
Bewertung: 3 / 5
Nachdem sie von normalen Schildkröten zu Mutanten. Ninjas wurden, beschäftigen sich Leonardo (Mark Caso), Michelangelo (Michelan Sisti), Donatello (Leif Tilden) und Raphael (Kenn Scott) nach wie vor mit ihrer Vergangenheit. Als ihre Freundin, die Reporterin April ONeil (Paige Turco) eines Tages von den kriminellen Machenschaften eines Chemiekonzerns berichtet, wissen die vier, wer für ihre Verwandlung verantwortlich ist. Ebenso erfährt der Schredder (François Chau) von dieser Tatsache und möchte nun selbst einige Mutanten schaffen, um Rache an den Turtles nehmen.
Die Interaktion zwischen Filmprodukt und Zuschauerschaft sollte in der Regel nicht gegeben sein. Ein Künstler sollte das Recht haben, in einen blitzeblanken weißen Raum zu scheißen und damit eine Fragestellung aufzuwerfen. Nur leider ist das ja eher selten der Fall. Also nicht das mit dem Scheißen, sondern die Metapher dahinter. Und so zeigt sich vor allem immer wieder an Produkten, die gerne von Kindern rezipiert werden, daß das Studio irgendwann einlenkt und die Tonalität der gesamten Reihe zugunsten von Profit anpasst. Auf Batmans Rückkehr (1992) folgte Batman Forever (1995) und auf Turtles (1990) folgte eben Turtles II – Das Geheimnis des Ooze. Es ist sozusagen eine weichgespülte Variante der Mutanten-Schildkröten, die zwar im europäischen Raum sowieso nicht besonders an einer Auflockerung litten, aber in jedem Fall inhaltlich sehr banal daherkommt. Nun klar, der Vorgänger war, was seine Geschichte angeht und auch die Metaphern dahinter ebenfalls nicht sehr tiefsinnig. Nun muss das also grundsätzlich auch nicht sein, denn der Kern liegt ja eigentlich auch bei etwas gänzlich anderem. Und das ist irgendwo wohl die Unterhaltung.
Zu Beginn beobachtet man, wie die Ninja Turtles ihr Messie-Dasein in der Wohnung der nun erfolgreichen Reporterin April O’Neal fristen und den ganzen Tag eigentlich nichts anderes tun, als Pizza zu essen. Unterdessen arbeitet O’Neal und ist frustriert, daß die Turtles ihr ihre Wohnung so vermüllen. Und zu allem Überfluss hält sich Splinter den halben Tag über auf dem Dach auf, meditiert und denkt nach und kommt nur mal runter um weise Kalendersprüche fallen zu lassen und den Turtles irgendwas von ihrer Aufgabe und Bestimmung im Leben zu erklären. Allein die Wiedergabe dieses Anfangsszenarios wirkt so absurd, daß man nicht anders kann, als in Turtles II – Das Geheimnis des Ooze eine unfreiwillige oder freiwillige Komödie zu sehen. Es ist ein Film, in dem Mutanten-Schildkröten mit Abstand nicht das albernste sind und das, will etwas heißen. Mehr noch als Film funktioniert dieses Werk ohnehin über einen gewissen Zeitgeist. Das zeigen nicht nur die unbeschwerten Bilder der Stadt, die so sehr mit den 1990ern verhaftet sind, sondern auch ein relativ großer Auftritt von Rapper Vanilla Ice. Das man hier pädagogisch alles zusammenbringt, was die Kids belehren könnte, ist an Cringe-Faktor nicht mehr zu überbieten, sorgt aber eben auch dafür, daß man den Film einfach nur herrlich findet. Danke Frau Daubner.
Dabei sollte wohl zunächst das titelgebende Ooze hier für den Zuschauer tiefergehend erläutert werden. Da allerdings hält sich der Film sehr zurück, weil der Aufhänger der Geschichte und auch die Geschichte selbst nur Mittel zum Zweck zu sein scheinen. Eigentlich geht es hier um nichts, als darum, die MTV-Generation so gut wie möglich in Szene zu setzen. Konflikte sind albern, die Sprüche sind albern, die Attitüde ist albern und dennoch hat man daran irgendwo Spaß, weil man auch die Frage in den Raum werfen könnte, ob die Macher dahinter nicht alle vollkommen bekifft waren. Das hier ist experimentierfreudig und irgendwo gewagt, wenn es darum geht, ein großes Mainstream-Produkt zu sein. Nun klar, man könnte das auch als reine Zensur betrachten und den Film ob seiner fehlenden Ernsthaftigkeit und Gewalt kritisieren. Doch die Gesamtmischung aus all den Nuancen, die hier geboten wird, ist so herrlich, daß man das schnell wieder verzieht. Man sitzt da mit offenem Mund und kann das eigentlich kaum greifen, was sich die Macher dahinter so haben einfallen lassen, um die Kids abzuholen. Nun hat man an anderen Stellen aber durchaus gelernt. Auch wenn nicht ganz klar ist, was etwa ein Shredder überhaupt will, so muss man sagen, daß sein Kostüm entweder nur noch halb so peinlich ist, wie im Vorgänger, oder gar doppelt so peinlich. Wie man das sieht, bleibt dann wohl jedem selbst überlassen.
Erstmals bekommen die Turtles hier auch ihre etwaigen Charakteristika. Zumindest zu einigen Teilen. Klar ist, daß der Film gekonnt leistet, daß die Figuren sich unterscheiden, wenngleich es darum im Kern auch gar nicht geht. Es sind eher die Choreopgraphien, die den Film so beeindruckend machen und anhand der Sets, spürt man den Geist vergangener Tage. Das ist dann natürlich auch alles recht schnell passiert und macht eine Menge Freude.
Großartig tiefsinnig oder einen bleibenden Eindruck hinterlässt Turtles II – Das Geheimnis des Ooze eigentlich nicht. Es ist irgendwo ein B-Movie mit Charme, der ob des Zeitgefühls, daß er einfängt zu überzeugen weiß.
