Kritik: Aquaman von sublim77

@ sublim:

War auch keineswegs als Angriff auf dich gemeint oder generell als Kritik an deiner Review im speziellen. Ich kenne das Gefühl ja - ich hab ja z.b. monatelang BvS verteidigt, den ich einfach klasse fand.

Es ging mir um die allgemeine Stimmung gegenüber Blockbustern und die Bereitschaft eben auch durchschnittliche Filme zu schlucken und abzufeiern. Das macht mir als Film-Fan sorgen. Zumal ich ja auch die gut gemachte Variante solcher Filme (z.b. Dr. Strange macht ja im Grunde nichts groß anderes als Iron Man - macht den Film aber nicht schlechter, weil er in dem was er tut stringent ist und funktioniert) gerne sehe. Aber es wird halt zunehmend weniger Substanz in die Drehbücher gepackt und einzig Audiovisuell wird versucht mit vieeeel Spektakel und bunten Bildern vom Stumpfsinn der Drehbücher abzulenken.

Ist völlig Okay sowas zu mögen, aber es wird problematisch wenn man aufhört die Probleme wahrzunehmen. Denn viele der Kritikpunkte haben mit "Geschmack" dann nichts mehr zu tun sondern mit Handwerk. Dostojewski kann mir z.b. Weniger gefallen als Dan Brown - trotzdem sehe ich, dass Brown einfach im Grunde nen miesen Stil hat mit seinem "Ein Cliffhanger jagt den nächsten"-Schreibstil. Bei Filmen ist es eben ähnlich - und auch als Fan bunter Bilder und doofer Unterhaltung sollte ich doch sehen können, wenn da kein Fleisch am Knochen ist, sondern ich nur die Gewürze abnuckel.

@Silencio:

Jetzt wo du es sagst...Ja das wäre möglich und würde Manta zumindest erklären. Ist mir nicht mal bewusst aufgefallen, weil es so platt übergangen wurde und er so wenig Relevanz im Plot hatte..

Nebenbei: wurde irgendwo erklärt warum der Kerl ne Art Iron Man für Arme war der atlantische Technologie so problemlos umbauen konnte?

@ sublim77

Hut für deine Ausführungen, die ich nicht besser hätte formulieren können.

@ ZSSnake

"Freut mich natürlich sehr, dass euch allen der Film so gut gefiel. Lässt mich aber, ebenso wie Tim (Hut btw), daran zweifeln, ob das heutige Kinopublikum gute Filme überhaupt noch erkennen kann, oder viele sich einfach nur noch von massenhaft CGI und ADHS-Bildern so einlullen lassen, dass sie bereitwillig über alle Probleme eines Films hinwegsehen."

Nun, diese Frage ist eigentlich ziemlich beleidigend und beinhaltet die unterschwellige Behauptung, dass Menschen, die Aquaman und Co. extrem toll finden, zu "dumm" sind, um "Qualität" noch zu erkennen. Das nehme ich so nicht hin. Wenn ich Filme schaue, dann steht bei mir die Unterhaltung immer im Vordergrund, und nicht die Qualität des Drehbuchs, die Menge an Plotholes oder die Motivationen der Charaktere oder gar die Kunst oder Botschaften "hinter" den Kulissen. Das heißt aber nicht, dass ich nicht in der Lage bin, die Qualitäten eines guten Films zu schätzen, wie sie "Herr der Ringe", "Gladiator", "Braveheart" oder die "Dark Knight-Trilogie" bieten. Trailer verraten mir bereits, worauf ich mich einlasse und was ich vom Film grundsätzlich zu erwarten habe. Beim Trailer zu Aquaman wusste ich bereits, dass ein perfektes Drehbuch, eine perfekt ausgearbeitete Story und tiefe Charaktere und Dialoge mit tieferem Sinn nicht zum Menü gehörten, daher gehe ich auch gänzlich anders an den Film heran. Wie gesagt, wenn ich eine Pizza bestelle, erwarte ich, dass die Pizza schmeckt und dass die Zutaten frisch sind, aber ich erwarte niemals ein Meisterwerk an Geschmackserlebnissen, denn dazu ist nicht einmal die beste Pizza der Welt in der Lage, wenn ich sie mit Dingen wie "Kartoffeln, Senfsoße, diversem frischem Gemüse und einem Lachsfilet" vergleiche. Für mich war Aquaman von Anfang an eine Pizza und kein 5-Gänge-Menü im 5-Sterne-Restaurant. Und die Aquaman-Pizza war eine verdammt leckere Pizza. Punkt. Dafür gibt es eim Bereich der Pizzen nunmal eine entsprechend hohe Bewertung.

Bewertung von Aquaman für sich stehend ohne Vergleiche zu anderen Filmem: 9/10 mit Hang zu 10/10

Bewertung von Aquaman im Vergleich zum 5-Sterne-Menü Herr der Ringe und Co: Nur noch maximal 6/10.

Alles steht und fällt mit der Erwartungshaltung und dem Vergleich mit anderen Filmen.

@zssnake

Ja, das kann man so sehen. Muss man aber nicht. Für mich ist "First man" der Film des Jahres, vllt sogar der letzten Jahre. Dass ich und auch andere sich kaum über den Film hier unterhalten, ist daran geschuldet, dass ihn kaum einer schaut oder es kommt nur:" höhhhhhh, war der lahm! Und der Gosling hat auch nur einen Gesichtsausdruck! Bähhhhhh!" Mehr kommt da nicht! Und warum? Weil wir alle diesen seichten Comicverfilmungswahn unterliegen. Wenn da nicht alles bunt, flach und vorhersehbar ist, dann ist es lam und uninteressant. Und da ist mMn Aquaman anders, viel anders. Er macht für einen Comicfilm alles richtig. Er unterhält, er zeigt nie Dagewesenes, er ist heroisch bis unter die Haarspitzen. DAS WILL ICH BEI EINEM COMICFILM SEHEN! Und er macht es in meinen Augen besser als viele andere. Deshalb auch die gute Wertung und die Begeisterung.

First man kann ich aber nicht mit Aquaman vergleichen, das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Aber beides sind in ihrem Genre und vor allem, was sie sein wollen, jeweils ein Meisterwerk. Zumindest für mich, Sublim77 und halespare4

@ Raven:

Du sagst es selbst - "Alles steht und fällt mit der Erwartungshaltung und dem Vergleich mit anderen Filmen"

Kann ich also als Kritiker hingehen und eine Review schreiben, bei der ich 10/10 für sowas gebe - OBWOHL ich weiß, dass der Film eben keine 10/10 gemessen an anderen Filmen oder gar Genrevertretern ist?

Das ist ja der Unterschied zwischen ner Kritik und nem Opinion Piece. Wenn ich ein völlig subjektives Loblied singe und dann 10/10 drunter schreibe ist das keine Kritik, umgekehrt kann halt ne Kritik ihrem Anspruch nicht genügen vergleichsweise sachlich die Qualität eines Produktes einzuordnen, wenn sie sich weigert objektiv zu sein.

Die Diskussion lief hier mehrfach, auch zuletzt eben im Bezug auf Aquaman. Der Kritiker muss sehen, verstehen und kommunizieren können was an etwas (Film, Roman, Musik, Kunst - völlig egal) nicht funktioniert. Ob er es anschließend persönlich trotzdem toll findet, weil ihn unterschiedliche Aspekte daran subjektiv eben ansprechen ist dann ein ganz anderes Thema.

Hat schon nen Grund, dass ich versucht habe unter meiner Kurzreview ne "Wertung" für beide Fraktionen abzugeben.

Und wenn man sich den Schuh anziehen will, dann ja, gehört man zum "Problem" dazu. Weiß man allerdings, dass man imstande ist gute und mittelmäßige Filme voneinander zu trennen, braucht man sich doch keine Gedanken um meine Einordnung zu machen und sich schlicht nicht angesprochen fühlen.

Nur muss ich mich für ne Position entscheiden. Entweder erkenne ich Kritik an etwas an und diskutiere sachlich (ohne dauernd "Geschmack" vorzuschieben, kompetente Umsetzung ist keine Geschmackssache sondern sicht- und bewertbar) oder ich sage mir "pfeif drauf, ich fands geil". Beides zusammen wird nie eine Diskussion zustande bringen, weil wir dann über zwei grundverschiedene Dinge sprechen.

Und wenn du persönlich nun immer nur im Kino sitzt und jeden Film als abgekapselt von über 120 Jahren Filmgeschichte "für sich allein" anschaust und bewertest und dir das genügt, ist das deine Sache. Aber dann reden wir nicht mehr über Filmkritik, sondern lediglich über Geschmack, über den sich nicht streiten lässt.

@ Musashi:

Als Hobbykritiker und Filmfan möchte ich nach Möglichkeit den Anschluss nicht verlieren. Daher habe ich mir eine Unlimited Card zugelegt, daher schau ich mir praktisch alles an was geht. Um ein möglichst vollständiges Bild der aktuellen Kinolandschaft zu haben, kann ich nicht einfach Sachen auslassen, von denen ich mir im Vorfeld bereits denke, dass sie Käse werden.

Also wird auch Zeug geschaut, dass klar als Massenprodukt ausgelegt ist. Und sei es nur, um an der Diskussion auf aktuellem Stand teilnehmen zu können. Alles andere wäre in meinen Augen eben nicht mehr fundiert.

Außerdem hofft ein Teil von mir immer das Beste und ich wäre gerne dabei wenn es dann wider erwarten doch mal passiert

@ Kayin:

Also bei mir ist First Man auf Platz 1 des Jahres, genreübergreifend. Weil er es verdient hat. Aquaman verliert genreübergreifend leider extrem. Einzig der animierte Spider-Man-Film durfte dieses Jahr Comicverfilmungen in meiner Jahres-Topliste vertreten.

@Silencio:

Wahrscheinlich wird in irgendeinem Tie In-Comic gezeigt, dass er zum Piraten-MIT gegangen ist..

Hahaha - möglich. ^^

Und korrekt erfasst - ich hab niemanden als "Dumm" bezeichnen wollen, hab ich ja auch recht ausführlich erläutert inzwischen. Es geht sich eben vorwiegend um diese scheinbare Weigerung Kritik an diese Massenprodukte überhaupt heranlassen zu wollen, solange sie mit "Hirn aus" für 2 Stunden unterhalten konnten.