finanzielle Risiko für traditionelle Studios zu groß ist.
@PaulLeger
Dafür müsste ich "GoodFellas" jetzt nochmal sehen, aber ansonsten würde ich schon sagen, dass "The Irishman" da noch einen Schritt weitergeht. Letzterer Film deckt auch die Misogynie der patriachalen Mafiastrukturen auf, Frank Sheeran verliert nicht nur seine Mafiafamilie sondern entfremdet sich auch von seiner richtigen. Die Mafiosi landen nicht mit der Familie im Zeugenschutzprogramm, sondern sterben alleine im Gefängnis oder im Altenheim, degenerieren zudem im Verlauf der Handlung entlang ihrer Kleidung.
"Wer dreht solche Filme heutzutage denn wirklich noch?"
Chazelle, Tarantino, Nolan, Villeneuve und Inarritu (ebenfalls Streamingdienst) habe ich in der Tat vergessen, danke für den Hinweis. Malick ebenfalls, mir war gar nicht bewusst, dass er aktuell ein Jesus-Epos dreht, lol. Bei Anderson, den Coens, Linklater und Aronofsky liegt das aber doch schon 10-15 Jahre zurück.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
luhp:
Ich persönlich halte Irishman für einen letzten verzweifelten Versuch Scorseses, mit solchen Epen wie der Pate und Es war einmal in Amerika in einem Atemzug genannt zu werden, zu offensichtlich entfernt er sich von seiner bisherigen Ambivalenz seiner Werke wie Good Fellas. dabei kann er nicht aus seiner Haut und dreht im Prinzip denselben Film, nur halt "epischer", teurer und "finaler". Ja, the Irishman ist ganz sicher einer der größten Gangsterfilme aller zeiten, aber gegen die Paten (1 und 2), Es war einmal in Amerika und eben Good Fellas sieht er einfach kein Land. All die Punkte, die du da nennst, werden vor allem bei Leones Überwerk ebenfalls adressiert, und zwar allesamt deutlich besser.
Wie gesagt, der Irishman betritt keinerlei Neuland, und seine finale Aussage ist so Holzhammer wie es nur geht, obwohl er und seine Vorgänger genau das so schonmal deutlich nuancierter und besser auch schon serviert hatten. Wer weiß warum er sich gemüßigt sah, so einen verlogenen letzten Akt hinzurotzen. Verlogen deshalb, weil so ziemlich irgendwann jeder alleine stirbt, egal was er getan hat, sogar die besten Menschen können sich mit ihren Liebsten überwerfen und der Kontakt bricht ab, dafr muss man kein Mafiakiller sein; und hier zeigt er einen, der im weitesten Sinn sogar davongekommen ist.
Ironischerweise ist bei Leone eben die Maske auch fürchterlich und man nimmt den jungen DeNiro, Woods und McGovern niemals das Alter ab, sozusagen reziprok zum Irishman, wo man den alten Knackern die Jugend einfach nicht abnimmt, aber bei Scorsese kann man das ja auch als künstlerische Freiheit und stilistisches Mittel abtun ![]()
@MobyDick
Dass Scorsese so gedacht hat, bezweifele ich stark, weil er allein wegen "GoodFellas" schon als All Time Classic in einem Atemzug mit "Der Pate" und "OUATIA" genannt wird. "GoodFellas", das war vor 30 Jahren die Wachablösung im Mafiafilmgenre, der jüngere und frischere Ansatz triumphierte über das müde und letzte Alterswerk der "Der Pate"-Trilogie. Mit "The Departed" hat er dann noch einen Film nachgelegt, mit dem er neben den Kritikern auch beim Publikum und den Awards erfolgreich war, was gerade einem "OUATIA" nicht vergönnt war. "The Irishman" steckte lange Zeit auch in der Entwicklungshölle, auf dem Papier ist der Film älter als "The Departed" und die Ideen beginnen in den 80er Jahren vor "GoodFellas".
Ironischerweise wird gerade einem "OUATIA" seit 20 Jahren oder so regelmäßig Misogynie vorgeworfen, so wie der Film mit seinen Frauenfiguren umspringt. Also Leone adressiert das Thema zwar, aber eben vollkommen in die falsche Richtung? Müsste ich selbst nochmal überprüfen, zu lange nicht mehr gesehen.
"sogar die besten Menschen können sich mit ihren Liebsten überwerfen und der Kontakt bricht ab"
- -> Ja, nur wird es dafür einen Grund geben
"dafür muss man kein Mafiakiller sein"
- -> Ja, nur im Fall von "The Irishman" geschieht es aus genau diesem Grund, worauf der Film von Beginn an hinarbeitet
"wo man den alten Knackern die Jugend einfach nicht abnimmt"
Das geht mir ja genauso. Subjektiv wünschte ich mir jüngere Schauspieler für bessere Glaubwürdigkeit (nicht wegen der Verjüngung, sondern wegen der Körperaigilität), objektiv weiß ich den künstlerischen Ausdruck zu schätzen.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
Luhp
Wie gesagt, wirkt auf mich so. Und ich bezweifle sehr stark dass Scorsese Departed auch nur ansatzweise mit seinen großen Gansterfilmen in einen Topf schmeißt.
Zu Leones Werk und seiner Wahrnehmung sowie deiner Meinung dazu von Hörensagen: ich bin mir ziemlich sicher, das Thema haben wir im Rahmen einer Leone Kritik eines Users hier tot diskutiert, müsstest auch dabei gewesen sein, wenn ich mich recht erinnere. Nur noch kurz angeschnitten: Leone prangert das Thema an, ist ein roter Faden seiner Filmografie, und der nichtverstehende frauenverstehende Kulturkritiker wirft ihm genau das vor. Und zwar unter anderem auch aus folgendem Grund: Leone installiert DeNiros Charakter als nichtverläßlichen Ich-Erzähler, und der Zuschauer identifiziert sich mit ihm, und wenn die Frauenerniedrigung dann kommt, kann nicht der Ich- Erzähler, quasi der Zuschauer, Schuld dein, sondern der Film. Dass der Film aus der Sicht des tatsächlichen Schurken gedreht ist, wird da völlig ignoriert. Genauso wie dass der Film eigentlich absolut die richtigen Schlüsse zieht und das auch zeigt.
Wie gesagt wenn dich das Thema so interessiert schau bitte dort. Ähnlich verhält es sich ja mit Anna Gunn, die nach dem Ende von Breaking Bad so verhasst war, dass sie keine Rollen mehr bekam, denn sie hat sich ja gegen den Schurken, unseren Helden, entschieden. Ist das die Schuld der Schauspielerin oder des Rezipienten?
Ach ja, von Hörensagen weiss ich auch dass Michelangelos David Pornografie sein muss
@MobyDick
Ich habe gerade nochmal nachgesehen, das war unter deinem Review zum Film^^
Ich habe "OUATIA" gesehen, das mit dem Hörensagen stimmt nicht. Die Sichtung ist allerdings bereits mehrere Jahre her, weshalb ich nicht mit Sicherheit sagen kann, ob ich den Kritikpunkten widersprechen kann oder ob sie mir damals nur nicht aufgefallen sind. Und weil das auch keine Einzelmeinung ist, bin ich zumindest geneigt, dem Gehör zu schenken.
Der Vergleich mit "Breaking Bad" trifft die Kritik an "OUATIA" nicht. Es geht nicht um die Auflehnung der Frau gegen den Mann und die fragwürdige Rezeption des Publikums, sondern um den Vorwurf der Verharmlosung von Vergewaltigungen.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
luhp92
Da hast du mich nicht verstanden: Die Vergewaltigung wird nicht verharmlost, im Gegenteil, es ist sehr verstörend inszeniert und es ist ganz klar, dass DeNiro hier im vollsten Unrecht ist, sogar ihm ist es bewusst, weshalb der Chauffeuer auch dazwischen gehen kann, ohne dass DeNiro den Mann angeht oder ihm sonstigen Schaden antut. Dies ist allerdings schon in einem soweit fortgeschrittenen Stadium des Films, dass man wenn man sich bereits zu sehr mit dem Protagonisten identifiziert, auch das Gefühl haben könnte, sie hätte das verdient. Das ist im Grunde der eine Moment, der das Publikum immer spaltet: Bleibst du im Team Khaleesi, weil du sie so lange hast auf ein Ziel hinarbeiten sehen oder verdammst du sie, eben weil sie gerade weil extrem verwerfliches tut. Und im Film von Leone ist es eher verdammen und nur ein weiterer Schritt seines Ganges sein gesamtes Umfeld runter zu ziehen.
Wie gesagt, das Publikum mag es anders wahrnehmen, und darauf wollte ich mit Breaking Bad hinaus, die Frau spielt ihre Rolle brillant, und es ist ein Balanceakt, ob sie bei ihm bleibt oder nicht, aber ab einem bestimmten Punkt entscheidet sie sich nunmal gegen ihn und für ihre Familie, und zwar völlig nachvollziehbar und richtig, aber weil man sich mit dem Mann identifiziert, muss sie auch daran Schuld sein, dass die Ehe zerbricht. Gewisse Parallelen sind da schon vorhanden...
@MobyDick
Ahh, okay. Jetzt ist mir dein Punkt klargeworden.
An dieser Stelle würde ich es dann dabei belassen, bis ich den Film aufgefrischt habe.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
"Killers of the Flower Moon": Scorseses neuer begeistert bei Premiere in Cannes!
Moviejones | 22.05.2023