Aus griechischer wurde nordische Mythologie, doch dem Spielspaß tut dies keinen Abbruch, wie das neue "God of War" beweist.
Auch mit dem neuesten Ableger der God of War-Reihe präsentiert Sony Santa Monica ein Meisterwerk. Die Neuinterpretation der Reihe ist mehr als gelungen und ohne dabei das bestehende Fundament zu verwerfen, wird hier ein veränderter Kratos in einer neuen Welt gezeichnet. Dabei hat das Spiel nichts von der Wucht früherer Teile verloren, reichert das Spielprinzip aber um eine emotionale Komponente an und lässt so den Spieler tief in die nordische Mythologie abtauen.
"God of War"-Trailer
God of War
Eine Familie hat Kratos einst verloren, mit seiner neuen soll dies nicht passieren. Die Zeiten, in denen er gegen die Götter des Olymp kämpfte, sind lange vorbei. Ein neues Leben, im fernen Norden, will Kratos beginnen, trifft eine Frau, zeugt einen Sohn. Doch der Tod ist auch in Midgard allgegenwärtig und so ist es der letzte Wunsch seiner Frau, dass er ihre Asche auf dem höchsten Berggipfel verstreut. Widerwillig nimmt er seinen Jungen auf die Reise mit, der sich fortan den Respekt des Vaters verdienen muss. Und der will wiederum nichts von seiner blutigen Vergangenheit nach außen dringen lassen...
Da wären wir wieder, 13 Jahre nachdem David Jaffe mit seinem Team den Gott des Krieges aus der Taufe gehoben hat. Damals ungläubiges Staunen, was aus der bereits betagten Playstation 2 alles herausgeholt werden kann. Brachiale Gewalt, filmreife Inszenierung, imposanter Soundtrack. Dies änderte sich auch nicht im zweiten und dritten Teil, der dann bereits eine Konsolengeneration weiter erschien. Nun machen wir wieder den Sprung nach vorn, die Geschichte von einst beendet, eine neue Ära beginnt und von seinen Tugenden hat God of War nichts verloren. Diese werden durch neue Mechaniken angereichert und das gesamte Spiel kommt in der Gegenwart an. Man fühlt sich sofort daheim und doch ist dieses Mal alles anders. Dies fängt bereits mit einer veränderten Charakterzeichnung von Kratos an, der nicht mehr der von Zorn getriebene blindwütige Barbar ist, sondern der Wut und Zorn sehr gezielt einsetzt und um neue Facetten angereichert ist.
Die einst sehr lineare Erzählung - welche seinerzeit vor allem durch faszinierende Zwischensequenzen auf Filmniveau geprägt war - weicht einer deutlich offeneren Welt, in der Charakterzeichnung und Dramaturgie eine ganz neue Bedeutung bekommen. Statt linearen Leveln eröffnet Midgard dem Spieler unzählige Möglichkeiten, Gebiete abseits des Hauptplots, versteckte Areale und Sidequests. Damit nähert man sich deutlich stärker den heutigen Open World-Spielen an und verlässt die Pfade des simplen Action-Adventures. Dennoch, wirklich Open World ist das Spiel nie, im Kern bleibt die Haupthandlung linear, aber es fühlt sich alles freier an, weniger diktiert. Dies wirkt sich auch auf die Spielzeit aus. Konnte man die alten Teile geübt in 5-10 Stunden beenden, ist allein die Hauptgeschichte um die 20 Stunden lang und wer alles machen will, ist gut und gern über 50 Stunden beschäftigt.
Die Beschäftigungen fühlen sich anders an, denn zwar prägen Kämpfe auch weiterhin das eigentliche Spiel, aber die Inszenierung ist anders, das Spielgefühl ebenfalls. Zwar gibt es keine klassische Sprungtaste mehr, ein Spielelement, welches die früheren God of War-Teile sehr prägte, dennoch fühlt sich das neue Kampfsystem nicht statisch an, sondern genauso dynamisch wie eh und je. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Interaktion in den Kämpfen zwischen Kratos und Atreus. Atreus lenkt Gegner ab, nutzt seinen Bogen, ist flink, während Kratos für die harten Schläge zuständig ist, mit seinem Schild blockt, Gegner in die Luft wirbelt, seine Axt wirft, Gegner einfriert oder zerteilt. Und gerade die Bindung zwischen Vater und Sohn ist es, die dem neuen God of War diese eigenständige Note verleiht. Auf ihrer beschwerlichen Reise kommen die beiden sich näher
Mit God of War kehrt Kratos endlich wieder mit voller Wucht zurück und was ist das für ein Spaß, sich mit Kratos durch die Gegner zu schnetzeln! Dabei kommt dieses Mal auch die emotionale Komponente nicht zu kurz. Wer sich an griechischen Göttern und Fabelwesen sattgesehen hat, wird sich hier auch an völlig neuen Gottheiten und Monstern erfreuen können, die zeigen, wie detailverliebt Sony Santa Monica zu Werke gegangen ist. God of War ist ein Spiel, welches fesselt und begeistert!
God of War kann für die Playstation 4 gekauft werden