
Bewertung: 2.5 / 5
Vor drei Jahren kam es zu einem Zwischenfall, in einem Gebiet, das nun als Area X bekannt ist. Nun soll die geheime Regierungsorganisation Southern Reach herausfinden, was in dem ehemals besiedelten Gebiet vorgefallen ist. Mehrere Expeditionen entsandt die Organisation dorthin, von denen nur ein Soldat namens Kane (Oscar Isaac) lebend zurückkehrte. Ein neues Team aus Wissenschaftlern um Lena (Natalie Portman), Anya Thorensen (Gina Rodriguez), Cass Shepard (Tuva Novotny), Josie Radek (Tessa Thompson) und Leiterin Dr. Ventress (Jennifer Jason Leigh) soll nun endlich herausfinden, was passiert ist.
Das Science-Fiction-Kino der 2010er Jahre ist eigentlich ein Spannendes Unterfangen während die Masse ob ständiger Reproduktionen mit Werken wie Star Trek (2009) oder Star Wars: Das Erwachen der Macht (2015) gefoltert wurde, befassten sich vornehmlich die großen Mainstream-Regisseure Christopher Nolan und Denis Villeneuve mit Sinn-Fragen und Realpolitik. Unter sie mischte sich aber spätestens zur Mitte des Jahrzehnts noch ein ganz anderer Geselle. Denn mit Ex Machina (2015) schuf Regisseur und vor allem Drehbuchautor Alex Garland einen Film, der von der Mehrheit der Presse einhellig als intellektuell stimulierend empfunden würde, der auch in seiner Erzählweise deutlich von anderen Vertretern zu unterscheiden ist. Tatsächlich aber werden dortig gestellte Fragen nicht gerade so beantwortet, daß man nun erstaunt wäre. Kurz um: Es war ein langweiliges Werk, weil man hier altbekanntes aufgewärmt hat. Nun machte dieser Umstand alleine wenig Hoffnung, daß Garland mit seinem Nachfolgewerk Auslöschung etwas auf die Beine stellen könnte, daß wirklich beeindruckt. Und tatsächlich wirkt das Werk zu Beginn eigentlich nicht so. Es geht um eine durchaus solide spinnende Frage im Kern und es werden genügend Versatzstücke gestreut, daß man zumindest eine moderate Prämisse hat. Insofern könnte das ja durchaus etwas geben, oder?
Trailer zu Auslöschung
Nun, die Antwort darauf ist leider schmerzlich traurig. Denn Auslöschung ist in seiner Ausführung dermaßen artifiziell und gleichzeitig pseudo-künstlich aufgeblasen, daß man nicht nur als Person seichteren Gemütes schnell die Fassung verliert, sondern auch generell einfach kein Interesse daran hegt, was mit diesen Figuren passiert. Die Metapher dahinter ist nicht uninteressant. Man beobachtet hier quasi nur vom Leben gezeichnete Personen, die auf eine in der Nähe liegende Endlichkeit blicken. Die Frustration über den Verlust geliebter Menschen, oder die eigene Endlichkeit ist hoch und man hat dennoch immer wieder den Eindruck, man sähe hier Menschen, die zu großen Teilen für ihr eigenes Schicksal verantwortlich sind. Sofern man das denn im Falle einer Borderline-Störung sagen kann. Garland ist hier virtuos darin, professionell zu langweilen. Denn ja, natürlich empfinden wir Trauer und Verlust ist etwas, dem wir nie Herr werden können. Der Tod ist kein wissenschaftliches Phänomen, daß mit einem einfachen Verfallsdatum erklärt werden kann. Daher glaubt man in diesem Werk auch eine tiefschürfende Philosophie, indem man Verstandesmenschen, emotionalem gegenüberstellt. Damit zeigt sich aber auch, daß Garland keineswegs ein verkopfter intellektueller ist, sondern viel mehr jedwede rationale Begründung dessen ablehnt. Oder er manipuliert ganz einfach mit Kitsch. So oder so, klug wird man hier nicht.
Dabei ist es schon ein erstaunliches Bild, grundsätzlich solche, völlig zerstörte Figuren in den Mittelpunkt zu rücken. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und niemand wird davon klüger. Leid ist ursprünglich, klar und man kann es auch verstehen. So wie man auch im Subtext versteht, daß Auslöschung sich mit einem Selbstzerstörungstrieb der Menschen befasst. Garland zeichnet hier kaputte Figuren, die vom Leben gezeichnet sind und damit ironischerweise nicht nur ihr eigenes Leben, sondern das Leben generell beenden wollen. Denn ja, als Metapher auf Umweltkatastrophen funktioniert Auslöschung ebenso. Es ist hier ehrlich, von einer kaputten Gesellschaft zu berichten, die nichts als Zerstörung kennt. Der Mensch ist vielleicht einfach so geprägt und zu dumm, aus seinen Mustern auszubrechen. Das mühselige ist, daß das offenkundige als große Weisheit verschachtelt wird. Es wird hier so getan, als läge darin irgendeine Form von Erkenntnis. Doch so ist das nicht, immerhin kam auch ein Roland Emmerich mit Werken wie 2012 (2009) bereits auf solche Ideen. Dystopisch ist das vielleicht noch nicht ganz, aber sicherlich nahe dran. Unterdessen spielt Garland hier immer wieder mit Genres. Indem er kontrastreich erzählt und einen langsamen Aufbau zeichnet, erinnert das Werk stellenweise an einen Horrorfilm. Durch die verworrenen Bilder, die bewusst grauenhaften Effekte, soll hier die Realität in Zweifel gestellt werden. Eben, wie beim Horror.
Dennoch macht Auslöschung trotz dieser Ideen und eines sehr namhaften Casts leider erschreckend wenig mit dem Zuschauer. Man wird hier belehrt und der Film versucht sich damit zu rechtfertigen, daß er altbekanntes nicht offenkundig zur Schau stellen will. Dummerweise wird es dadurch genau das, was es nicht sein will. Denn hier fehlen eindeutig Finten und Seitensprünge jedweder Art. Vor allem aber mangelt es an Charakter. Nicht in der Geschichte, aber in den Figuren. Und so scheitert man hier grandios daran, irgendwie immersiv oder spannend zu sein.
In Auslöschung geht es vornehmlich um Trauer und Selbstzerstörung. Unterdessen kommt die Geschichte und das, was eigentlich spannend sein soll, komplett zum Erliegen. Garland glaubt eine Erkenntnis im Auserzählten zu haben, die aber nicht vorhanden ist. Einzig das Schauspiel verhilft dem Film hier zu anderen Möglichkeiten, die aber nie gänzlich genutzt werden.


