Ähnlich wie schon Bates Motel zählte die Prequelserie Hannibal zu den berühmten Hannibal Lecter-Filmen zu den meist erwarteten Serienstarts in den USA, und besonders kribbelig wars für NBC, die nach der Do No Harm-Schlappe langsam einen Erfolg brauchen. Trotz des nicht gerade besten Sendeplatzes am Donnerstag waren die Ratings für die Pilotfolge "Apertif" ganz gut, wenn auch nicht schon zum Jubeln. NBC machts schlau und zeigt den Pilotfilm am 10. April gleich noch einmal, um so denjenigen, die es verpasst haben, eine zweite Chance zu geben. Zudem stand der Pilot nach der Ausstrahlung eine Weile online - leider nur in den USA.
Die meisten Reviews erzählen nur Gutes, ohne dabei jedoch in Begeisterung auszubrechen - nach dem Motto "guter Start, nun abwarten, was kommt". Hugh Dancy (King Arthur) hat als purer Empathiker Agent Will Graham einen guten Job gemacht: als neu hinzugezogene Hilfe soll er für das FBI in der Ermittlung eines Mordfalls sich in einen Psychopathen hineinversetzen, diese ausgeprägte Gabe ist zwar nützlich, jedoch hat Will sie nicht ganz unter Kontrolle beziehungsweise zahlt dafür einen hohen Preis: schweißgebadete Nächte voller Albträume und Angst und insgesamt ein arg instabiles Gemüt.
Technisch werden Wills Mind-Trips ein wenig à la Sherlock gelöst, traumhafte ästhetische Sequenzen, ohne dabei zu comichaft rüberzukommen, andererseits hält sich die Gewaltdarstellung in Grenzen, obwohl viel Blut fließt und spritzt.
Mads Mikkelsen (Casino Royale) als Dr. Hannibal Lecter wird recht spät hinzugezogen, doch sein dänischer Stil kam als neuer Lecter-Darsteller gut an. Nachdem klar wird, dass Will allein überfordert ist, seine Mind-Trips eine Gefahr für ihn sind und der Täter wahrscheinlich ein Kannibale ist, kommt Hannibal Lecter ins Spiel - und kann es natürlich nicht lassen, alle um sich rum zu analysieren und mit ihnen seine Spiele zu treiben, worauf Will nicht gerade amused reagiert. Jedoch kommt das Ganze eher dramatisch denn horribel schockierend rüber - man darf gespannt sein, in welche Richtung Bryan Fuller (Pushing Daisies) die Serie auf Dauer gehen lassen wird.
Dennoch kommt Hopkins-Nostalgie auf, wenn sich Lecter genussvoll lächelnd zu klassischer Musik eine liebevoll zubereitete Lunge gönnt... visuell Lecters Gesicht halb verborgen im Schatten, wie man es aus den Filmen kennt und liebt. Da sein Auftritt insgesamt vorerst dennoch kurz war, wird abzuwarten sein, ob Mikkelsen Hopkins das Wasser auf Dauer wirklich reichen kann, denn zum Fürchten ist er vorerst noch nicht so ganz.
Matrix' "Morpheus" Laurence Fishburne als Jack Crawford ist ebenfalls überzeugend und wahrlich dominant, da wird gespurt, wenn er einmal den Befehlston anschlägt. War aber auch nicht anders zu erwarten. Caroline Dhavernas (Wonderfalls) als Dr. Alana Bloom ist diejenige, die Crawford warnt, Graham nicht zu nah kommen zu lassen, ihn nicht zu tief in das Psychopathen-Denken eintauchen zu lassen. Sie hatte nur wenig Screentime, auch da bleibt abzuwarten, welche Kontur ihre Figur noch gewinnen wird.
In jeder Folge von Hannibal soll ein Fall gelöst werden, im Pilot sorgte Lecter auf seine Art für die Lösung... man darf gespannt sein, wie das Spiel zwischen Will und Lecter weitergehen wird. Nachdem NBC also nächsten Mittwoch die Pilotfolge wiederholt, geht es Donnerstag, 11. April, dann mit Episode 2 "Amuse-Bouche" weiter. Über einen Deutschlandstart ist noch nichts bekannt.
Hier der Promo-Teaser für die zweite Folge wie auch als Kurzausblick auf die gesamte Staffel - in der man für einen kurzen Moment auch "Scully" Gillian Anderson zu sehen bekommt - sie wird jedoch erst in Folge 7 erstmalig auftauchen.
Danke für den Hinweis, Lady3Jane!
