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Rebecca

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Rebecca Kritik

Rebecca Kritik

Rebecca Kritik
0 Kommentare - 05.05.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Rebecca" ist.

Bewertung: 4 / 5

In Monte-Carlo lernt eine junge, schüchterne Frau (Joan Fontaine), den reichen Witwer Maxim de Winter (Laurence Olivier) kennen. Bei beiden funkt es sofort und so heiraten sie spontan. Zusammen mit seiner neuen Frau zieht de Winter nach Cornwails. In Augen der Haushälterin Mrs. Danvers (Judith Andrews) wird die neue Ehefrau der alten niemals das Wasser reichen können, was sie auch deutlich zu spüren bekommt. Auch allgemein scheint die verstorbene Rebecca de Winter auf dem Anwesen immer noch allgegenwärtig zu sein.

Ein einsames Haus in vollendeter Pracht. Dort lebt ein Mann, der den Tod seiner Frau betrauert und dann kommt da eine neue Frau. Er zieht sie quasi an sich, nimmt sie ein und setzt sie in dieses Haus, voller Diener und Mitarbeiter, die sie misstrauisch beäugen. Es ist ein Erdsatz, der sich da auftut und der sich auch in der Benennung der Figur von Joan Fontaine finden lässt. Denn sie hat keinen Namen, sie ist die Frau und als die Frau ist sie natürlich irgendwo ein nettes Beiwert zum dominanten und vereinnahmenden Mann. Dabei kommen in Rebecca gleich so viele Widersprüche auf, die einem das Sehgefühl trüben. Was genau passiert ist, will der Film nicht sagen. Was genau dieser Mann von genau dieser Frau möchte, will der Film nicht sagen. Was diese Frau bei diesem Mann hält, will der Film nicht sagen und dann sind, da noch die ganzen Angestellten in diesem Haus, die diese Frau kritisch betrachten, sie fast verabscheuen. Nun, es ist wohl kein Geheimnis, aber der Film wird auch das nicht wirklich beantworten. Bei Rebecca muss man sagen, ist jede herkömmliche Analyse oder Herangehensweise durchaus lustlos. Normale Filme erzählen meist stumpfe Geschichten, in denen Figuren einen metaphorischen Wert haben. Hier allerdings bleiben die Figuren nur Metaphern, was das Seegefühl schon ein wenig trübt und in jedem Fall beeinflusst.

Nun ist Rebecca auf der anderen Seite aber dennoch ein faszinierender Film, weil er aus einer scheinbar minimalen Prämisse, mitsamt clever verteilten Nuancen einen Film macht, über den es sich zu reden lohnt. Da wäre also diese Frau, die interessanterweise aus ganz anderen Kreisen stammt als Maximilian de Winter. Sie ist vermutlich eine Arbeiterin im klassischen Sinne, während er einfach ein reicher und mächtiger Mann ist. Mitunter erinnert diese Prämisse so ein wenig an Der große Gatsby (2013), wobei von verträumter Romantik hier eigentlich nie die Rede sein kann. Und so betritt diese Frau das Anwesen, alles dort erinnert an die Verstorbene, jedes Gemälde, jeder Blick und die Kleider, die sie tragen wird. Hin und wieder streut Hitchcock Referenzmaterial, Erinnerungen an die Vergangenheit und die Frage bleibt, ob es sich hierbei um eine ganz seltsame Form der Trauer durch de Winter handelt, oder doch etwas Liebe darin steckt. Das skandalöse seiner Zeit ist der Tod in der Familie in der Ehe. Es wird nie direkt geklärt, ob dieser Mann etwas mit dem Tod seiner Frau zu tun hat, aber die Annahme dahingehend ist durchaus nachvollziehbar. Dadurch kommt aber auch eine ungemeine und durchaus typische Idee von Hitchcock zutragen. Immerhin ist Hitchcock dafür bekannt, die Frage nach dem Mörder in seinen Thrillern nicht als zentrales Motiv zu verwenden. Werke wie etwa Cocktail für eine Leiche (1948) oder Bei Anruf Mord (1954) unterstreichen diese These.

Dann wiederum ist aber die Frage, wovon dieser Film eigentlich handelt. Nun zum einen ist hier eindeutig das Verhältnis zweier unterschiedlicher sozialer Klassen zu finden und dann spielen die Themen Dominanz und Vereinnahmung eine große Rolle. Wenn man psychopathologisch vorgehen wollte, könnte man in Rebecca eine große Projektionsfläche für Hitchcock selbst hineinlesen. Das ist aber ehrlich gesagt minder spannend. Die Präsenz der Toten ist das ausschlaggebende Thema in Rebecca. Es gibt nämlich dadurch auch für Maxim de Winter nie einen Abschluss mit dieser Person. Und das spürt das gesamte Haus. Mitunter die Mitarbeiter, wie auch das Haus als Person selber. Dadurch nimmt der thematisch einige Themen des Horrorkinos späterer Jahre auf, dekonstruiert und wirft einen zynischen Blick auf die Ehe als Konstrukt. Oder besser gesagt, das gesellschaftliche Leben in Ordnung. Ja, man hat hier ja im Prinzip ein Paar, daß in der Form nicht mehr existiert und insofern ist es nur logisch, daß Maxim versucht, die „alte Ordnung“ wieder herzustellen. In seiner Zeit ist Rebecca damit sicherlich skandalös, wobei man das auch streichen könnte. Gibt ja immer noch genügend Geister, die lieber unter der Sonne verbrennen als sich unter den Schirm zu stellen. Insofern ja, damit ist Rebecca sicherlich ein zeitloser Film. Wobei natürlich alle Vermutungen, die man zum Film anstellt, eben dadurch, daß eine Geschichte hier quasi irrelevant ist und auch nie aufgelöst wird, am Ende des Tages Vermutungen bleiben.

Hitchcock versteht sich sehr gut darin, dem Zuschauer primär ein Gefühl, als eine Geschichte oder Botschaft zu vermitteln und dadurch bleibt Rebecca auch in der Filmgeschichte ein außergewöhnlicher Beitrag. Unweigerlich muss man das große Böse in eine Struktur lesen. Oder man wagt den Zugang über Überirdisches. Das ist nichts für mich. Die Frage ist, ob hier das Problem ist, daß diese Person de Winter den sozialen und gesellschaftlichen Anforderungen an ihn nicht standhalten kann, oder will. Nach außen wirkt er eigentlich wie der Täter, aber er könnte genauso gut das Opfer sein. Denn immerhin hat es seine Frau geschafft über den Tod hinaus alles in seinem Leben zu kontrollieren, wodurch er selbst eine neue Frau in diese Frau verwandelt. Das ist eine wechselseitig toxische Beziehung, die sich hier offenbaren könnte. Und dann wäre natürlich die einzige Lösung für Herrn de Winter die Flucht aus seinem bisherigen Leben. Die ihm vielleicht nicht gelingt oder gelingen will. So oder so bleibt das mysteriös.

Der Einfluss einer Toten auf das Leben. Die Verarbeitung von Trauer, oder doch die Vereinnahmung der Gegenwart? Hitchcocks Rebecca ist ein zutiefst mysteriöser Film, der vielleicht nie ganz ergründet werden kann. Dadurch wird er spannend, wenngleich auch etwas zäh. Aber das verzeiht man ihm gerne, denn er ist eben ein zeitloses Werk über zeitlose Fragen, die man nur noch mit Nachdenken beantworten kann. Oder auch nie.

Rebecca Bewertung
Bewertung des Films
810

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