In Braunschlag, einem kleinen Ort im Waldviertel nahe Tschechien, herrscht tote Hose. Alle Versuche von Bürgermeister Gerry Tschach (Robert Palfrader), Geld in die leeren Kassen zu pumpen, sind gescheitert. Als seine Gemeinde endgültig pleite ist, hilft nur noch ein Wunder: Gemeinsam mit seinem besten Freund, dem Discobesitzer Richard Pfeisinger (Nicholas Ofczarek), kommt er auf die Idee, eine Marienerscheinung vorzutäuschen. Zunächst scheint die Rechnung aufzugehen, scharenweise Touristen strömen nach Braunschlag und lassen das insolvente Städtchen wieder aufblühen. Doch es dauert nicht lange, bis Tschach und Pfeisinger die Lage entgleitet und sich ihr Wunder ins Gegenteil verkehrt...
Um die österreichische Provinz-Satire Braunschlag mögen zu können, benötigt es 3 Grundvoraussetzungen:
1) Absolut nichts darf einem an der katholischen Kirche heilig sein.
2) Die Demontage und Verballhornung jedweder staatlichen Autorität aus Legislative und Exekutive wird als Grundnahrungsmittel anerkannt.
3) Keine Angst vor „Keller-Witzen“.
„Mögen“ heißt aber noch lange nicht „verstehen“. Der „Ösi-Slang“ ist durch nichts übersetzbar, da damit nicht nur Wörter, sondern auch Stimmungen transportiert werden. Ein „Oarschloch“ ist etwas anderes als ein „Ars*hloch“. Sowohl Synchronisation als auch UT wären sinnentstellend, und so sind entsprechende Sprachkenntnisse unabdingbar, um den Dialogen folgen zu können.
Des weiteren strotzen die 8 Folgen nur so von Anspielungen auf tatsächliche Ereignisse/Eigenheiten (kriminalgeschichtliche, gesellschaftlich-kulturelle) der Alpenrepublik, kein Wunder, dass die Serie nur auf einem deutschen Spartenkanal zu sehen ist. Die deutsche Zielgruppe dürfte eine überschaubare Größe einnehmen.
Wer mit dieser Art von respektloser Schmähsatire warm werden kann und vor derbstem Ösi-Dialekt nicht zurückschreckt, für den ist Braunschlag allemal ein Riesenspaß. Sprüche zum Zungeschnalzen und exzellent besetzte Hauptrollen sorgen für ein diebisches Vergnügen, kein anderes Land auf der Welt geht so leidenschaftlich mit sich selbst ins Gericht. Im Vergleich dazu hat die deutsche Satirelandschaft, welche Kanonendonner mit einem Unterwasserfurz verwechselt, mächtig Nachholbedarf.
Da macht es dann auch gar nicht so viel aus, dass die Story über ein herbeigezaubertes „Marienwunder“, welches den Bürgermeister und seinen Saufbuddy von Schulden bei der Mafia befreien soll, mitunter doch reichlich wirr und mit unzähligen Nebenhandlungen erzählt wird, was sich gegen Ende nur sehr leidlich zusammenfügt.
Eine gelungene Satire erkennt man daran, dass die Überzeichnung der Wirklichkeit die Wirklichkeit nicht bis zur Unkenntlichkeit entstellt, sondern diese erst sichtbar macht. Und so schrullig, „pervers“ und „abartig“ die Bewohner des imaginären Braunschlags auch sein mögen – irgendwie kommen viele von ihnen einem beim Blick in den Spiegel doch sehr bekannt vor.