Bewertung: 1.5 / 5
In den Comics ist die dark Phoenix saga ein extremer Slowburner, der sich die nötige Zeit nimmt, die Charaktere zu etablieren, ihre Fallhöhen definiert, Phoenix das Undenkbare machen zu lassen und alle Beteiligten zerstört hinterlässt. Die Geschichte gilt nicht umsonst als eine der größten Superhelden-Geschichten aller Zeiten (nicht nur Marvel oder X-Men, sondern ÜBERHAUPT) und ist daher auch bis heute die am häufigsten verfilmte einzelne Storyline der X-Men.
Folgend also ein Quervergleich von X-Men: The Last Stand mit X-Men: Phoenix mit X-Men: The Animated Series mit der Originalstoryline und die jeweilige Wertung.
Trailer zu X-Men - Der letzte Widerstand
X-Men: The Last Stand
Die totgeglaubte Jean kommt wieder, von der Macht in sich zerfressen, endlich die Fesseln des sich im Griff halten müssens hinter sich lassend. Dabei tötet sie völlig sinnbefreit und Off-Screen Cyclops (weil Marsden zeitgleich einen popeligen Nebenrollen-Vertrag bei WB hatte und FOX deswegen sauer auf ihn war), vernichtet Prof. X und stellt sich dann nahezu katatonisch in einen Wald und wartet bis zum Ende des Films, wo sie ein bißchen durchdreht und von Wolverine aufgeschlitzt wird. In der Zwischenzeit biegt der Film dann mal kurz woanders ab und erzählt die Geschichte einer Corona-Impfung, sorry, falsches Jahrzehnt und falsche Comicverfilmung, einer "Mutationsheilung" und wie immer in diesen X-Men Filmen spielt Magneto mit doppelter Zunge.
Komplett überfrachtet, unkohärent, ohne jegliche Richtung, die Phoenix Story ihres vollen Potentials beraubend ist das ein Witz von einem X-Men Film, der die Phoenix Story fast als verbrannte Erde zurück lässt.
3-4 Punkte, weil die erste Hälfte trotz aller Inkohärenz ein extremes Tempo an den Tag legt und uns deutlich macht, wer die falschen Verträge hat, ist selbst als Cyclops nicht bis zum Ende gesetzt!
X-Men: Dark (?) Phoenix
Sophie Turner, nach Famke Jansen bereits die zweite Fehlbesetzung für Jean Grey, darf nun zu Phoenix werden. Auch sie hat ihre Kräfte nicht im Griff. Aber damit hat es sich dann auch mit den gemeinsamkeiten zum obigen Film. Tatsächlich nimmt sich der Film die Zeit, die ganze Tragik der Figur ergründen zu wollen, zumindest was davon in einem zweistüdnigen Blockbuster möglich ist, der auch noch die in diesem Teil eigentlich völlig überflüssige Jeniffer Lawrence sowie die anderen Charkterbögen beenden muss, die schon seit ein paar Filmen schwelen. Außerdem führt der Film erstmals im Film Franchise Außerirdische ein und geht auf den kosmischen Charakter der Figur ein. Tatsächlich endet der Film im Grunde genommen, noch bevor in den Comics die Dark Phoenix Saga überhaupt hätte angefangen, aber bis dahin wird wirklich gut auf die Geschichte von Jean eingegangen und alles macht von vorne bis hinten Sinn, mit einem bittersüssen Finale, das durchaus auch als Franchise Ende aus dem Hause Fox herhalten darf. Eine adäquate Dark Phoenix saga darf hier nicht erwartet werden, aber es wird deutlich welche Abgründe hier aluern könnten und hier sitzt auch die Charakterisierung der Figuren und alles ist in sich stimmig.
So um die 7 Punkte
X-Men: The Animated Series (derzeit bei Disney+)
X-Men: The Animated Series ist eine hyper-hysterische komplett Over-the-Top Adaption aus den 1990ern der bekanntesten X-Men Storylines und eine Serie, die sich tatsächlich genauso beknackt wie die Comic-Serie komplett der melodramatischen Überhöhung jeglicher Storyline-Szenarien widmet (das ist diesmal sogar positiv gemeint), so dass auf eine gewisse art und weise tatsächlich der Grundcharakter der Comics überraschend ernst eingefangen werden kann. Sicher gibt es die ine oder andere Simplifizierung für die kleinen Zuschauer, die trotzdem von dem ineinander greifenden Schwulst komplett überfordert sein könnten, aber alles in allem ist die Serie schon ziemlich nah an den Comics. Und so verhält es sich auch mit der dark Phoenix saga, welche hier wirklich in epischem Ausmass breit getreten wird (5 teile Phoenix und 4 teile Dark Phoenix Saga), so dass man schon fast gewillt ist, dies als recht akurat anzusehen. Wie gesagt, es gibt ganz klar Simplifizierungen und die Grauzeichnung ist kaum vorhanden, außerdem wird die ursprüngliche Phoenix Charakterisierung der später retconneten Erzählweise geopfert, so dass sehr viel Tragik zugunsten späterer Storylines geopfert wird, und in einer Kinderserie darf eine Heldin nicht das tun, was Dark Phoenix gemeinhin getan hat, aber ansonsten ist das alles recht gut umgesetzt. Nur eben dass die letzte Kosnequenz fehlt, die Zeichnungen eben nicht das Wahre sind, alle Charaktere so extrem überdimensioniert agieren schmälern das Gesehene doch ein bißchen.
Dennoch als Kinderserie bisher die beste Adaption des Stoffes: 7 Punkte - aber da geht sicherlich noch was, mal sehen, ob Feiges Team sich da mal irgendwann rantraut?
Der Comic
In den Comics geht Jean Grey während eines Abenteuers um ihre Teammitglieder zu retten das ultimative Opfer ein, aber sie überlebt in Form der Phoenix, da sie jetzt ihr volles Potential erfassen kann. Mit der Zeit wird sie ohne ihr Wissen telepathisch von Mastermind korrumpiert, der ihr nahelegt, mit ihren Kräften das zu tun, wonach ihr ist, und nicht immer ein gutes Mädchen zu sein, und weckt sukzessive in ihr ziemlich düstere Gelüste, dabei verliert sie auch die Wahrnehmungsfähigkeit ihrer Umwelt und wähnt sich in einer Parallelwelt wo sie eine Art Domina ist und mit Mastermind zusammen. Erst das Töten von Cyclops (den Mann den sie liebt) durch Mastermind auf der Astralebene erweckt Jean wieder und bringt sie zu sich. Sie zeigt Mastermind das Ausmass ihrer Macht, was ihn komplett in den Wahnsinn treibt und sagt sich aber im gleichen Atemzug von den X-Men los, da sie nun eine gänzlich andere Person geworden ist, jemand, der die gesellschaftlichen Fesseln der X-Men nicht mehr ertragen wird können. Sie ist so mächtig, dass sie in ein anderes Sonnensystem fliegt, sich dort an der Sonne labt, bis diese zu einer Supernova wird und einen ganzen bewohnten Planeten mit Mrd. von menschenähnlichen Lebewesen zerstört. Auch wenn es keine Absicht ihrerseits war, bläst man nun zur interglaktischen Jagd auf sie. In der Zwischenzeit können die X-Men Jean wieder zur Vernunft bringen und Phoenix zumindest kurzfristig eindämmen. Aber genau da kommt die Eliteeinheit der Außeriridsichen und es kommt zur alles entscheidenden Schlacht um Jeans Seele. Als Cyclops getroffen wird, entgleitet Jean wieder die Kontrolle und die Phoenix-Persönlichkeit übernimmt wieder die Kontrolle, woraufhin nun auch die X-Men merken, dass sie gestoppt werden muss. In einem letzten Aufbäumen gelingt es Jean doch selbst die Kontrolle über sich selbst zu bekommen und sich vor Cyclops Auge (!) selsbt zu töten.
10 Punkte, und nicht so ohne weiteres als ein popeliger Film zu verfilmen, da hier das wichtigste Merkmal die langsame Korrumpierung von Jeans Seele ist und ihr immer wieder geführter kampf um Kontrolle, der jedoch durch die absolute gottgleiche Macht zum Scheitern verurteilt ist.
Kurze Gedanken dazu:
- Wolverine spielt in dieser saga entgegen der ersten Verfilmung keine sonderlich große Rolle
- Ursprünglich wollten die Autoren Jean davon kommen lassen, aber damals galten andere ethische Grundsätze und es drufte nieamnd davon kommen, der gerade einen ganzen Planeten ausgelöscht hatte. Hierzu nur ein paar Gedanken meinerseits: Galactus existiert viel länger und darf ungehindert ständig davon kommen. Die Chefredakteure jender zeit sind durchaus berüchtigt dafür, sowas zu sein, was man heute als Incels beschimpft, und das sieht man immer wieder in riegndwelchen Storylines jener Zeit: Carol danvers wird vergewaltigt, geschwängert und bekommt eine Gehinrwäsche, die ganzen Avengers wünschen ihr zum Abschied alles Gute mit dem guten Ehemann, Monica rambeau wird als Chefin der avengers regelrecht auseinander genommen, da ein Mann als temachef natürlich die bessere Wahl ist. Und dark Phoenix als eine neue Göttin darf einfach nicht davon kommen. Sowohl Claremont als auch Byrne, beide bekannt dafür starke Frauenfiguren zu kreieren, nahmen sich der Aufgabe an und zauberten ein herzzereissendes Finale, das der Originalidee in seiner vollen epischen Tragik in Nichts nachsteht.
- Jahre später gab es einen ziemlich diffusen retcon, der noch heute weiter gesponnen wird und womit die ganze inhärente Tragik dann natürlich nichtig gemacht wird: Es war nie Jean, sondern ein außeriridisches Wesen, das Jean in ein Cocon gepackt hatte und ihren Platz eingenommen hatte um menschliche Emotionen kennen zu lernen. Und deshalb war sie auch anfällig für Masterminds manipulationen blablabla. Eines der Probleme hierbei ist, dass kaum ein Autor das Prinzip der Phoenix gleich versteht und jeder daraus dann seine eigene Story spinnt und wodurch das Ganze immer verwässerter wird bis Dünnschiss trinkbar wird...
Wie auch immer, das war nur ein kleiner Exkurs in Richtung X-Men Dark Phoenix Saga - wer hierdurch Lust darauf bekommt, sollte sich unbedingt die paperbacks besorgen und das Zeugs lesen anstatt eine halbgare Verfilmung nach der anderen zu sehen. Als Komplettist der X-Men musste ich es über mich ergehen lassen, aber das müsst ihr ja nicht ;-)