"Ich bin vom Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt..." singt die fesche Lola nur leicht bekleidet auf der Bühne des "Blauen Engel". Angewidert und erzürnt stellt Professor Unrath Lola wegen "Verführung" seiner Schüler zur Rede, während sie sich unter seinen begieriger werdenden Augen für ihren nächsten Auftritt umzieht. In diesem Moment nimmt sein Leben eine jähe Wende...
Der erste Tonfilm mit Marlene Dietrich, der zugleich ihren filmischen Durchbruch darstellt, zu der Zeit drehte sie zudem noch in Deutschland, bevor sie dann in die USA emigrierte. Nichtsdestotrotz ist hier für mich Emil Jannings die strahlende Schauspielkraft, wie gewohnt eine Megaperformance als Lehrer, manisch Verliebter und Wahnsinniger. Des weiteren wissen die expressionistischen Kulissen, die den Geisteszustand des Lehrers wiederspiegeln, atmosphärisch zu gefallen.
Leider hat mir "Der blaue Engel" insgesamt nur bedingt zugesagt. Es ist schon ein sehr konservativer Film, der einen pedantischen und autoritären Lehrer dafür bestraft und zugrunderichtet, dass er sich vollumfänglich mit einer Varietésängerin einlässt und für sie und die Liebe seinen Beruf und seine gesellschaftliche Stellung aufgibt. Anscheinend wurde hier die Romanvorlage, eine Gesellschaftssatire über das deutsche Bürgertum, vollkommen umgekrempelt beziehungsweise "auf rechts" gezogen.
Meine Bewertung"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."